Flucht vor dem Eheleben - --
Franz hatte ganz andere Sorgen. Die Verbindung zwischen Österreich und Italien spitzte sich zu, sodass ein Krieg unumgänglich wurde. Selbst Franz begab sich selbst auf den Kriegsschauplatz und alles Bitten und Betteln seiner Frau half nichts. Franz ließ sich nicht beirren und kämpfte an der Front mit. Er musste eine bittere Niederlage einstecken. Viele seiner Untertanen hatte er ins Unglück gestürzt. Dazu kam, dass die Staatskasse leer war und das Volk hungerte. Für ein weiteres Heer musste ein Berg an Schulden aufgenommen werden. Franz war nun als schlechter Feldheer und Politiker entlarvt worden. In Wien selbst bahnte sich ebenfalls eine Tragödie an. Sissi hatte keine Lust mehr gegen die Schwiegermutter zu kämpfen und gab die Erziehungsrechte vollends auf. Sie boykottierte Treffen, schloss sich selbst aus dem Familienverbund aus und baute sich immer mehr ein eigenes Leben auf. Sie kümmerte sich nur noch um sich selbst und ihre Schönheit. Sie betrieb Leistungssport und unterzog sich zahlreichen Hungerkuren. Franz selbst kehrte frustriert und im Krieg geschlagen an seinen Schreibtisch zurück und suchte Trost bei zahlreichen Affären. Sissi hatte gemerkt, dass sie weder vom Hof, noch von Franz ernst genommen wurde und schloss sich immer mehr ins Exil ein. Zudem erfuhr sie auch von den Seitensprüngen ihres Mannes und ihre Eifersucht war groß. Dabei irritierte sie, dass man dem Kaiser solche kleinen Abenteuer zu gestand und er sogar ein Recht auf solche Amüsements hatte. Für Sissis wütende Reaktion brachte keiner Verständnis auf. Man war der Meinung, dass die Ehefrau solche Abenteuer still zu akzeptieren habe. Sie litt an schweren Depressionen und suchte die Flucht in diversen Krankheiten. Im Herbst 1860 diagnostizierten Ärzte eine schwere Lungenentzündung und rieten zu einem Ortswechsel der Kaiserin. Das Reiseziel stand für die Kaiserin ziemlich schnell fest. Sie entschied sich für die Insel Madeira, auch wenn man bezweifelte, dass das raue Klima dort zur Heilung beitragen konnte. Sissi schaffte es, dass nicht die Gräfin Esterhazy mitreisen sollte und entschied sich schließlich für ihre Vertraute Gräfin Windischgrätz. Sechs Monate verbrachte Sissi auf Madeira. In Wien glaubte keiner mehr an eine Krankheit und die Reise wurde vielmehr als Flucht aus dem Eheleben gedeutet. Für Sissis Leute war die Reise äußerst langweilig. Sie selbst lernte dort heimlich ungarisch bei dem Lehrer Graf Imre Hunyadi, der sich prompt in die Kaiserin verliebte. Diese Liebe blieb in Wien nicht verborgen, sodass man den Grafen sofort zurück rief. Trotz der Entfernung wusste der Hof über jeden Schritt der Kaiserin genau Bescheid. Im Mai 1861 reiste Sissi zurück nach Wien und wurde in Triest von Franz abgeholt, der glaubte, dass die Trennung der Ehe gut getan hätte. In Wien angekommen, bekam Sissi erneut schwere Depressionen, die so schlimm waren, dass alle glaubten, die Kaiserin würde sterben. Diesmal reiste Sissi auf die Insel Korfu. Beim Abschied in Wien glaubten alle, dass es ein Abschied für immer sei und die Kaiserin nicht mehr lange zu leben hatte. Auch Sissi selbst war davon überzeugt. Auf Korfu ging die Genesung nur sehr schleppend von sich. Sie hatte Magersucht und ihre Beine waren so voll Wasser, dass sie nicht mal wandern konnte. Keiner glaubte mehr daran, dass die Ehe des Kaiserpaars zu retten wäre. Franz schickte Graf Grünne nach Korfu, der vermitteln sollte. Sissi kannte Grünne bereits seit der Verlobung, sodass Franz ihn für einen guten Vertrauten für Sissi hielt. Nach der Unterhalten zwischen den Beiden, trennten Sissi und Grünne sich als Feinde und Sissi wollte ihren früheren Vertrauten niemals wiedersehen. Was zu diesem Bruch genau führte, ist nicht überliefert. Der Klatsch und Tratsch auf der Burg deutete nur darauf hin, dass Grünne Sissi in taktloser Weise von dem Sexualleben Franz` berichtet haben soll und ihr auch einige Ratschläge geben wollte, wie sie das Eheleben wieder anheizen könnte. Nach dem Aufenthalt in Korfu verbrachte Sissi eine Kur in Bad Kissingen mit ihrem Vater Herzog Max. Als sie am 18. August 1862, zum Geburtstag von Franz Joseph, wieder in Wien auftauchte, war sie völlig genesen. Alle bemerkten, dass Sissi sich komplett geändert hatte. Sie war so selbstsicher wie nie zuvor, ihre Angstzustände waren verflogen und ihre Gesichtszüge waren härter geworden. Dennoch versöhnte sie sich nicht mehr mit Wien und ihre Ehe fand nur noch aus großer Distanz statt.