Platz 4 Maledicta, Slytherin -
Neuseeland Tag 1 – Vormittag Neuseeland! Meine Reise neigt sich langsam dem Ende zu, und doch genieße ich jede Etappe. Ich bin froh, wieder in der Zivilisation zu sein. Man hat mir erzählt, dieses Land sei Europa teilweise sehr ähnlich, aber bisher kommt es mir sehr eigenwillig vor. Und außerdem sehr feucht. Seit meiner Ankunft vor drei Stunden schüttet es wie aus sich selbst nachfüllenden Zauberkesseln! Es ist auch unglaublich schwül und ich habe mich in ein kleines Cafe geflüchtet, in dem es angenehmer als draußen ist. Natürlich bin ich, bei meinem Glück, mal wieder in einem Muggelcafe gelandet, obwohl „A Magical Place“ auf dem Schild stand und ich gehofft hatte, etwas Butterbier bekommen zu können. Na ja, wenigstens gibt es hier, wie hieß das noch gleich? Ach ja: Air Condition. Sehr angenehm, so was. Nun sitze ich hier an einem Tisch, blättere in meinen Notizen und trinke… eine dunkelgraue Flüssigkeit, die sie „Tee“ nennen, die mich aber eher an einen Haarwuchstrank für Knuddelmuffs erinnert, den ich im fünften Schuljahr einmal brauen musste. Vielleicht sollte ich eine Probe davon abfüllen und nach Hogwarts schicken, diese Ähnlichkeit ist doch sehr erstaunlich. Vielleicht ist das Cafe ja doch magischer, als ich zunächst dachte. Trotzdem sehe ich hoffentlich nicht inzwischen wie ein Knuddelmuff aus. Achjeh, ich schweife schon wieder ab. Am besten versuche ich erst einmal in Erfahrung zu bringen, was man hier bei Regenwetter unternehmen kann. Immerhin habe ich mich auf dieser Reise schon mehr als einmal auf Muggelart amüsiert. Tag 1 – Abend Es ist kaum zu glauben! So schnell, wie der Regen kam, ist er auch wieder verschwunden. Von jetzt auf gleich war der Himmel strahlend blau und das Leben auf den Straßen ging weiter. Vielleicht ist dabei auch ein mächtiger Wetterzauber am Werk gewesen, mir soll es Recht sein. So konnte ich glücklicherweise doch noch etwas von der Insel sehen. Meine Reise durch Neuseeland beginne ich auf Stewart Island, der „Postinsel“ des Landes. Diese Insel ist ein absolutes Vogelparadies, weil hier Albatrosse gezüchtet werden und auch mit anderen Vogelrassen, die sich für den Postdienst eignen könnten, herumexperimentiert wird. Daher wimmelt es auch überall von Muggeln, die Bootstouren buchen, um sich die Albatrosse anzusehen. Für sie ist es unerklärlich, warum so viele dieser Vögel, oder überhaupt dermaßen viele Vogelarten, hier leben. Wenn sie nur wüssten! So wie wir daheim Eulen zum Post austragen verwenden, nutzt man hier hauptsächlich Albatrosse dazu. Das ist ein wenig verrückt, denn diese Tiere sind wirklich riesig! Außerdem sind sie auch noch tollpatschig, was zwar lustig anzusehen ist – ich gebe zu, ich habe sehr gelacht, als eines dieser großen Tiere über die eigenen Füße gestolpert und auf dem Schnabel gelandet ist - aber für die Tätigkeit als Briefzusteller trotzdem eher ungeeignet. Ich habe mir sagen lassen, das Heim eines Zauberers ist in Neuseeland immer leicht an dem übergroßen Panoramafenster im Wohnzimmer zu erkennen. Und jedes Kind beherrscht hier bereits vor der Schulausbildung den Ratzeputz, um das Chaos, das diese Vögel fast täglich verursachen, wieder beseitigen zu können. Aber von einer Umstellung auf Eulen oder andere kleinere Vögel will niemand etwas wissen, bei so einem Vorschlag wird man nur belächelt. Ich habe mir heute jedenfalls den Spaß erlaubt, und bin zunächst mit einer Muggel-Reisegruppe zur nächstgelegenen Albatrosskolonie hinausgefahren. So konnte ich mir die Tiere in Ruhe angucken und den Geschichten der Reiseleiter lauschen. Später habe ich mich dann einer Führung für Hexen und Zauberer angeschlossen. Das war weniger unterhaltsam und voller Informationen über das Postsystem und neue Züchtungen, die immer größere Päckchen transportieren können. Wenn diese dann mal heil ankommen würden! Die Tiere sind jedenfalls faszinierend, sehr schön und auch unterhaltsam, aber das Postgewerbe ist trotzdem ganz sicher nichts für mich. Jedenfalls hatte ich genug Bildungsreise, um die nächsten Tage wieder ein wenig anders zu gestalten. Inzwischen sitze ich in einem Zelt, das für die nächsten Tage – oder auch Wochen, man wird sehen - mein Zuhause sein wird. Durch Zufall bin ich nämlich auf die Anzeige von einem Verleih für „magical, slitherin tents“ gestoßen. Ein solches Zelt ist dazu in der Lage auf Wunsch an jeden beliebigen Ort zu wandern, und zwar in unterschiedlichen Geschwindigkeiten. Für Muggel ist es dabei unsichtbar oder passt sich der jeweiligen Umgebung an, so dass es sich zum Beispiel als Wohnmobil tarnen kann, oder auch als Blockhütte im Wald. Ich finde das einfach wunderbar! Der Zauber ist auch ganz einfach, man muss nur den Zauberstab hin und her pendeln lassen und seinen Wunschort nennen. Dabei sollte man allerdings besser nicht an einen brodelnden Kessel mit Abendessen auf dem Feuer denken! Eben war ich ein wenig abgelenkt, weil ich heute nicht viel gegessen und großen Hunger hatte. Und in stummen Zaubern bin ich wohl besser, als es meine Abschlussnote vermuten lässt, denn plötzlich fing das Zeltdach Feuer! Zum Glück ist mir nichts passiert und es war schnell gelöscht, aber ich habe mich sehr erschrocken. Mit einem Reparo lies sich das Malheur kaschieren. Du meine Güte, ist mir das peinlich! Am besten nutze ich den eingebauten Kamin, um über das Floh-Netzwerk zu einem guten Restaurant zu gelangen. Ich habe mir eine „Flohplage“ geholt, das ist eine so genannte „Flatrate“ für das Kamin reisen. Irgendwie klingt das ja ekelig, aber günstig ist es. Die Leute betrachten hier Apparieren als eine Art Extremsportart für mutige, sie reisen lieber per Kamin, weil die Natur so unberechenbar und weit reichend ist. Über das Floh-Netzwerk landet man wenigstens in einer Gegend, wo es Kamine gibt, so sagte man mir. Hm, es gibt zwar noch viel zu berichten, aber ich habe schrecklichen Hunger und sehne mich nach meinem Bett, daher vielleicht morgen mehr. Tag 2 – Mittag Mir ist kalt! Außerdem habe ich den halben Tag verschlafen. Aber der Reihe nach. Gestern sind mir zwischen den Unterlagen, die ich von der Zeltvermietung bekommen habe, auch ein Reiseführer und ein Restaurantführer aufgefallen. Darin stand unter anderem etwas über ein besonderes Restaurant, das sich direkt an einem der Vulkankrater befindet. Dort bin ich dann per Floh-Netzwerk hingereist. Muggel denken, der Vulkan sei erloschen, aber in Wirklichkeit ist das ein sehr komplexer Tarnzauber, der stündlich erneuert werden muss. Damit er besser wirkt, wurde er in eine Art rituellen Tanz verpackt, an dem alle Besucher teilnehmen können. Daran teilzunehmen hat wirklich Spaß gemacht! Aber dort oben herrscht vielleicht eine Hitze… außerdem ist es auch sehr verqualmt. Dafür gibt es allerdings sehr ausgefallene Spezialitäten, zum Beispiel auf heißem Stein gegarten Kiwi – den Vogel, nicht die Frucht – „Vulkanrachen-Schinken“, der zum Räuchern wenige Tage direkt in den Krater gehängt wird, wodurch er ein ganz besonderes, herbes Aroma erhält, und die Magma-Frucht, die herrlich süß schmeckt, deren Inneres aber sehr flüssig ist. Auf jeden Fall konnte ich dort meinen Hunger stillen und mich nebenher noch gut amüsieren. Ich habe eine Gruppe Rucksacktouristen aus Schottland kennen gelernt. Das Karomuster ihrer Umhänge kam mir sehr vertraut vor, und so habe ich mich zu ihnen gesetzt. Sie waren alle schon Mitte dreißig, aber sehr nett und lustig. Von meiner Reiseroute haben sie sich sehr beeindruckt gegeben, auch wenn sie kaum verstehen konnten, dass so ein „junges Ding“ alleine unterwegs ist. Mit ihnen habe ich den ganzen Abend „Lava-Trunk“ gebechert, ein rot glühendes alkoholisches Getränk, das verboten gut schmeckt. Weil sie für mich bezahlt haben, hatte ich wohl das ein oder andere Gläschen zu viel, und nun dröhnt mir der Schädel! Außerdem haben diese Scherz-Kesselkuchen mir verschwiegen, dass man von dem Getränk eine rot glühende Nase und auch leuchtende Ohren bekommt. Natürlich erst einige Stunden nach dem Trinken, sonst hätte ich es ja gleich bemerkt. Wenn das bis morgen nicht nachlässt, werde ich einen Heiler aufsuchen müssen! Ich komme mir so albern vor, hoffentlich hat gestern niemand ein Foto von mir gemacht. Jedenfalls sagten die Rucksacktouristen, das ultimative Erlebnis sei, direkt vom Vulkan aus auf einen Gletscher zu reisen. Zum Einen soll das wunderbare Abkühlung bringen, zum Anderen liegen nur in Neuseeland Regenwälder und Gletscher so nah beieinander, dass eine solche Aktion möglich ist. Daher habe ich das Zelt, als ich zurück war, zum nächsten Gletscher geschickt, dabei bequem auf meinem Bett gelegen und durch einen Panoramateil des Zeltdachs, der seltsamerweise im Handbuch als „Briefschlitz“ bezeichnet wird, den Nachthimmel beim vorbei gleiten beobachtet. Wunderschön! Na ja, ich war eben sehr betrunken, mir war warm vom Vulkan und den stündlichen Flucherhaltungstänzen, so dass mir die Idee einer Abkühlung gut gefiel. Heute Morgen bin ich dann erwacht, weil mir schrecklich kalt war und ich schon dachte, ich hätte meine Decke verloren. Allerdings war ich noch zugedeckt, wie ich bald feststellen konnte. Nur stand das Zelt nun schon seit Stunden im ewigen Eis, und es brannte natürlich kein Feuer im Kamin. Ein furchtbares Erwachen! Trotzdem habe ich mir etwas Warmes angezogen und bin hinausgegangen. Die Aussicht, die sich mir darbot, war einfach unbeschreiblich! Zunächst die schneebedeckten Bergkuppen, dann weites grünes Land auf der einen Seite, nur von wenigen Stadt-Klecksen unterbrochen, und Dschungel auf der anderen Seite, am Horizont das Meer und die Andeutung weißer Strände. Ich fragte mich gerade, ob die große ovale Lichtung im Regenwald ein Quidditch-Stadion sein könnte, als ich jäh aus meinen Tagträumen gerissen wurde. Neben mir quäkte eine Kinderstimme „Mama, guck mal, eine seltsame Frau mit Rudolph-Nase!“. Verwirrt blickte ich mich um und sah eine Muggel-Familie, die offenbar Schlitten fahren wollte. Jedenfalls sah die Frau mich ganz verstört an und zerrte ihren Sohn weg. Offenbar kam ihr mein Pelzumhang nicht geheuer vor, jedenfalls dachte ich das zunächst. Als ich dann zurück ins Zelt kroch, das sich der Umgebung angepasst hatte und gerade wie ein Iglu aussah, fiel dort mein Blick in den Spiegel. Herrje, ich dachte meine Nase sei einfach ein wenig kalt geworden und daher rot, aber sie leuchtete tatsächlich! Was heißt „leuchtete“, sie tut es ja immer noch. Und die Ohren noch dazu! Am besten werde ich mich nicht mehr vors Zelt wagen, bevor das nicht abgeklungen ist. Inzwischen sitze ich hier mit etwas warmen Tee – richtigem Tee aus meinem Reisegepäck, nicht diesem komischen Zeug von gestern – in eine dicke Decke gehüllt und auf dem Weg in wärmere Gefilde. Der Strand hat einfach zu verlockend ausgesehen! Diesmal habe ich den Schnell-Reisemodus gewählt und schaue lieber nicht raus, denn dabei wird mir höchstens schlecht, weil die Landschaft förmlich vorbei fliegt. Im Kessel blubbert ein Aufpäppeltrank, denn ich habe mich sicher verkühlt, und bis ich am Ziel ankomme, werde ich noch einmal in der Reiseliteratur blättern. Tag 5 Nun bin ich schon so lange hier am Strand und habe bisher gar nichts aufgeschrieben. Es ist einfach ein paradiesischer Ort, und heißt daher auch „Paradise-Bay“. Bei meiner Ankunft habe ich wohl einige Muggel in Angst und Schrecken versetzt, denn ich kam leuchtend wie ich war und mit dampfenden Ohren - wegen dem Aufpäppeltrank - aus meinem Zelt. Das Geschrei hat einen der Zauber-Schwimmmeister auf mich aufmerksam gemacht und so wurde ich schnell auf die magische Seite des Strandes geholt. Dazu musste ich auf eine Palme klettern, von dort herunter springen und dabei eine bestimmte Drehung machen. Wer denkt sich denn so etwas Verrücktes aus?! Zum Glück ist es mir gleich gelungen, viele andere machen zunächst eine Bruchlandung und laufe tagelang mit blauen Flecken herum. Weil ich während meines Sprungs noch leuchtete und dampfte, habe ich den Spitznamen „Flugdrachen“ bekommen. Den haben mir drei sehr nette Mädels verpasst, die hier in der Nähe an einer Universität studieren und mit denen ich im Moment sehr viel Zeit verbringe. Wir haben uns bereits richtig angefreundet. Meine leuchtende Nase konnten sie, zum Glück, mit einem speziellen Trank aus verschiedenen Kakteen-Arten heilen. Zuerst fürchtete ich ja, sie würde nun grün leuchten, aber es ist alles gut gegangen und ich habe auch keine Stacheln in meiner Zunge stecken. Einige Tage werde ich wohl noch hier bleiben, es ist einfach zu schön und die Mädchen so nett. Sie wollen mich schon dazu überreden, auch hier zu studieren, aber ich habe andere Pläne. Heute Abend ist ein großes Fest am Strand, mit Lagerfeuer und Musik, darauf freue ich mich sehr. Nachtrag: Gerade hat mir jemand eine Muggelzeitung gegeben. Da ist ein Bild von mir auf der Titelseite und es wird behauptet, ich sei von einem Drachen gebissen worden und würde mich nun in etwas Schreckliches verwandeln. Was für ein Unsinn, aber ein absolut tolles Souvenir! Tag 10 Ich habe den Strand schweren Herzens verlassen. Meine Freundinnen sind gestern abgereist, weil sie weiter studieren müssen, und ohne sie ist es nur noch halb so schön. Aber die letzte Woche bleibt trotzdem unvergesslich! Das Fest war ein riesiges Spektakel, mit Cocktails und vielen seltsamen Soßen für Brot und Fleisch. Ich denke, ich möchte gar nicht wissen, was ich da alles gegessen habe. Einer der Zauberer am Grill wollte mir weiß machen, dieser eine seltsame Braten sei ein Knallrümpfiger Kröter, aber dann wäre er sicher explodiert, als man ihn übers Feuer hängte. Die Band „Miesmuscheln“ machte wunderbare Musik, wir haben getanzt, viel gelacht, und ich beim Limbo-Wettbewerb gewonnen. Und das, wo meine Mutter immer sagt, ich müsse auf meine Figur achten und sei ungelenk! In den letzten Tagen haben wir es uns einfach nur gut gehen lassen, sind mit einer Bastmatte aufs Meer hinaus geschwebt, haben dort Wale beobachtet und sind mit den Delfinen geschwommen. Das war so unglaublich! Erst hatte ich zwar ein wenig Angst, aber die Tiere waren ganz lieb. Leider habe ich es aber nicht geschafft, auf ihnen zu reiten, ich bin immer wieder abgeglitten. Die Mädchen mussten versprechen, mir oft zu schreiben, und ich hoffe nur, sie senden keinen Albatross, sondern irgendetwas Kleineres. Alleine der Gedanke, einen solchen Vogel in meinem Vorgarten landen zu sehen, bringt mich zum Lachen. Und die Gesichter meiner Nachbarn erst Recht. Jedenfalls ist es ungewohnt, nun wieder alleine weiter zu reisen. Da ich ja den Spitznamen „Flugdrachen“ bekommen habe, bin ich auf die Idee gekommen, ein Drachenreservat zu besuchen. Eigentlich ist so etwas wahnsinnig teuer, aber wir waren gestern noch bei einem Quidditchspiel. Ich habe ausnahmsweise einmal gewettet und dabei sogar gewonnen! Und das nur, weil ich in Wahrsagen aufgepasst habe und mir mein Kaffeesatz eindeutig das Ergebnis des Spiels verraten hat. Ich sollte meiner Lehrerin bei Gelegenheit einen Dankesbrief schreiben. Aber nun genieße ich erst einmal meinen Urlaub. Tag 11 Hilfe, ich weiß nicht, ob ich das überleben werde! Die Idee, ein Drachenreservat zu besuchen, war überhaupt nicht gut! Zurzeit sitze ich mit unserem Reiseleiter, einem älteren Zauberer aus Belgien und einer spanischen Hexe mit ihren beiden Söhnen in einer Höhle fest. Draußen tobt ein Inferno und wir können nur hoffen, nicht geröstet zu werden. Ich habe ganz schreckliche Angst! Dabei fing die Führung sehr harmlos an: Wir liefen an Gehegen mit Jungtieren entlang, die zwar schon sehr groß, aber friedlich waren. Sie zu beobachten war eine Freude. Dann teilte sich die anfangs größere Gruppe in zwei kleinere. Während eines langen Marsches durch ein Waldstück wurde uns alles Mögliche über die Drachenzucht erzählt. Absolut faszinierend. Dann gelangten wir auf eine Lichtung, auf der rund 20 Chinesische Feuerbälle gehalten werden. Aber unser Reiseleiter hatte sich offenbar in der Lichtung geirrt, denn statt älteren männlichen Exemplaren, die für Drachen relativ friedfertig sind, standen wir brütenden Weibchen gegenüber! Zu allem Überfluss meinte eines der Kinder dieser spanischen Hexe, es müsse ein Drachenei anfassen. Das Muttertier war gerade auf Beutesuche und daher nicht bei ihrem Gelege, kam aber sogleich angeschossen und spie Feuer. Ich weiß nicht, wie der Junge das überlebt hat. Ich erinnere mich nur daran, vom Reiseleiter beiseite gerissen worden zu sein. Er kommandierte uns alle in diese Schutzhöhle, in der eigentlich ein Portschlüssel deponiert sein sollte, damit man in Notfällen entkommen kann. Aber er ist nicht da! Wir haben alles abgesucht, jeden Stein umgedreht, auf Knien sind wir durch die Höhle gekrochen. Nichts! Und es wird immer heißer und heißer. Angestachelt von dem einen Weibchen, haben wohl auch die anderen angefangen, Feuer zu spucken. Die Erde bebt vom Stampfen der großen Echsen und immer wieder wird Feuer in den Höhleneingang gepustet. Ich komme mir vor, wie im Krieg. Dies ist ein absoluter Alptraum! Ich will hier nur noch hier raus! Tag 13 Ein Glück, ich lebe noch, aber sicher werden mich die Ereignisse Jahre lang in meinen Alpträumen begleiten. Die letzten beiden Tage habe ich in einem Hospital verbracht, obwohl es mir körperlich gut geht, nur der Schock sitzt tief. Ich erinnere mich nicht, wie wir aus der Höhle gekommen sind, aber es wurde mir erzählt. Die Leitung des Reservats hat natürlich etwas von dem Vorfall mitbekommen und ist eingeschritten. Da Drachen so resistent gegen Magie sind, wurde Schlafmohn in großen Mengen über der Lichtung abgeworfen. Daher auch die heftigen Erschütterungen: die Tiere sind nach und nach umgefallen. Der Mohn wurde aber schließlich ebenfalls in unsere Höhle geweht, und so sind wir alle eingeschlafen. Schließlich konnte man uns bergen und ich bin am nächsten Tag im Hospital aufgewacht. Die Leute dort waren sehr nett. Man hat mir einen Vergessenszauber zur Schockbekämpfung angeboten, aber ich denke nicht, dass das etwas helfen würde. Von Drachen werde ich mich besser fernhalten. Wobei sicher nichts passiert wäre, hätte sich dieser dumme Junge von den Eiern ferngehalten! Sei’s drum. Ich sitze wieder in meinem Zelt und reise zurück an die Küste. Von Neuseeland habe ich erst einmal genug gesehen, glaube ich. Die Landschaft gleitet gemütlich an mir vorbei, es sind keine Drachen in Sicht und außer, dass ich gerade ungern alleine bin, geht es mir wieder gut. Ein wertvolles Andenken an den letzten Ausflug habe ich auch bekommen: eine sehr seltene Sorte Drachenblut, ideal für mächtige Zaubertränke. Außerdem hat mir ein Pfleger versprochen, mir ein leeres Drachenei zu schicken, wenn eines der Weibchen ein solches legt. Das kommt ab und an einmal vor und über ein solches Ei würde ich mich wirklich sehr freuen! Es ist zwar wenig Wert, aber wäre in meiner Wohnung ein echter Hingucker. Tag 14 Ich bin zurück am Meer und warte auf die Ankunft des „Leviathans“, der mich auf eine unvergessliche Unterwasser-Tour mitnehmen und dann in Richtung meines nächsten Ziels bringen soll. Bezahlt wird die Reise vom Drachenreservat als Entschädigung für das, was mir passiert ist. Zwar habe ich ein etwas mulmiges Gefühl, so weit unter dem Meeresspiegel zu sein, nach alle dem, was in den letzten Tage passiert ist, aber die Neugierde überwiegt. Das Wetter ist wieder schlechter geworden. Gestern bin ich noch am Manapouri vorbei gekommen, und über diesem hing eine so tiefe und so dichte Wolken oder Nebelschicht, dass man fast meinen könnten, es sei diese seltsame Substanz, die man an Brutstätten von Dementoren findet. Untersuchen wollte ich das Ganze aber lieber nicht näher, denn die Erinnerung an den Ausflug zu den Drachen macht mich leicht angreifbar. Nun muss ich mich aber sputen, der Leviathan ist gerade an der Wasseroberfläche aufgetaucht.