Peggy Lynn Granger- Fields, Slytherin -
Pimpinella Pim auf dem Weg nach Australien, 17. August: Nachdem ich nun schon so unglaublich viel von der Welt gesehen hatte, stellte ich fest, dass sowohl das Muggelgeld, dass ich getauscht hatte, als auch meine Galleonen langsam ausgingen. Ich musste mir also eine kostengünstigere Variante überlegen, um an mein Ziel zu gelangen. Da auf meiner Reiseroute als nächstes Australien vermerkt war, beschloss ich, diese unüberwindbare Distanz mit dem Flohnetzwerk als Transportmittel zu erreichen. Allerdings stellte sich beim Auschecken aus meinem jetzigen Hotel heraus, dass man von Afrika aus keine direkte Verbindung herstellen konnte. Ich musste also durch das Flohnetzwerk trampen. Nichts leichter als das, dachte ich mir, und sprang in die Luft. „Wenn sie sich dann anstellen würden.“, gebot mir ein glatzköpfiger Concierge mit mehr Falten im Gesicht als meine 80-jährige Oma. „Aber natürlich.“, herrschte ich zurück und stolzierte mit meinem Koffer im Schlepptau zum mit roten Ziegeln gemauerten Kamin aus dem das Knistern eines gemütlichen, wenn auch bei der Hitze ziemlich fehl am Platz wirkenden Feuers, zu hören war. „Am besten sie reisen zuerst nach Maputo in Mosambik und dort zu Freidhilde Feuerschrein. Die hat eine Verbindung zu Madagaskar, von dort können sie mit dem Express-Flohnetzwerk nach Kuala Lumpur zu Meister Miester, der sie nach Osttimor begleitet, genauer gesagt nach Dili. Dort wartet ein heimeliger Kamin im Hinterzimmer eines Museums und von dort reisen sie geradewegs ins Outback.“, grinste er und fügte in ebenso schnellem Tempo hinzu: „Oh und wundern sie sich nicht, wenn- ähm nun ja, in Australien gibt es so gut wie keine Kamine, sie werden also bei Cennopu Sondu ankommen, er ist Stammeshäuptling der Aborigines und hütet ein Flohnetzwerkfeuer.“ Damit schob er mich in den Kamin, dessen Flammen grün geworden sind und mich leicht wärmend empfingen. „Was, soll das heißen ich lande in einem Lagerfeuer?“, fragte ich verdattert und versuchte, mir in Erinnerung zu rufen, wo ich als erstes hinmusste. Der Concierge winkte und rief „Maputo“, dann war er verschwunden. Ich drehte mich mit einer unglaublichen Geschwindigkeit um meine eigene Achse und spürte, wie mein Frühstück sich seinen Weg zurück ans Tageslicht bahnte. Dann war das urplötzlich vorbei und ich wieder auf festem Boden. Das Problem war nur, dass die Person, die mich anstarrte, nicht Freidhilde sein konnte. Der Schmied dröhnte mich einer Stimme wie ein Troll: „Ich glaub ich träume. Da kommt ein Mädchen aus dem Feuer gesprungen. Peter, sieh dir das an.“ Blitzschnell zog ich eine Prise Flohpulver aus meiner Rocktasche und rief: „Kuala...nein, Madagaskar, ach quatsch, Freidhilde Feuerschrein.“ Das verdutzte Gesicht des dicken Schmieds verschwand und eine alte Kellerküche erschien vor mir. Eine Stimme von der Seite ließ mich zusammenzucken. „Mein Gott, Mädchen, wie siehst du denn aus?“ Ich wandte mich um und sprang aus den Flammen. Der Raum schien verlassen. „Wo sind sie?“, rief ich. „Oh, hier.“, antwortete die Stimme zurück und fiel mitsamt ihrer Besitzerin von der Decke. Doch so schnell, wie sie fiel, war die Frau mit Kopftuch und Schürze auch schon wieder auf den Beinen und streckte mir die Hand entgegen. “Ich bin Freidhilde Feuerschrein.“ Sie reichte mir bis zum Bauch. „Na wunderbar, ich bin Pimpinella Pim.“, erklärte ich erleichtert. „Was ist los, du siehst ja scheiße aus.“, bemerkte sie mit einem Wink auf mein zerzaustes Haar. „Bin falsch rausgekommen und wusste nicht mehr genau, wo ich hinsollte.“ „Ach, das passiert hier häufig. Hat keiner erwähnt, ne? Egal. Also ich schick dich jetzt zu meinem Kumpel, dem Alten Walter nach Madagaskar. Der wartet sicher schon.“ Sie scharwenzelte aufgeregt um mich herum und putzte mir eifrig Ruß von den Kleidern. „Und hier hast du noch einen Schokoriegel. Man braucht immer einen Schokoriegel.“ Sie warf Flohpulver in ihr Feuer. „Und lächeln. Mach’s gut.“ Damit war auch sie im Strudel der Verbindung nach Madagaskar in der ich mich befand, verschwunden. Ich fragte mich, wie viele Leute sie täglich weiterschickte und besah mir meinen eben erworbenen Proviant. Die Riegel waren das Größte, was mir bis jetzt in dieser Art untergekommen war. „Willst du nicht rauskommen, Kleine? Du senkst dir gleich dein Röckchen an.“, ertönte eine heisere Stimme. „Was?“, fragte ich irritiert. Dann spürte ich die Hitze. „Oh!“, rief ich und machte einen Satz nach vorn. „Na, sag ich doch.“, rief der Alte Walter und goss Wasser über meinen Rock. Ich schrie auf, denn das Wasser war eiskalt, doch der Alte ignorierte das und ließ mich durch einen heißen Luftstrom aus seinem Zauberstab trocknen. „Du bist reichlich spät, wir müssen uns jetzt sputen.“ Er pustete den Zauberstab aus und zog mich zurück ins Feuer, dass bereits grün war. „Ich hab gar nicht gesehen wie sie....he, das ging ja schnell.“, jauchzte ich und sah mich um. „Das ist ne Einbahnstraße, mein Kamin.“, erklärte Walter und zeigte im Zimmer umher, in dem wir uns plötzlich befanden. „Willkommen in Kuala Lumpur. Meister Miester müsste hier irgendwo rumrennen. Eine schöne Reise noch.“ Er drehte sich um und rief: „Rückwärtsgang.“, dann war er in den Flammen verschwunden. „Irgendwie miesepeterich.“, sagte ich vor mich hin. „,Wer?“, fragte eine ungewöhnlich hohe Stimme. Der Mann dazu sprang hinter einer Bambusstatue hervor. „Wo? Was? Und vor allem: Wer bist du?“, fragte er und blinzelte durch seine dicken Brillengläser hindurch. „Nicht wichtig. Ich muss schnell nach...ich weiß nicht genau, ich will nach Australien.“, erklärte ich mich achselzuckend. „Ich weiß, ich auch. Aber wir müssen meine Forschungsutensilien mitnehmen, ja? Trägst du das mal für mich?“ Der Koffer, der mir entgegen kam, nahm mir vollständig die Sicht. „Ok, so müsste es gehen. Ähm, wo ist das Pulver? Ach ja, hier. Das ich das auch immer wieder vergesse.“ Er schubste mich voran in den Kamin und rief: „Dili.“ Mir war inzwischen schwindlig und ich war mir sicher, noch nie so viele Menschen hintereinander kennengelernt zu haben. In Dili, ich glaube, das war in Osttimor, begrüßte mich allerdings niemand hektisch und auch Meister Miester schien es plötzlich nicht mehr eilig zu haben. “Warum eigentlich die Hektik vorhin?“ „Terroristen. Die sind wie die Mosquitos.“, sagte der Meister und senkte verschwörerisch die Stimme. „Was? Hier?“, fragte ich hysterisch. „Nein, Kind, das war ein Witz. Wir haben hier Zeitfenster. Das heißt, wir können nur zu bestimmten Terminen reisen, weil es verschwenderisch ist, die Wege stets offen zu halten.“ „Ach so.“, nickte ich verständnisvoll. „Und was machen sie jetzt?“, hakte ich nach. „Forschen.“, antwortete er schlicht und zeigte auf seinen Stapel an Taschen, den wir mitgenommen hatten. „Du musst jetzt weiter.“ Der Meister klopfte mir auf die Schulter. „Und wie lautet mein genaues Ziel?“ Ich konnte kaum noch klar denken. „Ach, im Outback reicht es den Namen zu wissen. Du musst zu Häuptling. Der heißt Cennopu Sondu, oder so.“ Damit ging er und war schon durch die Tür nach draußen verschwunden. „’Oder so?’“, rief ich ihm hinterher, doch er war schon weg. Ich schloss einfach die Augen und wünschte mir, ich lande richtig. Als ich die Augen wieder öffnete, sah ich mich einem dunklen Mann mit weißer Bemalung und beachtlichem Bauch gegenüber. „Harro!“, rief er vergnügt. „Ha-Hallo.“, sagte ich etwas ängstlich. „Du bist Pimpinella. Wir scho auf dich warten. Du solle feiern mit uns.“ „Ach- ähm ja?“, fragte ich verdutzt und begann zu grinsen. Im Handumdrehen erhielt ich eine Bemalung wie sie der Häuptling trug und einen traditionellen Lendenschurz dazu. Der zwickte zwar an einer meiner Speckrollen, aber sah total schön aus. Die Ureinwohner gaben sich alle Mühe, mir einen schönen Tag zu bereiten. Wir tanzten einen Regentanz, bemalten Holzscheiben und aßen Dinge, bei denen ich nicht so genau darüber nachdenken wollte, woraus sie bestanden. Am Abend nahm mich Cennopu der große, breite Häuptling zur Seite. „Wir haben Überraschung für dich, Pimpinella. Du kriegen Führung zum Uluru. Das ist...ihr sage Ayers Rock dazu.“, erklärte er mir feierlich. „Was ehrlich?“, freute ich mich. Der Häuptling rückte seinen Kopfschmuck zurecht und zeigte auf seinen Laufburschen. „Er dir helfen, Uluru zu besteigen. Er sei rot bei Sonnenuntergang.“ Der schmächtige Junge mit breitem Grinsen wies zum Dorfausgang. Erwartungsvoll folgte ich ihm mit meinem kneifenden Lendenschurz. Das halbe Dorf begleitete uns. Der Weg zu Australiens Wahrzeichen führte uns durch eine ereignislose Wüste, deren Schönheit einzig in dem Panorama lag, dass sie uns bot. Die Frauen des Stammes erschufen Blumen in der Wüste, die rot am Rand unseres Weges leuchteten. Ich überredete mich dazu, nicht zu fragen, wie es ihnen ohne Zauberstab möglich war, sondern erfreute mich einfach an ihrer Pracht, die sofort verblasste, als der Uluru, Ayers Rock, vor uns auftauchte. Er sah aus wie ein quaderförmiges Stück Knete in rotbraun, dass jemand vergessen hatte, vom Boden aufzulesen. Unwillkürlich fragte ich mich, wie ich ihn wohl besteigen könnte. Doch mir blieb nicht die Zeit, den Gedanken weiter zu verfolgen, denn in diesem Augenblick erhob sich der Medizinmann, der neben dem Häuptling gewandert war, mitsamt seines Knochenstabes in die Luft und schwebte lässig auf meinen Freund, den Knetehaufen, zu. Mit einem dröhnenden Lachen, tat es ihm das Stammesoberhaupt gleich und zog auch mich in die kühlenden Lüfte. Der schmächtige Laufbursche erschien an meiner Linken und wies mir den Weg. Doch bevor ich mich auf den Ayers Rock konzentrieren konnte, blieb mir noch eine Frage. „Sind Sie etwa alle magisch?“ Der Häuptling begann wieder zu lächeln. “Alle, sei magisch.“ „Aber wie kann das sein?“, wollte ich wissen. Er verschränkte genüsslich die Arme hinter dem Kopf, sah in die unendlichen Weiten des blauen Himmels und sprach leise. „Ich genau weiß nich. Vielleicht wir sei einfach Teil der Natur, die is magisch selbst.“ Ich folgte seinem Blick und bereitete mich fast von selbst auf die Landung auf dem Uluru vor. “Ja, so soll es sein.“, sagte ich und begann, zu lächeln. Der Ausblick war atemberaubend. Während der Medizinmann vollkommen ungerührt mit seinen Tänzen und Beschwörungen begann, hüpfte ich an den Rand des roten Riesen. Weit in der Ferne konnte ich die Küste ausmachen. Das Great Barrier Reef. Dort werde ich als nächstes Rast machen. Ich werde schwimmen tauchen und mir alle Korallen ansehen und...aber irgendwas werde ich mit den Quallen machen müssen, die es dort in Scharen geben soll. Am besten verwandeln, damit sie nicht mehr so eklig sind. Wie wärs mit Luftballons? Die könnten aus dem Wasser in den Himmel steigen und die Menschen erfreuen. Und dort hinten, das muss Sydney sein. Ja, ich kann es erkennen. Wenn ich dort bin, mach ich mit meiner Fotokamera Bilder. Ich werde das Fountain und Spectrum sehen und die Wasserfontänen in bunte Sahnecreme verwandeln und mir damit den Bauch voll schlagen. Und im Hyde Park werde ich mir meine Lieblingsband herbeiwünschen und mir ein Konzert im Grünen geben lassen. Aber erst einmal werde ich mit meinen neuen Freunden, den Aborigines, das Leben feiern. Ich konnte es kaum erwarten, zu tanzen und zu singen. Einfach das Dasein zu genießen. Ich würde liebend gern noch ein paar von den schrägen Leckereien der Ureinwohner probieren und mich in ihre Geheimnisse einweihen lassen. Und ich weiß, ich werde viel dazulernen, viel lachen und vollkommen erschöpft in meiner Hängematte einschlafen. Reisen, das ist eben das Allerschönste.