11. Kapitel - --
Die Büros der Malfoy corp. lagen in einem Bürokomplex im Geschäftsviertel Londons. Das Gebäude war ursprünglich von einer magischen Kanzlei erbaut worden, aber nachdem diese bankrott gegangen war (Selbst schuld. Draco hätte ihnen auch vorher sagen können, dass es keine gute Idee war, genauer nachzufragen, wo das Geld der Parkinsons genau landete und warum die Sache mit den Steuern eher... schwammig war. Statt der juristischen Glanzleistung, auf die der betreffende Anwalt damit wohl abzielen wollte, hatte er im Endeffekt allerdings nur erfahren, was es hieß, sich mit den Parkinsons anzulegen - in diesem Fall der Untergang der Kanzlei und ein kategorischer Geächteten-Status. Das Letzte, das er von ihm gehört hatte, war, dass er unter anderem Namen nach Australien geflohen war), wurde das noch relativ neue Gebäude von verschiedenen Firmen der magischen Gemeinschaft bezogen, die ihre Verwaltung so praktischerweise in vertretbarer Nähe zur Winkelgasse unterbringen konnten. Ein anderer Vorzug der Anlage war die gut 2 ½ Meter hohe Hecke, die den Vorgarten von der Straße abschirmte und so einen sowohl aufwendigen, wie auch kostspieligen magischen Sichtschutz um die Apparationsplätze vor dem Haus machte. Die Büros der Malfoy corp. lagen in den oberen zwei Stockwerken. Wobei das Büro von Mr. Malfoy senior im oberen der beiden Stockwerke am Ende des Korridors und das von Mr. Malfoy junior im unteren Stockwerk ebenfalls am Ende des Ganges lag, was einem die Möglichkeit gab, morgens auf dem Weg ins eigene Büro erst einmal im vorbeigehen zu kontrollieren, was die übrige Belegschaft so in den ihren anstellte. Draco musste sich ein spöttisches Grinsen verkneifen, als sämtliche Gespräche sofort erstarben, als er die Tür öffnete. Die allgemeine Hektik, die in den offenen Büros zu seinen Seiten im panischen Versuch das größte Chaos vor ihm in diversen Aktenschränken und Schreibtischschubladen zu verstecken, ignorierte er in einem neuerlichen Anflug guter Laune, ausnahmsweise einmal kategorisch. Normalerweise waren sie allerdings schneller, obwohl er sich schon seit je her fragte, wie sie es anstellten, immer schon vorher zu wissen, dass er kam. Na ja, wahrscheinlich bestachen sie den Pförtner... Schmunzelnd stieß er die Tür zu dem Vorraum seines Büros auf. „Guten Morgen, Merelin.“ Seine Sekretärin sah ihn, angesichts solch einer blendenden Laune bei ihrem Chef, gründlich aus dem Konzept gebracht, leicht verwirrt über ihren Schreibtisch hinweg an. Solch eine Reaktion auf eine ausgeglichene Stimmung lässt einen ja fast die eigenen Stimmungsschwankungen überdenken... Fast. Er wollte sich ja einen guten Vorsatz für das neue Jahr aufsparen. „Ehm, guten Morgen Mr. Malfoy... Ihr Kaffee steht auf ihrem Schreibtisch – heiß. Außerdem haben sie zwei Flohanrufe bekommen, ich habe ihnen die Notizen auf ihren Schreibtisch gelegt.“ Schnell widmete sie sich wieder ihren Unterlagen – wer wusste schon, wie lange diese merkwürdige gute Laune anhielt, bevor sie einer neuen Stimmungsschwankung seitens ihres Chefs zum Opfer fiel und der gewohnten Missgelauntheit Platz machte. Dieses Mal konnte Draco sich nur durch Aufbringung seiner ganzen Willenskraft davon abhalten, leise in sich hinein zu lachen. Stattdessen ging er pflichtbewusst weiter in sein Büro und ließ sich in den schwarzen Ledersessel vor seinem Schreibtisch fallen. Wie Merelin gesagt hatte, lagen auf dem Schreibtisch zwischen einem Haufen Dokumente, die schon seit nur-Merlin-weiß-wie-lange unterschrieben werden sollten, dem allgemeinen Chaos und den anderen üblichen Verdächtigen ein gefalteter Bogen weißen Pergaments und zwei Post-it-Zettel auf denen feinsäuberlich aufgelistet worden war, wer versucht hatte, ihn zu erreichen und was sein Anliegen gewesen war. Draco griff sich den oberen der gelben Zettelchen. Heiler Gurrewen: Bedauert mitteilen zu müssen, dass er ihren monatlichen Termin wegen einer familiären Angelegenheit verschieben muss. Schlägt den 2. September als alternativen Termin vor und bedauert etwaige Unannehmlichkeiten. Familiäre Angelegenheiten? Und da sagen immer alle, dass Kopfheiler ihr Leben so durchanalysieren, dass ihm gar nichts anderes übrig bleibt, als sich von ihnen in den Griff kriegen zu lassen... Grinsend griff er nach dem zweiten Zettel. Mrs. Malfoy: Wünscht heute Abend mit Ihnen zu Abend zuessen. Sie sollen doch bitte um 20 Uhr in Malfoy-Manor sein. Sie hat einen Brief dagelassen, der beiliegt. Draco schnaubte. Das würde er unter Garantie nicht tun. So sehr er seine Mutter auch liebte, ihre Verkupplungsversuche gingen ihm einfach ein ganzes Stück zu sehr auf die Nerven. Er würde einfach kurz vor knapp seine Sekretärin bitten ihr mitzuteilen, dass er es wegen der Arbeit leider nicht schaffen würde. Oder er würde eine Eule schicken, so könnte sie keinen Aufstand anzetteln. Schon wieder weitaus besserer Laune nahm er sich den Bogen Pergament vor, der mit der feinen Schrift seiner Mutter bedeckt war. Draco Lucius Malfoy! Du wirst zu diesem Abendessen erscheinen und wenn ich dich persönlich den ganzen Weg von London nach Wiltshire schleifen muss! Versuche gar nicht erst, die Arbeit vorzuschieben – ich habe deine Sekretärin danach gefragt und sie hat bestätigt, dass du in der Lage sein wirst, pünktlich Feierabend zu machen. Willst du deine arme, alte, enkel-, und sogar schwiegertochterlose (!) Mutter denn alleine lassen? Ich hoffe es geht dir soweit gut und überarbeite dich nicht Liebling, Maman ...Soviel zu seinem Plan. Er seufzte. Wenn er nicht wollte, dass seine Mutter bei einer Verspätung ihre Drohung war machte, sollte er sich wohl seiner Arbeit widmen, damit er pünktlich fertig wurde. *+* Kurz vor acht apparierte Draco vor das Anwesen. Und gerade noch so eben neben eines der in liebevoller Handarbeit angelegten Blumenbeete seiner Mutter (Seiner Meinung nach ein ziemlich deutlicher Hinweis darauf, woher er seinen grünen Daumen hatte). Noch einmal Glück gehabt, er wollte es möglichst vermeiden, das Essen mit einem Mord beginnen zu lassen, vor allem, wenn es sich um einen an seiner Person handelte. Er schaute auf seine Uhr. Vier vor acht. Also noch zwei Stunden und sechs Minuten pure Folter, bevor er auch nur einen Versuch starten konnte hier weg zu kommen. Spätestens bei dieser Aussicht war die gute Laune, die er vom vorherigen Tag behalten hatte endgültig verflogen. Resigniert seufzend öffnete er die Flügeltüren des Manors und warf einer Hauselfe seinen Umhang zu, bevor er sich auf den Weg ins große Speisezimmer machte. Ihn würde allerdings interessieren, ob seinem Vater die Flucht gelungen war, oder ob er ganz der Göttergatte anwesend war – da sein Fluchtplan durch Narzissa vereitelt worden war. Er grinste schief und ignorierte das riesige Portrait Großonkel Mearvelins, von dem aus er Draco wütend anschaute. Und da sage noch einmal jemand, Portraits wären nicht nachtragend... Seine Laune sank in bisher unereichte Tiefen, als er den Speisesaal betrat und sich neben seinem resigniert drein schauenden Vater auch seine siegesgewiss strahlenden Mutter, einer nicht weniger beunruhigend schauenden Mrs. Wrenevel, so wie deren ihn erwartungsvoll anlächelnde Tochter, Il...Im...Ir... - na ja, der Name war ja relativ nebensächlich - gegenüber sah. Worauf es jetzt ankam, war den Abend irgendwie rumzukriegen... Na toll. Er lächelte die Anwesenden gezwungen an und ließ sich auf den letzten mit einem Gedeck versehenen Platz nieder, der sich neben dem seines Vaters und – Wunder, oh Wunder - gegenüber dem von In... Is... Il... – dem des Mädchens befand. Während seine Mutter die Hauselfe anwies, das Essen „um Merlins Willen endlich kommen zu lassen“, lehnte er sich möglichst unauffällig zu seinem Vater herüber. „Flucht steht wohl außer Frage, aber besteht wenigstens die Chance, an Feuerwhisky zu kommen?“ Lucius lachte trocken. „Deine Mutter hat es mir verboten, also wirst auch du nichts kriegen – tröste dich mit dem Elfenwein. Genaugenommen ist dieses ganze Theater ja auch deine Schuld, weil du dir nicht einfach ein nettes Mädchen suchen kannst, um uns alle vor den Verkupplungsversuchen deiner Mutter zu erlösen.“ Seufzend wandte Draco sich von ihm ab. Das war einer der Momente, in denen er die allgemeine Meinung über den Charakter seines Vaters irgendwie nachvollziehen konnte. „Guten Abend, Draco.“ Ir... Dieses Mädchen strich sich eine dunkelbraune Strähne aus der Stirn und lächelte ihn an. Uh, sie wollte sich auch noch ernsthaft unterhalten. Großartig... Er erwiderte das Lächeln ein ganzes Stück zu verkrampft und langte nach dem Elfenwein. Zwar kein Feuerwhisky, aber immer noch besser, als nichts... *+* Geschlagene vier Stunden später stand Draco endlich wieder in seinen eigenen vier Wänden. Er war einfach nur so müde... Das könnte zwar auch an dem Wein liegen, aber er zog es vor zu denken, dass es an Idris – er hatte ihren Namen am Ende doch noch erfahren - und ihrem nicht enden wollenden Redefluss lag. Dabei musste er wohl oder übel zugeben, dass sie im Gegensatz zu ihren, ebenfalls von seiner Mutter ausgesuchten, auf „mysteriöse Weise“ über Nacht erblondeten, Vorgängerinnen wenigstens wusste, wovon sie sprach. Sie war streng genommen sogar ziemlich hübsch, aber er konnte trotz allem nicht umhin, sie mit einem bestimmten Wort zu beschreiben: lästig. Seufzend ließ er sich in sein Bett fallen, den Umstand, dass er bis auf seine Schuhe noch voll bekleidet war, schlichtweg ignorierend. Er wollte nur noch schlafen. So müde... Als er schließlich in einen ruhigen Schlaf sank, träumte er von langem blonden Harr, funkelnden blauen Augen und einem schüchternen Lächeln.