Die Klage Meropes – Rihkar, Gryffindor – Platz 2 -
Singe mir, Muse, von der Liebe Meropes, der Schönen, der verlassenen Seele, Die einzig durch Zauber sich band den Geliebten und durch Zauber ihr wundes Herz ihm erlegte, Ihm, dem Treulosen, der mit Falschheit im Herzen den Tod noch gebar, Den grausamen, fürchterlichen, den sich niemand zu nennen getraut. Verlassen liegt der unendliche Ort, der der Gräber ewige Ruhe bewahrt, Dunkel beschwert durch erdrückenden Nebel, der jedweden Laut stets gierig verschlingt, Und den Atem der schlanken Gestalt in sich aufnimmt, die langsam dem Boden zu sinkt. Suchend ertasten die Hände wie die einer Blinden den Stein, Seinen Namen begreifend erzittert Merope und klagend beschwört sie verstorbenen Geist: „Oh Vater, Vater, der du mir gewesen, was der meine mir hätte soll’n sein! Du, der du zeugtest mir den Geliebten, dessen Herz ich mit Zauber bezwang, Stehe mir bei in der dunkelsten Stunde, dass mein Mut mir zur Wahrheit gereicht!“ „Doch siehe, der feuchtkalte Nebel zerreißt und das Firmament klar voll Sternen Erstreckt sich in Weite über die Welt, als wollt’s ewig den Augenblick wahren. Hell blickt Orion hinab auf mich, die Lüge möchte er mahnen, Die Gewalt, mit der ich die Liebe erzwang, des Manns, den ich nun sehe nahen.“ Merope schweigt und erhebt sich alsbald, den Geliebten zu erwarten, „Tom“, flüstert sie und greift seine Hand, er schließt sie sanft in die Arme, „Beklagt habe ich deines Vaters Tod, sein Gedenken werd ich stets wahren, Doch was er mir bewahrt’, das Geheimnis zu tragen, vermag ich nicht länger allein.“ „Dann teile, Merope, teile, Geliebte, mit mir – kein Wort, das nicht Lüge, wird mich je trennen von dir. „So höre, Geliebter, was ich dir niemals zuvor zu gestehen gewagt: Der Trank war’s, den ich reichte, der uns in Liebe verband.“ „So bezwangst du mich mit Zauber?“, fragt Tom und tritt von ihr zurück. „Verzeih mir, Geliebter“, erbittet Merope, „die Sehnsucht verzehrte mich. Mit erstem Blick, den wir tauschten, war ich in Liebe entbrannt, dass ich zu sterben ohne dich wähnte und zu leben beinahe vergaß.“ „Ich verzeihe, Merope, wie könnte ich zürnen dir; dir, der Geliebten, der auf immer mein Herz gehört.“ „Doch hat auch dein Zauber die brennende Sehnsucht erstmals in mir entfacht, So war er nichts als der Funke, dem bald schon das Feuer entsprang. Und nun, da sie brennet, bedarf dieses Funkens nicht länger die maßlose Flamm’, wo vereinet, bedürfen die Herzen des alten Bandes nicht – lasse sie frei zueinander steh’n!“ „So will ich den Zauber lösen, sodass unsere Liebe frei – und strahlend Orion am Himmel gleich, auf Erden für alle Zeit mag bestehen. Merope erlöst die Herzen von aufgezwungener Pflicht, und frei erblickt der Geliebte zum ersten Mal ihr Gesicht. „Geliebte?“, fragt Tom voller Zweifel, „Hexe, hinweg! Denn ich bin ganz sicher, ich erkenne dich nicht!“ Vom Pfeil seines Hasses getroffen, sinkt Merope nieder am Grab. Von Kräften verlassen, geblendet, beraubt, erhebt sie die Klage, die im Nebel verschwimmt: „Oh, Vater, Vater, was hab’ ich getan? Der Zauber verlässt mich, der Stab, er zerbricht, Doch ohne die Zauber, was bin ich als...“, sie erschaudert, „Nichts?“