Der Mond muss mit Blindheit geschlagen sein
dass er leuchtet und schimmert heut’ Nacht
und auch über jenem Friedhof lacht
er weiß nicht, was vorgeht, bestimmt nicht, oh nein,
denn wüsste er es, er wär’ gar nicht erwacht
heute, in der Schreckensnacht.
Gleich Steingebilden aus vergessener Zeit
stehen sie da, zwischen Gräbern und Tod
wartend auf jenen, dem eben dies droht,
nach Angst und Schmerz und Hass und Leid
wenn keine Mutter mehr über ihn wacht
heute, in der Schreckensnacht.
Der Herr liegt in den Armen des Knechts
fast wie ein Kind bei der Mutter, doch
fehlt ihm jene Geborgenheit noch
denn obgleich der Diener nach Anerkennung lechzt
hat er’s doch nie zur Liebe gebracht
bis heute, in der Schreckensnacht.
Und sieh! dort ist er angekommen
es ist gelungen, der Plan ging auf
er schluckt, keucht, wie nach schwerem Lauf
hat grad’ erst die Hand vom Pokal genommen
der ihn hat auf den Friedhof gebracht
heute, in der Schreckensnacht.
Ein Junge ist bei ihm, älter als er,
das holde Gesicht voll Verwirrung und Schmutz
er ist für die Wartenden nicht von Nutz’
er ist überflüssig, wo kommt er her?
Man braucht ihn nicht in der einseitigen Schlacht
heute, in der Schreckensnacht.
Der Herr befiehlt, der Diener gehorcht
spricht laut die Worte des Todes aus
und aus seinem Stab schießt ein Blitz heraus
erhellt der Jungen Gesichter, voll Furcht,
erlischt so schnell wie er wurde entfacht
heute, in der Schreckensnacht.
Der Ältere fällt mit entsetztem Gesicht
und währenddessen ist er bereits tot
nicht mal mehr fähig zum Schrei in der Not
und selbst wenn doch, Hilfe käme nicht
denn niemand gibt auf den Friedhof Acht
heute, in der Schreckensnacht.
Sein Gefährte blickt auf den gefallenen Recken
die leeren Augen, das erloschene Licht
das erstarrte, angstverzerrte Gesicht
Wangen, die nie mehr eine Hand wird bedecken
und ein Mund, der niemals wieder lacht
von heute an, der Schreckensnacht.
Und ehe Erstaunen zu Entsetzen wird
Spürt er des Knechtes Arme wie Kletten
Sie halten ihn ausweglos fest wie Ketten
zerren ihn ungehindert, ungestört,
fort, zu Wehren hat er nicht mehr die Macht
heute, in der Schreckensnacht.
Da ist weder Hoffnung noch Trost oder Licht
um sie herum nur Tod und Verfall
die Steine leblos, die Bäume kahl,
und der Mond ist blind oder es kümmert ihn nicht
was der Wahn langer Jahre hier unten entfacht
in dieser Schreckensnacht.
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