Beatrice, Hufflepuff zu Kaba - -
  Das ist doch zum Verrücktwerden! In einer Stunde beginnt der 156. Kongress ausgebuffter und findiger Haushaltsaushilfe- und Spaßzauberer von ganz Europa und ich bin immer noch nicht fertig! Mary hätte ich nicht gehen lassen dürfen – zumindest nicht, bevor sie mir ihre Ordnung erklärt hätte. Wenn ich nur meinen Zauberstab finden könnte; ein Schlenker und die Sache hätte sich erledigt aber so! Nirgends kann ich ihn finden. Es hilft nichts, ich muss Marcus rufen, der soll ihn für mich holen. „Marcus! Marcus!“ Wo bleibt dieser Bengel! Ich habe nur noch 55 Minuten! „Marcus!“ „Ja, Sir? Oh, verzeihen Sie! Ich wusste nicht, … ich meine, … ich dachte, Sie wüssten, dass ich komme, ich …“ „Stammele hier nicht so herum! Wie oft soll ich dir noch sagen: Ein Mann sieht, hört, denkt, spricht. Keine andere Reihenfolge! Also, was gibt es, ich brauche nämlich deine Hilfe … Na los, sprich!“ „ Sir, ähm, Ihre Hose!?“ Was? Oh, das ist peinlich. Ich hätte auf Mary hören sollen und die Unterhose mit den kleinen grünen und blauen Zauberern wegschmeißen sollen … aber die sind so niedlich. Niedlich!? Arthur Theodore Donovan niedlich ist kein Wort für einen Mann mit 89 Jahren und jetzt reiß dich zusammen, du hast keine Zeit! „Das spielt jetzt keine Rolle; ich habe nur noch weniger als eine Stunde Zeit, um zu dem Kongress zu kommen, und ich bin noch nicht fertig! Meine Frau ist, wie du weißt, bei ihrer Schwester Ludmila, aber ich habe keine Ahnung, wo meine ganzen Sachen sind. Also sprich Accio und besorg mir meinen Zauberstab.“ „Tut mir leid, Sir, doch ich fürchte, das ist mir nicht möglich.“ „Was soll das heißen?“ Warum muss dieser Junge ausgerechnet jetzt trotzig werden? „Sir, ich möchte nicht schon wieder gegen eine Ihrer Regeln verstoßen.“ „Ich wüsste nicht, dass es eine Regel gibt, die dir verbietet deinem Meister in Unterwäsche zu helfen an seine Kleidung zu kommen.“ „Nein, Sir, aber ich soll doch Magie nicht für Kleinigkeiten nutzen.“ „KLEINIG …“ Beruhig dich Arthur! Es ist noch Zeit, es ist noch Zeit, es ist … Zeit!!! „Marcus, heute, kein Witz!“ „Aber, Sir, Ihr Zauberstab …“ „Wenn ich meinen Zauberstab hätte, dann würde ich dich nicht fragen, also besorg mir meinen Stab, sonst nehme ich mir deinen - für den ganzen Tag.“ „Sir, Ihr Stab ist doch da!“ „Wo?“ „Na da, Sir.“ Hinter mir? Auf meinem Schreibtisch? Da habe ich doch gesucht! Na, mal sehen … Nein, da ist er nicht und in der Schublade auch nicht. „Marcus, auch meine Geduld hat ein Ende! Gib mir deinen Zaub…“ „Sir, hier!“ Ohhhhh jaaaa, natürlich! Da war er! Hinter meinem Ohr. Klar, ich habe ihn doch dort hingetan, damit ich ihn nicht verliere! Das war wohl nichts … „Da ist wohl eine Entschuldigung fällig, Marcus! Es tut mir leid, ich habe nur heute einfach keine Zeit!“ „Sie haben nie Zeit, Sir, wenn Sie mir gestatten das zu sagen.“ „Ja, ja, doch in der Regel habe ich Mary. Aber egal! Jetzt besorge ich mir noch geschwind meine Kleidung und meine Unterlagen, dann kann ich los.“ „Sir, Ihre Kleidung befindet sich auf der Kommode rechts neben dem Bett, Ihr Aktenkoffer steht daneben und das Lunch-Paket steht auf der Geschirrablage.“ „Wirklich?“ „Ja, Sir, das steht doch auf dem Zettel auf Ihrem Schreibtisch!“ „Ach, ehrlich?!“ … Stimmt, da steht ja alles, sogar dass ich vermutlich meinen Zauberstab hinter meinem Ohr habe! Ach, meine gute Mary. „Gut, dann hol mir bitte Tippi und anschließend suchst du meinen Besen, Marcus.“ „Natürlich Sir.“ „Ach, Marcus, bevor ich es vergesse. Während meiner Abwesenheit wird nicht gezaubert. Du bist noch nicht soweit eigenständig mit deinem Stab umzugehen. Stattdessen möchte ich, dass das „House of Distance“ wieder blitze blank ist. Die letzte Explosion hat ihm nicht gut getan.“ „Aber Sir, für Sie wären es nur ein paar Worte …“ „Ja, das schon, aber ich möchte, dass du Disziplin und Ausdauer lernst und jetzt genug, ich muss mich fertig machen.“ „Wenn Sie es wünschen, Sir, muss ich mich wohl daran halten. Ich gehe mich dann mal an die Arbeit machen, Sir!“ „Ja, tu das Marcus.“ Irgendwann wirst du es schon noch verstehen … Nun, ist alles in der Tasche drinnen? ... Ja, die Spruchzettel, auch mein Apparat und die Unterlagen … Och, Mary, du hast also wirklich mein Glückshufeisen eingepackt, mein Gute, denkt an alles … „Sir, Sie haben gerufen…, oh, Verzeihung, ich wusste nicht …“ Ich wusste, ich hatte etwas vergessen. „Ich komme später zurück, Sir.“ „Nein, nein Tippi … Ich möchte nur, dass Sie mit Markus und Randal das Haus säubern, aber Marcus soll den Keller ohne Magie aufräumen, aber sollte er …“ Nun gut, ich dürfte alles haben: Tasche, Essen, Besen – und nicht zu vergessen, ich habe meine Kleidung an! „Also gut meine Lieben, in zwei Tagen werde ich wieder da sein. Ich wünsche Ihnen angenehme zwei Tage! Auf Wiedersehen!“ Ach, das Fliegen ist schon etwas Schönes! Beinahe schwerelos wie ein Vogel! Und genauso sehe ich für die Muggel da unten auch aus. Mein Tarnzauber ist perfekt. Alles, was sie sehen, ist eine Krähe … damit sind diese Tiere wieder ein Vorbote für Magier wie im Mittelalter. Die Erfinder auf dem Kongress werden genauso ihren Spaß an diesem Zauber haben wie ich, da bin ich mir sicher. Damit habe ich wieder ein Meilenstein in der Tarnzauberei für das House of Distance geschaffen! Dabei sah es anfangs für mich nicht ganz so rosig aus … Es war 1775, wenn ich mich recht entsinne. Wie heute hing über ganz Lancashire eine dichte Schneedecke und auch mein alter Meister verbot mir zu zaubern, während er weg war. So blieb mir nichts anderes übrig, als gelangweilt an einem der vielen Fenster zu sitzen und den unbelehrbaren Muggeln dabei zu zusehen, wie sie stetig versuchten dem House of Distance näher zu kommen. Im 5 Meilen entfernten Dorf versuchten die übermütigen und von der Langeweile überdrüssig gewordenen jungen Heranwachsenden als Mutprobe dem Haus, nur spärlich bekleidet, näher zu kommen, welches ewig weit draußen gelegen zu sein schien und welchem noch niemand nahegekommen ist. ‚Die dummen Muggel!’ dachte ich mir damals, ‚die können dem Haus doch gar nicht näher kommen, da es magisch geschützt ist, doch die Narren glauben nicht daran … Ihr Pech!’ Ich habe diesem, durchaus amüsantem, Schauspiel an diesem besagten Tag nicht so lange zusehen können, wie ich es sonst immer tat. Mrs. Berta McMiller, eine strenge Person, die es schaffte, trotz ihrer geringen Körpergröße sich Respekt bei jedem zu verschaffen, war die damalige Haushälterin, die einzige vom Personal, die mehr als 30 Jahre im House of Distance verblieb. Und obwohl sie sehr ausladende Hüften hatte, wirbelte sie durch das ganze Haus und dabei war sie so leise, sodass man sich eigentlich niemals unbeobachtet fühlen konnte, da sie auch alles zu sehen schien. Sie war nämlich immer zustelle, wenn irgendwo etwas schief lief – besonders bei mir –, nur an diesem Tag war der Meister schnelle r… Jedenfalls Mrs. McMiller kam zur Tür herein und sagte: ‚Arthur, der werte Herr (so sprach sie immer vom Meister … ich glaube, sie war in ihn verliebt) ‚wollte, dass das Haus gereinigt wird. Ich habe bereits die Küche, das Erdgeschoss und die drei Obergeschosse gereinigt. Es fehlt nur noch der Keller, der für Sie bestimmt ist. Ich werde auf dem Markt einkaufen gehen. Ich komme gegen Abend wieder, bis dahin haben Sie das erledigt; es wird kein Abendessen für Sie geben, wenn das nicht erledigt ist!’ ‚Ja, Mrs. McMiller, es wird mir ein Vergnügen sein!’ Sonst hätte mir diese Drohung nichts ausgemacht. Es gab nämlich eine Küchenhilfe bei uns, die mir immer eine Kleinigkeit brachte, wenn ich eigentlich kein Abendessen bekommen sollte. Ein paar Jahre später ging sie auf die Heilerschule und weitere fünf Jahre später wurde die vormalige Küchenhilfe zu Mary Donovan. Doch für diesen Abend musste ich wohl hungern, wenn ich den Keller nicht in Ordnung bringe, denn Mary war bei ihrer älteren Schwester und ihrer Mutter. ‚Ach und Arthur, Sie wissen: ohne Magie!’ ‚Natürlich Mrs. McMiller, wie immer.’ Ich brachte nur ein gequältes Lächeln zustande. 20 Minuten später war sie gegangen und ich stand im größten Chaos, das die Menschheit je zustande gebracht hat (zugegeben, heute sieht es da unten nicht besser aus). Eine Stunde später sah es praktisch nicht arg viel besser aus. Entmutigt und deprimiert von der Aussicht nichts zum Essen heute Abend zu haben, setzte ich mich auf die Kellertreppe. Dabei drückte mich mein Zauberstab. Da kam mir eine zündende Idee. Wem sollte es schon auffallen, ob der Keller magisch oder auf Muggelart aufgeräumt wurde? Und ich kannte den Spruch, ich habe ihn schon Dutzende Male bei meinem Meister gesehen. Die Beschwörungsformel war sehr einfach. Die Besen erwachten zum Leben, nahmen die Lumpen mit sich und die Eimer füllten sich schnell mit Wasser. Viele Besen taten ihr Werk, die Bürsten schruppten eifrig die Regale und all die Fläschchen sortierten sich. Nach kurzer Zeit meinte ich, dass alles sauber ist. Also wollte ich die Lebensgeister aus den Besen und Bürsten wieder entfernen … doch plötzlich wusste ich den Spruch nicht mehr. Ich versuchte es, aber anstatt die Gegenstände zu stoppen oder zumindest zu lähmen, wurde alles nur noch schlimmer. Immer mehr Wasser tauchte in allen offenen Gefäßen auf und es entstand immer mehr Schaum. Ich wurde immer verzweifelter. Da nahm ich meinen Zauberstab wieder zur Hand und versuchte die wirbelnden Besen kaputtzumachen, indem ich sie spaltete. Der entzweite Besen, auf den ich meinen Stab richtete, fiel zu Boden und erlahmte, um sich dann einen Augenblick später wieder zu erheben und fortan halbiert, doppelt soviel Schaum zu produzieren. Als ich schon den Keller aufgeben und nach oben eilen wollte, ging die Kellertür auf und mein Meister tauchte auf. Ich rannte oder schlitterte eher durch die Seife zu ihm und versuchte ihm in schnellen Worten zu erklären, was passiert war. Er jedoch hob seine Hand und gebot mir damit zu schweigen, nahm seinen Zauberstab und sprach den Zauber, der mir nicht mehr einfallen wollte. In Windeseile wurde der Schaum entfernt, die Schüsseln, Schalen und Eimer gelehrt und alle Putzutensilien verschwanden im dafür vorgesehenen Schrank. Nachdem die Ordnung wieder eingekehrt war, sah mein Meister mich durch die Halbmondgläser seiner Brille an. Ich erwartete ein Donnerwetter, welches ich zweifelsohne verdient hätte. Er allerdings sagte in ruhigem Ton: ‚Weißt du nun, warum ich dir verboten habe, während meiner Abwesenheit zu zaubern?’ Ich nickte und versprach, es nicht wieder zu tun, mir sei dies eine Lehre gewesen. Und dieses Versprechen hielt ich – obwohl dieser Spruch niemals mehr meine Gehirnwindungen verlassen hat und wird. ‚Deine Zeit wird kommen … Und nun habe ich Hunger. Ich hoffe, Mrs. McMiller kommt bald wieder!’, sagte er vergnügt. Niedergeschlagen antwortete ich darauf: ‚Dieses Donnerwetter würde ich lieber noch weiter hinausziehen, Sir!’ ‚Weswegen, sollte sie sich derartig aufregen?’, fragte er interessiert. ‚Naja, Sir, wenn sie erfährt, was ich hier beinahe angerichtet hätte …’ ‚Arthur, siehst du hier irgendetwas, das an deine Seifenfeier erinnert?’ ‚Nein, Sir, aber …’ ‚Na also, kein Grund sich für Mrs. McMiller aufzuregen! Ich finde, du könntest aber noch ein bisschen deine Sprüche auswendig lernen, so etwas schadet nie!’ Und tatsächlich! Als Mrs. McMiller zurückkam und fragte, ob es irgendetwas Außergewöhnliches gab, sagte mein Meister, es sei so ruhig gewesen wie nie im Haus und obwohl sie argwöhnte, als sie den sauberen Keller sah, fand sie nichts, was mich entlarven hätte können. Dieser Vorfall von damals blieb ein Geheimnis meines Meisters und mir. Wobei ich glaube, dass er diese Geschichte seinem langjährigen Freund Johann Wolfgang erzählt hatte, denn nur zwei Jahre später erschien ein Gedicht, in welchem dem Protagonisten Ähnliches passierte. Ja, ja, das war schon was! Und wenn mich meine Menschenkenntnis nicht ganz trügt, wird in ein paar Stunden Ähnliches in demselben Keller von damals passieren. Aber Sorgen mache ich mir deswegen nicht, schließlich habe ich Tippi gewarnt und sie wird ein Auge auf ihn haben. Irgendwie hoffe ich ja, dass er meinen Anweisungen nicht Folge leistet und er dieselben Erfahrungen macht wie ich. Denn so eine Geschichte erzählen zu können, ist doch etwas Schönes und sich an so etwas zu erinnern, während man sich auf einem 30-minütigen Flug zu einem anstrengenden, aber doch auch spaßigen Kongress befindet, ist für mich die beste Unterhaltung! Und für dich?