Hermione-Miri, Hufflepuff -
Unvergessliche Tage in Sydney. 20 Uhr - Ich stehe gerade am riesigen Flughafen in Sydney. Mit all diesen Eindrücke aus der Muggelwelt komme ich immer noch nicht so gut klar. Mit dem festen Entschluss keine Magie anzuwenden, gehe ich in Richtung Gepäckausgabe. Am meisten muss ich mich zusammenreißen keine Magie anzuwenden, weil alles so ewig lange dauert. Bis jetzt ist dieser Flughafen nicht anders, als all die anderen, die ich schon angeflogen habe: Laufende Klimaanlage und hetzende Leute, die viele Sprachen sprechen. Nachdem ich endlich meinen Koffer in den Händen halte und ein Taxi mich zum Hotel bringt, bestaune ich die Stadt aus dem Auto. Wie wunderschön es wohl ist bei Nacht auf einem Besen über Sydney zu fliegen! Der Taxifahrer bemerkt meine staunenden Blicke und ehe ich mich versehe, dreht er noch eine extra Runde zu den beliebtesten Plätzen Sydney. Doch viel kann ich nicht mehr aufnehmen, die Orientierung aus dem Taxi fällt mir in dieser Stadt sowieso schon schwer und dann kommt noch meine Müdigkeit hinzu. Während wir an lachenden jungen Leuten durch bunt beleuchtete Straßen fahren werden meine Augen immer schwerer. Plötzlich bleibt das Auto stehen und ich schrecke hoch. „Und jetzt sind wir an Ihrem Hotel angekommen, ich wünsche Ihnen einen angenehme Nacht, es kostet 36 Dollar 80.“ Höre ich den Taxifahrer seinen letzten Satz vollenden. Schnell krame ich im Geldbeutel, versuche den Betrag des Trinkgeldes zu errechnen und drücke ihm dann doch der Einfachheit halber 40 Dollar in die Hand. Mein Zimmer befindet sich im 19. Stock. Eine abenteuerliche Fahrstuhlfahrt, die inzwischen bekannte Anwendung einer Schlüsselkarte und ich bin endlich in meinem Raum 1901. Gegenüber dem Bett ist eine breite Fensterfront, ich kann über einen Großteil Sydneys gucken. Ganz unten sehen die Autos aus wie Spielzeug Autos. Menschen rennen durcheinander ohne sich anzurempeln. Obwohl es schon 22 Uhr ist, ist noch sehr viel los. Ich lege mich auf mein Bett und denke an die schönen letzten Wochen! Diese Weltreise gestaltet sich für mich wie ein wunderschönes Abendteuer, fast genauso, wie ich es mir vorgestellt habe. Den Flug spüre ich noch deutlich, habe auch Sorge vor meiner Müdigkeit, die mir die nächsten Tage verderben könnte und lege mich viel zu früh schlafen. Wecker klingeln, fertig machen und wieder rein in den Fahrstuhl, runter und hinein in die Menschenmengen. So fühlt sich eine Großstadt an! Dicht an dicht drängle ich mich mit anderen Touristen durch die beliebten Einkaufstraßen Sydneys. Große, bunte Leuchtschriften werben an den Läden, viele Bars laden zu einem gemütlichen Smalltalk ein. An einem kleinen Eckecafé hole ich mir einen Cofee-to-go und ein Croissant, denn erstmal will ich etwas sehen, in den kommenden drei Tagen möchte ich so viel es irgendwie geht mitbekommen von dem australischen Leben in Sydney. In der Planung meiner nächsten Tage bin ich gedankenverloren immer weiter gerannt und habe nicht gemerkt, dass es immer weniger Menschen um mich werden. Die Einkaufsstraße ist zu Ende und ich bin in einem Anwohnerviertel gelandet. Links an der Straßenseite auf dem Fußweg sitzt ein Mann, der einen alten Pappbecher hoch hält und dabei „Hilf mir“ murmelt. Sein Gesicht sieht wettergegerbt und alt aus. Viele Sorgenfalten zeichnen diesen abgemagerten Mann mit starken Wangenknochen. Fassungslos starre ich ihn an und gebe dem Mann wie benommen meinen halb ausgetrunkenen Kaffee und das angebissene Croissant. Seine Dankbarkeit nehme ich kaum war, gebe mir Mühe zu Lächeln und weiter zugehen. Das Bild verfolgt mich: Egal wo ich hingucke, ich sehe kranke, arme, alte, teilweise besoffene Menschen. Die meisten sehen wie Aboriginies aus, die Ureinwohner Australiens. Was hat England, was haben WIR da nur angerichtet. Egal wie schön die Stadt gestern wirkte, ich bin geschockt, dass ich plötzlich hinter die Kulissen der Touristeninszenierung gucke. Ich will hier raus, weg! Und gleichzeitig schäme ich mich für diesen Gedanken. Plötzlich spüre ich eine Hand auf meinem Rücken, panisch drehe ich mich um und blicke in die freundlichen Gesichtszüge eines jungen Mannes: „Hallo, wie geht es dir?“ Ich betrachte ihn und stelle fest, dass er eigentlich wie ein Europäer aussieht. Ich erzähle ihm, wie mich die Armut, die ich gerade gesehen habe, beschäftigt. „Ja, das ist leider auch in Australien ein Kontrast. Ich arbeite dort vorne. Das ist eine Beratungs- und Aufenthaltsstelle für Obdachlose und/oder arme Australier. Das Problem besteht schon seit vielen, vielen Jahren, seit die Engländer Australien 1770 entdeckt haben. Sie wollten die Ureinwohner zivilisieren und haben ihnen ihr altes Leben genommen und durch ein neues, vermeintlich bessere ersetzt. Das waren schreckliche Zeiten! Die Ureinwohner verloren ihr Land, teilweise ihre Familien und auch ihren Sinn des Lebens. Inzwischen arbeitet die Regierung an der Versöhnung und Landrückgabe. Aber das Problem ist noch lange nicht beseitigt. Aber wie bist du überhaupt hierher gekommen, und wer bist du eigentlich?“ erklärte er mir. Ich begann von meiner Rundreise zu erzählen und Mike (so heißt er nämlich) bringt mich währenddessen in die Richtung seines Arbeitsplatzes. Nach einem kleinen Frühstück geht es mir viel besser und Mike hat einen Vorschlag: „Meine Schicht ist jetzt sowieso zu ende. Hast du Lust auf eine kleine Stadtführung durch die heimliche Hauptstadt Australiens?“ „Wenn damit Sydney gemeint ist, bin ich dabei“ antworte ich lachend. Während wir durch den Hyde Park Richtung Hafen spazieren, erzählt Mike von sich. Durch seine Freundin, die er auf der Uni kennen gelernt hat, sei er überhaupt erst so richtig an die Problematik des schönen Sydneys herangeführt worden. Ihren Eltern sei auch Land weggenommen worden, doch sie wollte sich nicht mit dem Schicksal zufrieden geben. Während er redete, stellte ich fest, dass sich dieser Park nun wirklich gar nicht von all denen, die ich von zu Hause kannte, unterscheidet. Große Rasenflächen, bunte Blumen, viele Parkbänke und alles super gut gepflegt. Während wir so redeten, waren wir in Chinatown gelandet. „Mike, warte mal, hast du auch Hunger?“ „Ja, wollen wir dort vorne zum Chinesen gehen?“ Gesagt, getan und ich wurde vom Essen überrascht. Es war sehr typisch Chinesisch, nicht so angepasst, wie ich es sonst von zu Hause kannte. Alles in unterschiedlichen Schüsseln und gegessen wurde mit Stäbchen. Doch es klappt alles einigermaßen gut. Drinnen war eine Klimaanlage gewesen, doch jetzt draußen ist die Hitze schwer zu ertragen. Im Sommer in Australien konnte es sich zwischen den hohen Häusern sehr aufheizen. Doch davon will ich mich nicht aufhalten lassen. Mike beginnt sich gerade einzucremen und hält mir die Sonnencreme hin: „Willst du dich nicht auch mal eincremen?“ „Das bin ich doch schon seit heut morgen“ erwiderte ich ihm. Doch dann musste ich lernen, dass durch das Ozonloch über Australien mehrmaliges Eincremen am Tag sogar für die Anwohner von Notwendigkeit ist. Als wir in die St. James Church gingen, um der Hitze für einen Moment zu entkommen musste ich lachen. Natürlich sieht auch diese Kirche wieder europäisch und in ihrer Einzigartigkeit trotzdem wie fast jede andere aus. Aber auch diese Erfahrung war es mir wichtig zu sammeln. Egal wie weit weg ich von zu Hause bin, durch die Globalisierung und Kolonialisierung gibt es oft Ähnlichkeiten. Mike hört mir zu und schreibt mir auf einen Zettel, in welches Museum ich morgen unbedingt gehen sollte. Nach dieser kleinen Pause geht es weiter in Richtung Altstadt und Hafen. Wenn Mike mich etwas zu meiner Schulzeit fragt, fällt es mir schwer nicht die ganze Wahrheit zu sagen. Manchmal ist es echt hart, eine Hexe zu sein! Mein Abschluss sei zu meiner Zufriedenheit, ich besuchte ein Internat und hatte hauptsächlich Spaß und viele Freunde. Was es alles für Probleme während meiner Schulzeit gegeben hatte, konnte ich schlecht erzählen, denn er durfte als Muggel nichts von der Zaubererwelt erfahren. Die aus Hochhäusern bestehenden Bürokomplexe lassen wir langsam hinter uns und Mike erklärte mir seine Geburtsstadt weiter. „Dieser Teil hier nennt sich „The Rocks“ und ist das Gebiet der ältesten städtischen Ansiedlung in Australien. Es war ein auf und ab mit diesem Gebiet. Es gab Zeiten da gab es Epedemien und viele Brände, doch inzwischen ist es ein historisches Denkmal geworden. Falls du Postkarten und Souvenir suchst, hier findest du bestimmt was. Dies ist eine der beliebtesten Touristenattraktionen Sydneys. Aber da du ja vorhin schon einmal hinter den Kulissen warst, führe ich dich jetzt auch mal in eine Bar, wo sich die Einheimischen treffen.“ Da meine Füße langsam weh tun und ich von dem vielen laufen und erzählen ganz erschöpft bin, freute ich mich über das urige Kneipenrestaurant „Mercantile Hotel“. Mike trifft sich hier oft abends mit seinen Freunden, doch jetzt ist noch nicht viel los. „Wenn du noch Kraft und Lust hast, könnten wir noch eben schnell auf die Habour Bridge.“ Schlug Mike mir vor. Ich denke mir, dass ich diese Reise ja nur einmal mache und von daher auch so viel es geht erlebe. In Sydney bin ich nur noch morgen und darum muss ich heute noch ganz viel erleben. Doch bevor wir dahin gehen hole ich zum ersten Mal in Sydney meinen Fotoapparat heraus und mache von dem Treiben in der Altstadt ein Foto. Dabei bin ich noch einen Kompromiss eingegangen, schließlich sind sich nicht bewegende Fotos langweilig. Das bisschen Magie wird hoffentlich nicht auffallen. Auf der Habour Bridge angekommen habe ich die Gelegenheit die Skyline von Sydney zu bestaunen. Dort vorne ist das Opera House. Erst jetzt fällt mir auf, dass es wie ein Schiff aussieht. Ob ich wohl eine Oper zu sehen bekomme? Als hätte Mike meine Gedanken erraten, erzählt er mir von einer Nachmittagsvorstellung morgen, die ich mir nicht entgehen lassen dürfe. Es sei eine Weltpremiere. „Und da gibt’s noch bezahlbare Karten für?“ staune ich. Wieder einmal lerne ich etwas neues, in Australien wird oft erst eine Stunde vor der Aufführung bezahlt und da das Opera House so oft und viel besucht wird, seien die Preise bezahlbar für „normale“ Touristen. Während ich noch den Hafen, das Opera House und die Skyline bestaune, merke ich wie Mike langsam unruhig wird. „Pimpinella, ich bin jetzt gleich mit ein paar Freunden verabredet in dem Kneipenrestaurant, wo wir vorhin waren. Willst du mitkommen?“ fragte mich Mike. Stadtbesichtigung macht müde und hungrig, folglich komme ich noch kurz mit um dann erschöpft in meinem Hotelzimmer 1901 einzuschlafen. Doch bevor ich mich auf den Weg zum Hotel mache, wurde meine Liste der zu besuchenden Sachen noch lang und länger, inklusive Adressen fürs Outback. Am nächsten Tag komme ich viel schwerer aus dem Bett. Meine Beine schmerzen, doch ich will auch noch am letzten Tag in Sydney etwas erleben. Nach einem schnellen Frühstück in der Hotelbar gehe ich in verschiedene Museen. In dem einen gibt es Aboriginal Art zu bestaunen, in einem anderen lese ich viel über die Kolonialisierung und dann muss ich mich auch schon beeilen rechtzeitig zum Opera House zu kommen. Die Vorstellung ist überwältigend: Hier führen die besten Opernsänger und Schauspieler auf und diese Vorstellung ist eine derartige Glanzleistung, dass ich es gar nicht in Worte fassen kann. Nach der Vorstellung hechte ich noch schnell in ein Internet-Café und sende eine Rundmail an meine Freunden, dass es mir gut geht und berichte von dem ein oder anderen Erlebnis. Die nächsten paar Tage werde ich kaum erreichbar sein. Nun muss ich schnell noch die Autovermietung finden, um meine restliche Australienreise gut zu überstehen. Sydney hat mir super gut gefallen, die Kulturen leben miteinander und viele sind freundlich. Aber wie in vielen Städten gibt es eben auch hier Armut und Elend. Mit dem Sicheren Gefühl, irgendwann einmal wieder in diese Stadt zurück zukehren, trete ich auf das Gaspedal und lasse Sydney hinter mir. Auf in Richtung Great Barrier Reef. Nemo, ich komme.