2. Kapitel - --
Draco starrte verbissen in seinen Tee und trieb den verzauberten Löffel mit Stichen seiner Kuchengabel dazu an schneller umzurühren. Vor allem war er allerdings bestrebt, den Teil des Gespräches auszublenden, in dem seine Mutter ihm die verschiedensten „absolut reizenden“ – und vor allem alleinstehenden - jungen Hexen anpries. Was allerdings recht ermüdend war, da sie das Thema angeschnitten hatte, als er gerade erst mit einem Fuß durch die Tür war und es nicht so aussah, als würde sie irgendwann in näherer Zukunft müde werden. Nachdem er nun mehr schon über drei Stunden lang Empfehlungen hatte über sich ergehen lassen, fragte er sich allerdings so langsam, woher seine Mutter so genau über diese ganzen Mädchen und den Stand ihrer momentanen Beziehungen bescheid wusste... Alles in allem also genau so, wie bei den meisten anderen Gelegenheiten, bei denen seine Mutter ihn nötigte, mit ihr Kaffee zu trinken und „einfach nur zu reden“, während sich sein Vater entschuldigte und Zaubererpoker spielen ging, denn wie er so schön zu sagen pflegte: „So sehr ich deine Mutter auch liebe, das kannst du dir alleine antun. Es ist ja nicht so, als würde sie sich durch irgendetwas davon abbringen lassen.(Patentiertes Malfoy-Grinsen hier einsetzen)“ Draco überlegte gerade, ob er es wagen konnte, sich ein Stück Kuchen zu nehmen, ohne die Aufmerksamkeit noch mehr, als schon ohnehin, auf sich zu ziehen, als Narzissa ihn mit geschürzten Lippen anschaute. „Draco, Liebling, hast du auch nur bei einem Wort, das ich in der letzten halben Stunde gesagt habe, zugehört?“ fragte sie in dem missbilligenden Tonfall, den sie ihm schon hatte zuteil werden lassen, als er als kleiner Junge ihren Zauberstab stibitzt hatte, um ein paar Zaubersprüche auszuprobieren. Er hatte es auch einmal mit dem Zauberstab seines Vaters probiert, hatte bei dieser Gelegenheit allerdings zu seinem Leidwesen feststellen müssen, dass dieser einen Verbrennungszauber auf eben jenen gelegt hatte, um ihn vor unbefugtem Benutzen zu schützen. Kein schönes Erlebnis. „Huh, etwas über ein Abendessen bei den... Grellings?“ Da konnte man einmal sehen, wozu „jahrelanges „McGonagall explodiert“ während Verwandlung unter dem Tisch Spielens und trotzdem noch so weit zu Hörens, dass man die Fragen, die einem gestellt wurden, um die eigene Unaufmerksamkeit zu entlarven“ doch gut war... Und Theodor hatte ernsthaft behauptet, sie würden besser daran tun aufzupassen. Pah! Wenn er seine Mutter ansah, die immer noch nicht wirklich überzeugt aussah, war er allerdings vielleicht etwas aus der Übung. Zu seinem Glück schien diese allerdings zu dem Schluss gekommen zu ein, dass es für ihre allgemeine Stimmungslage vermutlich besser wäre, es zu vergessen und schob ihm, statt darauf näher einzugehen, lieber die Platte mit dem Kuchen hin. „Nein, Schatz, nicht bei den Grellings, sondern bei den Greengrasses. Es werden ziemlich viele Leute da sein, zu schade, dass Daphne schon vergeben ist, so ein liebes Mädchen...“ Sie seufzte, vermutlich bei dem Gedanken daran, dass ihr Sohn so, wie es aussah, ein ganzes Stück zu dickköpfig war, um in näherer Zukunft Hoffnung auf eine Schwiegertochter, geschweige denn Enkelkinder, zu rechtfertigen, und schenkte ihm einen Blick, der deutlich sagte, dass sie ihn persönlich für diesen Missstand verantwortlich machte. „Kommst du freiwillig mit, oder muss ich dich wie üblich mehr oder minder dazu zwingen?“ Draco runzelte die Stirn. Nicht, dass er da jemanden treffen wollte, aber... „Warum nicht?“ Den misstrauischen Blick Narzissas übersah er wohlweißlich und widmete sich dem vor ihm stehenden Kuchen. *+* Seufzend ließ er sich noch etwas tiefer in das Sofa sinken. Warum war er noch einmal mitgekommen? Und wenn er es schon unbedingt tun musste, warum bei Merlins rosa Plüschpantoffeln war er Slytherin noch eins nicht sicher gegangen, dass Pansy nicht da war? Es war ja nicht so, dass Pansy nicht... nett war - soweit ein Slytherin das sein konnte, ohne seinen Ruf zu verlieren, versteht sich - , aber sie neigte unvorteilhafterweise dazu zu klammern – da machte er sich schon etwa seit Mitte seines sechsten Schuljahres nichts mehr vor - und einem bei Zeiten so einfach nur auf die Nerven zu gehen. Wie konnte eine einzige Person aber auch so unempfänglich gegenüber dem Wort ‚Nein’ sein? Die Tatsache, dass er in ihr einmal mehr als einen Freund gesehen hatte, schob er im Nachhinein vor allem auf Feierwhisky in einem absolut falschen Moment. Und nicht zuletzt auch auf die Tatsache, dass er gegen die Überzeugung des Durchschnitts-Gryffindor, doch nicht so ein Bastard war, dass er einen seiner besten Freunde einfach so abservieren konnte. Verstohlen schaute er von seinem Sofa durch den Raum, der mit Hexen und Zauberern vollgestopft war, die sich lauthals unterhaltend zwischen dem Buffet, diversen Sitzgelegenheiten und den Familienerbstücken, welche genauesten Untersuchungen ausgesetzt wurden, über die dunklen Dielen hin und her schlenderten. Keine Pansy weit und breit, so weit, so gut... Allerdings hieß das auch, dass er keine Ahnung hatte, wo sie war und ihr daher auch nicht ausweichen konnte. Draco konnte gerade noch ein Aufkeuchen unterdrücken („Zeige keine Schwäche!“, Malfoy-Familiencodex, Regel 372, gleich nach „Kleine Kinder sind nur jeden zweiten Vollmond zum Frühstück zu essen.“ Also wirklich Leute, zügelt eure Fantasie und interpretiert nichts in Gesten, die nichts zu sagen haben. Nicht überlall sind Leichen zu finden, selbst bei einem Malfoy), als er sich selbst für seine Verhältnisse ausgesprochen blass dahin umwandte, wo sich nur Sekunden zuvor jemand neben ihm auf das Sofa gesetzt hatte. Seine Stimmung besserte sich allerdings unwillkürlich, als er nicht Pansy, sondern ein ungemein hübscheres, hellblondes Mädchen sah, das ihn spöttisch anlächelte. „Hast du etwa jemand anderen erwartet?“ fragte Astoria unschuldig. „Du siehst so blass aus.“ Er schnaubte. „Nein, ich sitze nur hier hinten, weil ich die Horden von Hexen, die mich sonst belagern würden, vermeiden will.“ „Huh, da warst du wohl nicht der einzige, der die Witchs Weekly gelesen hat, hm?“, fragte sie schief grinsend, während sie sich geistesabwesend ein Glas Elfenwein von dem Tablett eines vorbeieilenden Hauselfens nahm. „Aber keine Sorge, Pansy ist vor ungefähr zehn Minuten mit Theodor Nott in Richtung Rosengärten verschwunden, es besteht also keine größere Gefahr für dich.“ Draco verzog das Gesicht. War er wirklich so leicht zu durchschauen? Na ja, zumindest würde Pansy vermutlich nicht so schnell wieder auftauchen und selbst wenn, wäre sie dann wahrscheinlich nicht mehr wirklich sein Problem. Dann konnte er ja ohne schlechtes Gewissen zum Smalltalk zukommen, ohne sich Sorgen über dieses Problem machen zu müssen und dann zu einer anderen, zwar weniger bedeutenden, dafür allerdings sehr viel interessanteren Frage brachte... Huh, besser erst einmal der Smalltalk. „Darfst du das da in der Öffentlichkeit überhaupt schon trinken?“ fragte er sie mit einer fahrigen Geste in die ungefähre Richtung ihres Weinglases, was ihm einen mitleidigen Blick ihrerseits einbrachte. „Ich bin zwei Jahre jünger als Daphne. Natürlich bin ich schon siebzehn. Aber zu einem anderen Thema, wie steht es mit der Namensfrage, schon darauf gekommen? Deine letzten Versuche waren ja recht armselig.“ Er schaute sie betont gekränkt an. „Also wirklich Astoria, traust du mir denn gar nichts zu?“ Sie nahm einen Schluck von ihrem Wein. „Zumindest in dieser Beziehung nicht. Hast du Daphne gefragt, oder in eurem Jahrbuch nachgekuckt? Soweit ich weiß, bin ich da bei Daphne unter ‚Geschwister’ aufgeführt.“ Wieder ein Mal war es an Draco, ernsthaft gekränkt zu gucken und dieses Mal spielte Draco den gekränkten Blick nicht. „Weder noch, ich bin selbst darauf gekommen.“ Sie lächelte und erhob sich. „Na dann, gut zu wissen. Ich werde dann mal, meine Mutter scheint leicht gestresst, seit Daphne auf mysteriöse Weise verschwunden ist.“ Sie war schon im Begriff zu gehen, als er sie am Arm festhielt. Da war immerhin nach, wie vor eine Frage, die er ihr stellen wollte. „Was ich mich schon länger frage, was hast du eigentlich bei dem Kopfheiler gemacht?“ Mit einem schiefen Lächeln machte sie sich los. „Wie wäre es, wenn du das selbst herausfinden würdest?“ Sie drehte sich um und ließ einen deutlich verdutzten Draco zurück.