Beitrag Ravenclaw - geschrieben von der Hausgemeinschaft Ravenclaws
Mit dem Silvesterknall ins andere Jahrhundert Dieses Jahr hatte ich mir vorgenommen, Silvester endlich mal wieder auszugehen. In meiner Hand befanden sich mehrere Leuchtraketen, die ich unbedingt anzünden wollte. Sie waren schon alt, ich hatte sie erst beim vorweihnachtlichen Hausputz wiedergefunden. Traurig dachte ich an die letzten Jahreswechsel, an denen ich nicht viel unternommen hatte, und wollte unbedingt in diesem Jahr etwas Tolles unternehmen. "Doch was?", ich blätterte interessiert die Zeitungen durch. Schließlich entschloss ich mich für eine Party-Meile mitten in der Innenstadt. Noch war genug Zeit mich zu duschen, mich schick anzuziehen und zu schminken. Ich entschied mich nach reiflicher Überlegung für ein auffälliges Party-Outfit mit passendem, nicht minder Aufmerksamkeit erregendem Make-Up. Als ich fertig war, griff ich nach meiner Handtasche, lugte noch einmal in den Flur-Spiegel und verließ frohen Mutes die Wohnung. Es war ein komisches Gefühl, so auffällig aus dem Haus zu gehen, um mich mal wieder auf einer großen Party treiben zu lassen - hoffentlich würde mich keiner erkennen - und ich genoss es, mich ein kleines bisschen wie eine Diva zu fühlen. Doch kaum war ich der Londoner U-Bahn entflohen, stellte ich fest, dass ich nicht der einzige Paradiesvogel war. Eine Person - ob männlich oder weiblich ließ sich im Moment nicht feststellen - kam mit einer quietschbunten Verkleidung auf mich zu. Der andere "Paradiesvogel" schien auch noch in dieselbe Richtung zu wollen wie ich, ob er vielleicht sogar zur selben Partymeile gehen wollte wie ich selbst? Von der Neugier überwältigt, warf ich meine eigenen Partypläne über Bord und beschloss dem quietschbunten Wesen leise, still und heimlich zu folgen. Der Weg führte mich vor ein Lokal - Der Tropfende Kessel. Ich überlegte kurz, ob meine Neugier stärker war, als meine eigenen Pläne und wusste eigentlich doch schon, wie die Antwort ausfallen würde. Nur wenige Augenblicke nach ihm trat ich in das Wirtshaus ein. Einen Moment lang blieb ich in der Tür stehen, um meine Augen an das Halbdunkel im Inneren zu gewöhnen. Früher war ich immer mit Flohpulver in die Winkelgasse gereist und kannte deshalb das schummrige Lokal nur vom Hörensagen. Glücklicherweise konnte ich meinen quietschbunten Freund dank seiner Färbung im Halbdunkeln gut erkennen, er stand am Tresen und schien ein paar Worte mit einem anderen Menschen zu wechseln. Ich blickte kurz auf meine Uhr, stellte fest, dass ich noch etwas Zeit bis zum Beginn der Party hatte und nahm an einem Tisch Platz. Ich versuchte mich auf die anderen Gäste zu konzentrieren, doch meine Augen glitten immer wieder zurück zu meinem mysteriösen Führer. Er unterhielt sich immer noch mit seinem Gegenüber und schien sich über irgendetwas aufzuregen. Aber leider saß ich zu weit weg, um seine Worte zu verstehen. Ich wollte aber auch nicht so gerne wie ein Krimineller näher an ihn herantreten, das ginge gegen mein Gewissen; also behielt ich ihn nur weiter im Blick. Schließlich siegte meine Neugierde und ich wollte unbedingt wissen, über was sich der Unbekannte so unheimlich aufregen musste. Ich stand auf und näherte mich dem Tresen. "...schon wieder abgesagt!", hörte ich nur noch und der - mittlerweile eindeutig männliche - Paradiesvogel drehte sich schwungvoll um und verschwand durch die Hintertür des Lokals. Da ich nun schon hier war, stellte ich mich an den Tresen und bestellte beim Barkeeper ein Glas Feuerwhiskey. Während sich die wohlige Wärme des Getränks in mir ausbreitete, überlegte ich, ob es sich lohnen würde, dem geheimnisvollen Unbekannten in die Winkelgasse zu folgen. Die Neugierde siegte erneut, immerhin wollte ich heute was erleben und so schlenderte ich nach dem Zahlen ebenfalls durch die Hintertür. Da stand ich nun auf dem Hinterhof und überlegte, wie der Eingang zur Winkelgasse wohl aussehen würde? Unsicher geworden zückte ich meinen Zauberstab und klopfte vorsichtig gegen die Mülltonnen. Doch nichts passierte, so klopfte ich auf die Wand neben der Mülltonne. Etwas Staub bröselte von den Ziegeln, erneut war der Versuch vergebens. Mich packte die Wut bei dem Gedanken, dass ich noch Stunden nach dem Eingang suchen würde. "Ich brauche Hilfe", dachte ich und ging zurück in den Tropfenden Kessel. Gedankenverloren wie ich war, stieß ich mit jemandem an der Tür zusammen. Ich blieb stehen und ließ eine junge Frau an mir vorbei. Sie lächelte mich entschuldigend an, dann sah ich wie sie mit ihrem Zauberstab gegen ein paar der Backsteine tippte. Sie ließ den Zauberstab sinken und es öffnete sich der Durchgang zur Winkelgasse. Ich trat hinter ihr in die Winkelgasse. Ich traute meinen Augen kaum, noch nie hatte ich den atemberaubenden Silvesterschmuck gesehen! Ich hätte öfters an Silvester hierherkommen sollen; ich vergaß meine eigentlichen Partypläne völlig und staunte nur. Vor jedem Geschäft schien es andere, zum Teil glitzernde Spezialitäten zu geben. Mit weit aufgerissenen Augen ging ich die Gasse entlang und bewunderte die Dekoration. Alles leuchtete und glitzerte mir entgegen. Vor Madame Malkins Geschäft blieb ich das erste Mal wieder stehen, um mir die Auslage genauer anzusehen. Mit kritischem Auge musterte ich die Festroben zum Jahreswechsel, versehen mit ständig wechselnden, glitzernden Jahreszahlen. Doch im Vergleich zu meinem schillernden Pfauenfederumhang war das nichts. Zufrieden schlenderte ich weiter. Vor "Weasleys Zauberhafte Zauberscherze" sah ich den extravagant gekleideten Mann aus der U-Bahn wieder, der sich im Tropfenden Kessel so geärgert hat. Nun wieder an den Grund meines Hierseins erinnert, schritt ich etwas kräftiger aus um die Verfolgung aufzunehmen und ihn nicht im Getümmel zu verlieren. Ich war schon dicht an ihn herangekommen, als er den Laden der Weasleys betrat. Ich konnte einen Seufzer nicht unterdrücken. Ob es wohl zu auffällig war, ihm auch noch in den Laden zu folgen? Ach, eigentlich war es doch egal, nun war ich schon bis hierhin gekommen, warum sollte ich dann jetzt aufgeben? Außerdem würde ich doch in dem ganzen Gedränge nie auffallen und so schlüpfte ich ebenfalls hinein. Jetzt hatte ich meinen "Freund" fast aus den Augen verloren. Ich entdeckte ihn auf halbem Weg zur Verkaufstheke, wo er sich in die Schlange der Wartenden einreihte und immer wieder ungeduldig zum Verkäufer nach vorne sah. Was er da wohl tat? Die Schlange kam nur langsam voran. Er wirkte irgendwie nervös und ungeduldig, er schaute sich die ganze Zeit im Laden um, so als erwarte er einen Angriff. Interessiert drückte ich mich an die Wand; keine Party konnte spannender sein, oder? Die Schlange bewegte sich langsam und der Mann war jetzt gleich dran. Von meinem Beobachtungsposten aus konnte ich sehen, wie er schließlich mit einem der Verkäufer sprach und dabei wieder einen ziemlich aufgeregten Eindruck machte. Der Verkäufer zuckte nur hilflos mit den Schultern und der Mann wandte sich mit einer gemischt wütenden und enttäuschten Miene ab. Worum es da wohl gegangen war? Der Mann ging dicht an mir vorbei, zu einem Korb voller Leuchtraketen und begann darin zu wühlen. Mit leicht gerunzelter Stirn beobachtete ich ihn bei seiner ziemlich hektischen Suche. Doch die dauerte nicht lang, er warf die Rakete, die er noch in der Hand hielt erzürnt zu den anderen und rauschte aus dem Laden. Meine Neugier, die mich heute Abend ohnehin so fest in der Hand hatte, siegte natürlich auch diesmal und führte mich wieder hinaus auf die Gasse, wo ich mich nach meinem Paradiesvogel-Freund umsah. Er stand nicht weit entfernt, griesgrämig an eine Mauer gelehnt. Da ich mich eigentlich auf eine Fortsetzung der Verfolgungsjagd eingestellt hatte, ließ mich dieses Bild verunsichert innehalten. Er schien die Passanten kaum wahrzunehmen, bis sein Blick plötzlich meinen traf und ein leichtes Grinsen seine Lippen umspielte. Ertappt wandte ich den Blick ab und gab vor, ganz in die Betrachtung eines großen, glitzernden Silvester-Transparents vertieft zu sein, das über unseren Köpfen schwebte und diesen Abschnitt der Winkelgasse in ein silbriges Licht tauchte. Ich bekam es mit der Angst zu tun und mir lief es abwechselnd heiß und kalt den Rücken runter. Aus den Augenwinkeln sah ich jedoch, dass er sich von der Mauer abgestoßen hat und zu mir herüber kam. Was nun? Ich musste mir eingestehen, dass ich wohl doch zu auffällig gewesen war, um auf Dauer unbemerkt hinter ihm her zu schleichen. Schon war er vor mir und ich hatte keinen Fluchtweg mehr offen, ich versuchte zu lächeln. Im Kopf ging ich verschiedene Ausreden durch, warum ich ihm gefolgt war, doch ich fand keine die auch nur annähernd etwas getaugt hätte. "Hallo, du hübscher Vogel", hörte ich ihn sagen und sah ihn unweigerlich wieder direkt an. Was für eine Überraschung, er wollte mit mir flirten. "Guten Abend", entgegnete ich etwas förmlich, nicht ganz sicher, was ich von seiner seltsamen Begrüßung halten sollte. Er deutete eine Verneigung an, mir wurde nur noch mulmiger. Ich öffnete den Mund und schloss ihn wieder, ich war von seiner Art total verwirrt. "Eine wunderbare Nacht, um sie in der Winkelgasse zu verbringen", stellte er fest. Ich war ehrlich verwundert - hatte er nicht vorhin erst griesgrämig und frustriert gewirkt? "Nicht für alle, wie es scheint...", wagte ich nach kurzer Überlegung zu antworten. Nun legte auch mein bunter Gesprächspartner eine kleine Denkpause ein, während der er mich mit leicht schief gelegtem Kopf beäugte und dabei mehr denn je an einen farbenfroh gefiederten Vogel erinnerte. "Ach, ich hatte was vor, was nicht geklappt hat, aber das sollte uns nicht daran hindern, diese schöne Nacht zu genießen." "Natürlich", sagte ich in einem Tonfall, der keine Zweifel daran ließ, dass ich gleich ein Trupp Auroren rufen würde. So interessant dieser Kerl auch aussehen mochte - ganz geheuer war er mir wirklich nicht. Mit einer Handbewegung, die ich als verlegen bezeichnen würde, fuhr er sich durch das Haar und sah zu Boden. Genau in diesem Moment kam ein Mann, der anscheinend versucht hatte sich unauffällig zu kleiden, dies hatte er aber so übertrieben, dass es schon wieder auffällig war, auf den quietschbunten Kerl zu und sprach ihn an. Verdattert sah ihn der Paradiesvogel an, reichte ihm dann aber die Hand und begann mit ihm zu tuscheln. Ich wollte mich gerade höflich zurückziehen - und die Chance nutzen um erst einmal wieder ein bisschen Abstand zwischen meine seltsame Bekanntschaft und mich zu bringen - als ein halblauter Satz des Paradiesvogels mich aufhorchen ließ. "...morgen sowieso wieder - du siehst, ich habe eine Begleitung." Das war eindeutig zu viel! Gerade öffnete ich den Mund, um lautstarken Protest einzulegen, als mich ein verschwörerisch-bittendender Blick meines Paradiesvogel-Freundes traf. Ich wusste nicht was ich tun sollte. Der andere Mann verabschiedete sich und ging seines Weges, da setzte ich erneut zum Sprechen an. "Was sollte das gerade?", erkundigte ich mich ruhiger als ich mich fühlte und verschränkte dabei die Arme. Er wand sich wie ein Wurm, der gerade vom Vogel aufgepickt wurde, beinahe tat er mir leid. "Etwas anderes ist mir auf die Schnelle nicht eingefallen", seufzte er schließlich, um mir anschließend einen eher unsicheren Blick zuzuwerfen. Ich wollte fragend eine Augenbraue heben, doch die andere schnellte ebenfalls hoch und bescherte mir damit einen sehr überraschten Gesichtsausdruck. "Es... das war mein Arbeitskollege", fuhr mein bunter Gesprächspartner in entschuldigendem Tonfall fort. "So, und ich die Ausrede für...", bot ich ihm an, jetzt musste er schon mit der Sprache herausrücken! "Ich hatte keine Lust auf diese öde Firmen-Silvesterfeier", gab mein Gegenüber schließlich, abermals leise seufzend, zu. Ich erinnerte mich an die Kleidung des Kollegen und sah den frappierenden Unterschied zu dem farbenfrohen Partygänger vor mir. Offenbar musste ich meinen Gesprächspartner sehr skeptisch gemustert haben, denn plötzlich hob er abwehrend die Hände und meinte, sich selbst verteidigend: "Hey, wenn man es zu Silvester nicht mal krachen lassen kann, wann denn dann?" Ich musste grinsen, immerhin war ich genau mit dem Vorsatz aus dem Haus gegangen. Durch meinen fröhlicheren Gesichtsausdruck ermutigt schenkte mir der Paradiesvogel ein zaghaftes Lächeln, ehe er sich ein wenig verlegen mit einer Hand durch die ungewöhnliche Frisur fuhr. Da mir nichts Besseres einfiel und ich das Schweigen zwischen uns langsam unangenehm fand, fragte ich: "Wozu dieses bunte Kostüm, wenn ich fragen darf?" Doch mein neuer Bekannter lächelte nur zaghaft, ehe er mir wohlüberlegt eine Antwort gab. "Wahrscheinlich aus demselben Grund wie bei dir, edle Retterin", machte er mir erneut ein Kompliment. Er zwinkerte mir zu und lächelte. Ich musste lachen und waghalsig wie ich war, fragte ich, was wir beide nun machen würden. Er lächelte und zuckte mit den Schultern: „Einen kleinen Spaziergang durch die Winkelgasse?" "Gerne", erwiderte ich vergnügt und schon waren unsere Arme ineinander verhakt. So schlenderten wir also Arm in Arm die Winkelgasse entlang. Faszinierend, was es dort alles in den Schaufenstern an herrlichen Silvesterartikeln zu sehen gab. "Du meintest, du willst es krachen lassen?", fragte ich ihn; ich wusste nicht, wieso ich jetzt ein Gespräch anfing, aber es war besser als zu schweigen. Er lächelte verschmitzt, gab jedoch vorerst keine Antwort. Er grinste breit und meinte: "Ja, natürlich, an einem so schönen Abend, kann ich doch nicht auf diese langweilige Geschäftsparty gehen!" Das war ein guter Gesprächsstoff - ich fragte nach und erfuhr, dass er normalerweise ein ehrwürdiger Angestellter der Zaubererbank Gringotts war. "Feiern Kobolde denn Silvester?", wollte ich interessiert wissen. "Einige kommen zur Firmenfeier", versuchte er auszuweichen, doch ich ließ nicht locker. "Wie, da gibt es also einige Kobolde, die mit den anderen Hexen und Zauberern von Gringotts feiern?", bohrte ich nach, denn ich konnte mir diese griesgrämigen Gestalten einfach nicht in Partystimmung vorstellen. "Feiern ist da ein sehr dehnbarer Begriff", erklärte er daraufhin. "Kobolde mögen Alkohol, musst du wissen." "Die vertragen Alkohol?", fragte ich erstaunt, im Gedanken daran dass ich gehört hatte, dass Hauselfen kaum etwas vertragen. Aber der Gedanke von leicht besoffenen Kobolden brachte mich schon ein bisschen zum Kichern. "Aber ja, und in alkoholisiertem Zustand sind sie leider noch unerträglicher als sonst", antwortete er. "Noch unerträglicher als sonst?", ich schmunzelte; das stellte ich mir ganz lustig vor. "Du findest Kobolde, die sich prügeln und Dinge zerstören ja wohl nicht sonderlich lustig, oder?" "Eher nicht, nein", gab ich zu und mein Lächeln verschwand schlagartig. Nun konnte ich verstehen, warum er nicht auf diese Firmenfeier gehen wollte. "Und wo wolltest du hin, bevor du mich verfolgt hast?", fragte er mich mit einem Grinsen. Ich grinste leicht verlegen zurück. "Ehrlich gesagt, hatte ich keinen konkreten Plan." Ich sah wie er seine Augenbrauen hoch zog und mich musterte. "Ich wollte es einfach mal richtig krachen lassen", sagte ich schnippisch. "Na, dann hattest du Glück, dass du mir gefolgt bist", sagte er lächelnd. "Was, wieso? Ich dachte, du schwänzt die Party?" "Nur weil ich nicht auf die Gringotts-Party gehe, heißt das ja noch lange nicht, dass ich es heute Nacht nicht krachen lassen werde", flüsterte er geheimnisvoll. "Was hast du denn vor?" Er mied meinen Blick und sah stattdessen in den Himmel. "Die Sterne sind so schön, heute Nacht", kam es leise und fast ein wenig abwesend über seine Lippen. "Du hast meine Frage nicht beantwortet", beharrte ich lächelnd. "Wenn du mitkommst, dann zeige ich dir was ich gemeint habe", meinte er dann und er wandte mir seinen Blick wieder zu, um mich abwartend anzusehen. Einen kurzen Moment zögerte ich, doch zu meiner eigenen Überraschung nickte ich. Ein Lächeln erschien auf dem Gesicht meines seltsamen Begleiters und verlieh ihm einen regelrecht sanften Ausdruck. Höflich und zuvorkommend wie ich ihn bis jetzt einschätzte, bot er mir auch diesmal wieder seinen Arm an. "Dann folge mir unauffällig!" sagte er lachend und seine Augen blitzten. Voller Neugier hakte ich mich bei ihm ein, wobei in meinem Hinterkopf immer noch leise Zweifel waren. Gemeinsam kamen wir nun an Gringotts vorbei, wo alle Fenster hell erleuchtet waren. Ich staunte nicht schlecht, als mein Begleiter die Zaubererbank ansteuerte und mich schließlich zu einem kleinen Seiteneingang führte. Hatten wir nicht lange genug über die betrunkenen Kobolde gesprochen, die der Paradiesvogel auf keinen Fall erleben wollte? Doch noch ehe ich dazu kam, mich verwundert nach unserem Ziel zu erkundigen, entdeckte ich hinter dem Seiteneingang eine schmale Treppe, die an der Hauswand des imposanten Gebäudes entlang hinaufführte. Ohne ein Wort, ja ohne jegliche Mimik oder Gestik meines Partners gingen wir diese Treppe hinauf, bis wir zu einer braunen, alten Tür kamen. Er zog irgendetwas aus seinem Gewand und richtete es auf die Tür. Geräuschlos öffnete sich die Tür und für einen Moment blendete mich das Licht. Ich blinzelte dagegen an und zögerte einen Moment, ehe ich meinem Begleiter durch den Türbogen folgte. Wider meinen Erwartungen war es absolut still, obwohl im Raum nebenan doch eine Koboldparty stieg. Wir standen in einer Art Garderobenraum und gaben unsere Umhänge ab. Mein seltsamer Begleiter lächelte mich voller Vorfreude an und zog mich mit durch eine weitere Tür. Ein wenig mulmig war mir schon, aber ich war auch gespannt auf die Überraschung hinter der Tür. Was ich sah, übertraf all meine Vorstellungen, denn das hier war kein einfacher Raum. Die Wände blinkten und glitzerten mir so grell entgegen, dass ich erschrocken, aber auch erstaunt den Atem anhielt. "Darf ich vorstellen, unser ganz spezieller Kundenberatungsraum", sagte er und seine Stimme überschlug sich beinahe vor Vergnügen. "Kundenbetreuungsraum..?", wiederholte ich überrascht und auch eine Spur verwirrt - ich hatte immer angenommen, dass die Gringottskunden nur unten in der Haupthalle und von den dortigen Kobolden betreut wurden. "Ja, es gibt Kunden, die etwas mehr Zuwendung brauchen als andere...", ließ er den Satz offen enden. "In einer Bank...?" konnte ich nicht umhin etwas ungläubig nachzufragen. Doch statt zu antworten, lächelte er nur und ließ mich am Eingang des Raumes stehen. Nun gut, Kobolde waren sehr eigen und wer wusste schon, mit welchen Wesen sie teilweise Handel betrieben. Ich sagte mir, dass mein bunter Begleiter wahrscheinlich gar nicht die Erlaubnis hatte, mich in alle Geheimnisse von Gringotts einzuweihen und so verschob ich das Wundern auf später und beeilte mich lieber, ihm zu folgen. Er hatte den Raum bereits durchquert und erst als ich neben ihm stand, bemerkte ich, dass er vor einer weiteren, den glitzernden Wänden gleichenden, Tür stand. Er öffnete sie und wies mir in einer Verbeugung den Weg, der mich eine weitere, kleine Treppe hinauf führte. Gerade als wir am oberen Treppenansatz ankamen, hörte ich einen lauten Knall und ein grelles Licht, wie von einem Blitz, blendete mich kurze Zeit. "Was war denn das?", quietschte ich erschrocken. Wie zur Antwort trat ein Zauberer vor uns, der genauso seltsam gekleidet war wie mein mysteriöser Begleiter, dieser hier hielt jedoch mehrere Leuchtraketen in der Hand. Er lächelte flüchtig als er meinen Begleiter erkannte und sagte dann leise: "Leider nur die einfachen..." Verdattert sah ich zwischen den Männern hin und her. "Ich hatte auch kein Glück...", gab mein Paradiesvogel-Freund leise seufzend zurück und trug damit noch zu meiner Verwirrung bei. "Dann halt so", meinte mein Begleiter und schob mich vollkommen ins Freie. "Geht es um die Kundenbetreuung?" fragte ich mit einem leichten Anflug von Verzweiflung in meiner Stimme - da sollte sich mal noch einer auskennen! "Es geht um Silvester", lachte der fremde Mann auf. "Darum und um die richtigen Leuchtraketen", fügte der Paradiesvogel mit einem traurigen Lächeln hinzu. Plötzlich fiel mir wieder ein, wie aufgeregt er in "Weasleys Zauberhafte Zauberscherze" mit dem Verkäufer gesprochen hatte. "Was ist so wichtig an den Leuchtraketen?", fragte ich, denn meine Neugier lebte wieder auf. Konnte es wirklich sein, dass er nur wegen ein paar Leuchtraketen so aufgebracht durch die Winkelgasse gedüst war? Da ich es anders nicht herausfinden würde, fragte ich was denn genau "die richtigen" Raketen für Silvester waren. "Die müssen laut, bunt, hell sein und weit in den Himmel fliegen können!", erklärte der unbekannte Mann und zwinkerte meinem Begleiter zu, wie ein kleiner Junge, der gerade einen Streich ausheckte. "Das sind doch alle von Filibuster", entgegnete ich verständnislos. "Möglich... aber die waren alle ausverkauft", entgegnete mir mein bunter Bekannter mit einem schiefen Grinsen. Der Andere seufzte: "Schade, ich wollte gerade zu Weasleys und schauen ob die noch welche haben." "Es ist sowieso zu spät", kommentierte ich, denn wieder explodierten ringsherum die Kracher und sprühten Funken in allen Regenbogenfarben. "Es muss heute einfach auch so gehen", wiederholte mein Begleiter, was er zuvor schon mit anderen Worten gesagt hatte. "Ich hab auch noch ein paar, diese Filibuster Lightyears", fiel mir ein und ich begann in meiner Tasche zu kramen. "Du hast Filibuster Leuchtraketen dabei?", kam es erstaunt von meiner neuen Bekanntschaft und auf dem Gesicht des bunten Kerls zeichnete sich freudige Aufregung ab. Und tatsächlich, drei Exemplare hatte ich bei mir und präsentierte diese den beiden Herren. "Das sind sie, die Lightyears werden nicht mehr produziert, dabei waren sie so einzigartig!", rief mein Paradiesvogel begeistert. Seine Freude brachte mich wirklich zum Lachen - wer hätte gedacht, dass die alten Raketen so eine Begeisterung hervorrufen konnten? "Dann für jeden eine?", schlug ich vor und gab bereits seinem ebenfalls strahlenden Kollegen eine der Raketen. Dieser nahm sie dankend entgegen. Er trat sofort vor, mitten auf die Plattform auf dem Gringotts-Dach und zückte seinen Zauberstab zum Zünden, während ich meinem neuen Freund ebenfalls eine in die Hand drückte. Zu dritt postierten wir uns dann also auf dem Dach und machten uns bereit, unsere Raketen zusammen starten zu lassen. Noch ein schneller Blick auf die Uhr, gleich war es Punkt Mitternacht! Ohne uns abgesprochen zu haben murmelten wir alle drei Schlag Mitternacht den passenden Zauberspruch und sahen unseren Leuchtraketen zu, wie sie zu dritt in den Himmel hinaufschossen. Sie umschlängelten sich beim Steilflug in die Höhe und zogen so eine Girlande von orangeroten Funken hinter sich her. Ich konnte nicht anders als den Atem anzuhalten, als sie schließlich explodierten und das Spektakel begann. Gespannt blickten wir in den Himmel und genossen das Schauspiel. Es knisterte und knasterte, immer wieder teilten sich die Funken neu auf, stoben in verschiedene Richtungen auseinander und zeichneten so gigantische Muster in die Nacht.

 Dieses Bild wurde von Hedwig II (Hufflepuff) erstellt

Sie leuchteten in allen Farben und bildeten gelegentlich auch gut erkennbare Formen - aus meiner Rakete entsprangen beispielsweise lauter bunte Sternschnuppen, während aus der meines neuen Freundes passenderweise große Vögel entstanden. Dazwischen glänzten die von der dritten Lightyear-Rakete gebildeten Sektflaschen, aus denen Korken tanzten und als silbriger Staub zu Boden rieselten. Das Ganze haute mich um, ich hätte nicht gedacht, dass diese Nacht noch so besonders werden würde. Selbst als es schließlich vorbei war, starrte ich noch in den Himmel, betört von dem sagenhaften Schauspiel. Als ich schließlich meinen Blick vom Himmel abwandte und mich nach meinem Begleiter umsah, entdeckte ich auch auf seinem Gesicht Staunen und kindliche Freude. Bei diesem Anblick musste ich einfach grinsen, irgendwie passte der Ausdruck zu ihm. Ich trat näher zu ihm und berührte seine Hand, damit er mich ansah. Verwundert schaute er auch zu mir. "Prosit!", sagte ich einfach und lächelte, was er sofort erwiderte und mir ebenfalls ein frohes neues Jahr wünschte. "Na... jetzt haben wir es zusammen so richtig krachen lassen", meinte er fast schon vergnügt und drückte dabei sanft meine Hand. "Das haben wir", stimmte ich zu und blickte auf die wabernden Schwefelschwaden, die den Himmel verdeckten, als ob ein riesiges Feuer getobt hätte.  Dieses Bild wurde von Hannah Jones (Hufflepuff) erstellt "Gesundes neues Jahr! Ich gehe dann mal", sagte der andere Zauberer und lächelte uns zu bevor er wieder nach drinnen ging. Er schloss die Tür hinter sich, wir zwei standen immer noch Hand in Hand da, beide mit euphorischem Lächeln und uns kam zugleich dasselbe Wort über die Lippen. "Danke." Ende Geschrieben von Abraxas, Anoel, Arual, Caxirta, cherryy__x3, d.ela, Eo-Lahallia, flo, Hermine Mila, Isis, jerome bennings, JordanCalaim, Katleen Jones, Lilith el Elanor, loinasa, Mrs.Black, Phönixrose, resi1994, sasyan, Sevesa, Tweety_, Vesspe, Vilandra, witch-ginny, Yksi