Nono, Hufflepuff zu daedalus diggel - -
  Ich trat aus meinem Zauberkunstklassenzimmer und hob den Zauberstab, um einen Kaugummi von dem Schild an der Tür zu entfernen. Nun war das „K“ von Flitwick wieder zu erkennen. Ich stieg die Marmortreppe hinunter und trat aus dem Portal. Es war ein herrlicher Tag für ein Quidditchspiel. Heute war das Finale der Quidditchweltmeisterschaft. Schottland gegen Ägypten. Nur zu schade, dass ich keine Karten mehr bekommen hatte. Nun, es würde trotzdem ein toller Abend werden. Ich würde das Spiel mit meiner Familie und ein paar Freunden im Haus meiner Eltern im Radio mitverfolgen. Im magischen Rundfunk liefen schon seit Wochen Analysen zum Spiel und einer meiner Schüler hatte mich schon zum Wetten aufgefordert. Ich hatte dankend abgelehnt, denn obwohl ich natürlich für Schottland war, hatten sie mit Ägypten einen starken Gegner. Inzwischen hatte ich das große schmiedeeiserne Tor erreicht und trat hinaus. Das Dorf Hogsmeade lag wie ausgestorben vor mir. Alle, die wie ich keine Karten mehr bekommen hatten, saßen in den Drei Besen, wo, wie mir Madame Rosmerta erzählt hatte, eine magische Leinwand aufgebaut worden war, oder sie verfolgten das Spiel Zuhause. Ich schaute auf meine Uhr und stellte erschrocken fest, dass das Spiel in zehn Minuten anfangen würde. Schnell drehte ich mich auf der Stelle und verschwand in der drückenden Dunkelheit, um nur Sekunden später wieder gegenüber von einem mit Efeu bewachsenen, alt aussehenden Haus im südlichsten Südengland wieder aufzutauchen. Es war, wie ich wusste, ein Kindergarten für Zaubererkinder, deren Eltern zu beschäftigt waren, um auf sie aufzupassen. Aus einem der offenen Fenster drang Kindergeschrei und eine Frauenstimme, die versuchte, ein weinendes Mädchen zu trösten. Wo war nur das Haus? Es hatte früher einmal Nicolas Flamel und seiner Frau Perenelle gehört, doch nachdem sie im hohen Alter verstorben waren, hatten es meine Eltern gekauft und neu eingerichtet. Doch leider war es so klein, dass man es von außen unter einem dichten Gestrüpp aus Efeu kaum erkennen konnte. Außerdem tauchte es jeden Tag an einer anderen Stelle auf. Es war so geschützt worden, um es vor den Blicken der Muggel zu verbergen. Doch leider konnte auch ich es nicht sehen. Ich lief an der Wand entlang, immer und immer wieder. Ich wurde stets verzweifelter, denn ich wollte dieses großartige Ereignis auf keinen Fall verpassen. Als es nur noch drei Minuten bis zum Spiel waren, fing ich an, die Namen meiner Eltern laut zu rufen, doch als Antwort erhielt ich nur die verärgerten Blicke der Muggel von gegenüber. Endlich, als es nur noch eine Minute zum Spiel war, entdeckte ich es. Zum Glück hatten meine Eltern einen neuen Briefkasten angebracht, denn dieser hatte einen Lichtstrahl genau in mein Auge geworfen. Ich klopfte mit der Spitze meines Zauberstabs gegen das winzige Haus. Ein Strudel, grau und düster aussehend, erschien wie aus dem Nichts. Er sah so aus, als würde er aus der kleinen Tür herauswachsen und wurde immer größer, bis er so hoch war wie ich (was ja nicht gerade hoch ist). Zögernd trat ich hinein. Es schien, als ob er mich aufsaugen würde. Ich rotierte immer schneller und schrumpfte dabei, bis ich vor der Haustür stand, die mir eben noch so winzig erschienen war, jetzt aber vor mir empor ragte. Ich ergriff den Türklopfer vor mir und schlug damit gegen die Tür. Schon nach dem ersten Klopfen schwang sie auf. Meine Mutter stand vor mir. Alt, klein und mit Falten im Gesicht. Doch als sie mich sah, verwandelte sich ihr besorgter Gesichtsausdruck in ein freudestrahlendes Lächeln. „Ach Filius! Wir hatten uns schon Sorgen gemacht, weil du nicht gekommen bist. Wir dachten, dir sei etwas passiert“, rief sie und fiel mir um den Hals. „Jetzt komm endlich!“, rief mein Vater aus dem Wohnzimmer, „Das Spiel fängt an“. Schnell gingen meine Mutter und ich ins Wohnzimmer. Alle Stühle, Sessel und Sofas des Hauses (und das waren einige) standen in einem Kreis um ein auf halber Höhe schwebendes Radio, das ich meinem Vater vorletztes Jahr zu Weihnachten geschenkt hatte. Einige der Gesichter um mich herum glaubte ich zu erkennen, andere schienen mir gänzlich unbekannt. Aus den Lautsprechern des Radios ertönte nun eine dröhnende Stimme: „Nun sind alle Spieler in der Luft und unser österreichischer Schiedsrichter lässt die Bälle frei.“ Schnell setzte ich mich auf ein Sofa zwischen meinen Bruder und Charlie Weasley, den ich noch aus seiner Zeit in Hogwarts kannte, der aber inzwischen deutlich älter aussah. „Ali Madachin fängt den Quaffel. Schnell taucht er unter Michael Vollie durch“, dröhnte es aus den Lautsprechern. Ich sah mich in der großen Runde um. Alle lauschten gespannt. Einige stützten ihren Kopf mit den Händen, während andere wie erstarrt da saßen, doch alle hatten Fanschals und -hüte. Ich blickte an mir herab: Tatsache! Um vor lauter Hektik noch pünktlich zum Spiel zu kommen, hatte ich doch tatsächlich meinen Fanschal vergessen, den ich mir eigens für das Finale heraufbeschworen hatte. Ich machte eine komplizierte Bewegung mit dem Zauberstab und murmelte leise die Beschwörungsformel, um die Anderen nicht vom Spiel abzulenken. In der Luft erschien ein weißer Schal. Ich tippte mit dem Zauberstab dagegen und er färbte sich in den Farben Schottlands. Ich tippte ihn noch einmal an und die Worte „Schottland vor, noch ein Tor!“, erschienen in bunt blinkenden Farben auf dem Schal. Schnell nahm ich ihn um und lauschte wieder der dröhnenden Stimme. „Schottlands Jägerin Anabel Eastland nähert sich den Torringen. Sie wirft. Ägyptens Torhüter Murrat Labi taucht ab und lässt den Quaffel durch. Zehn zu null für Schottland“. Unser Jubel war so laut, dass ich mir schon Sorgen machte, die Muggel draußen könnten uns hören. Manche von uns schwenkten Fahnen, andere klatschten in die Hände und alle miteinander sahen begeistert aus. Langsam kehrte Ruhe ein, sodass die Stimme im Radio wieder zu hören war. „Schottland wieder im Quaffelbesitz. Eastland ist auf dem Weg zu den Toren, doch ein von Abraham Bong geschleuderter Klatscher trifft sie hart in den Bauch und sie lässt den Quaffel fallen“. Ein Stöhnen ging durch die Runde und einige schrien sogar erzürnt auf. „Ägyptens Jäger Sulad Kuwu fängt den Quaffel und fliegt auf die Torringe von Schottland zu“, sagte der Sprecher. „Doch was sehen wir da? Schottland bittet um eine Auszeit. Der Klatscher gegen Eastland muss ja ganz schön wehgetan haben.“ Angespannt kaute ich an meinen Fingernägeln. Anabel Eastland war Schottlands beste Jägerin. Wenn sie nicht mehr mitspielen könnte, würde das Schottlands Chancen deutlich schmälern. „Eastland landet und die Medimagier eilen aufs Feld.“ Nach einigen gespannten Minuten, die wir alle zitternd und bangend verbrachten, erklang erneut die Stimme des Kommentators aus dem Radio. „Sie steigt wieder auf den Besen und erhebt sich in die Lüfte.“ Jubel brandete bei uns auf. Ich riss mir meinen Schal vom Hals und schwenkte ihn wild in der Luft. Die Stimme des Kommentators drang durch unseren Lärm: „Doch was ist das?“ Unser Jubel war sofort verstummt und wir lauschten wieder wie gebannt. „Ägyptens Sucher ist im Sturzflug. Blufft er nur oder hat er wirklich den Schnatz gesehen. Nun fliegt auch Schottlands Sucher hinterher. Elle um Elle nähert er sich.“ Ich hatte vor Aufregung, ohne es zu merken, in meinen Schal gebissen. „Jetzt sind sie gleichauf und beide strecken ihren Arm aus. Schottlands Sucher reißt sich aus dem Sturzflug. Er hat den Arm in die Luft gestreckt und seine Hand umklammert den goldenen Schnatz. Schottland gewinnt das Spiel mit 160 zu null. Das muss ein Weltrekord sein. Noch nie wurde ein Finalspiel so schnell beendet.“ Der Jubel, der bei uns ausbrach, musste mindestens zehnmal so laut gewesen sein wie unsere Freudenschreie zuvor. Es war ein fürchterliches Durcheinander. Stühle und Sessel kippten um, doch niemand schien es zu kümmern. Auf dem Tisch tanzten sogar einige Leute einen Siegestanz. Überall flogen Schals und Hüte in die Luft und zwei kräftig aussehende Zauberer packten mich und warfen mich bis zur Decke. Ich wäre sicher hart dagegen geschlagen, wenn ich nicht in letzter Sekunde einen Polsterungszauber benutzt hätte. Und doch konnte ich es den beiden kaum verdenken. Die Party ging noch bis tief in die Nacht hinein. Wir hatten inzwischen etwas zu knabbern und literweise Butterbier besorgt. Wir waren alle so glücklich, dass wir jegliche Vorsicht vergaßen. Doch als es plötzlich an die Tür klopfte, wurde es schlagartig still. Uns war allen soeben klar geworden, dass wir uns in einer Straße voller Muggel befanden, die auch, wenn sie das Haus nicht sehen konnten, unseren Lärm gehört haben mussten. Was sollten wir nur machen, wenn die Muggel das Haus und uns entdecken würden. Wieder klopfte es. Ich fasste mir ein Herz und ging zur Tür. Alle Blicke folgten mir, als ich ganz langsam und vorsichtig die Tür öffnete. Vor mir stand eine fremde Frau. Doch als meine Mutter die Frau erblickte, sprang sie auf und lief auf sie zu. „Ach, Silvia! Du hast uns aber einen Schreck eingejagt. Wir dachten schon, die Muggel hätten uns entdeckt“, sagte meine Mutter zu ihr und drehte sich zu uns um. „Darf ich vorstellen? Silvia. Sie ist hier Kindergärtnerin.“ Silvia lächelte und sagte verlegen: „Hallo.“ „Was machst du denn hier?“, fragte mein Vater. „Ich wollte euch warnen,“ erwiderte Silvia, „bei mir sind schon mehrere Muggel vorbeigekommen, um mich zu fragen, ob ich solchen Lärm machen würde“. „Und was hast du gesagt?“, fragte meine Mutter mit angespannter Stimme. „Natürlich, dass ich ihn mache. Ich würde euch doch nicht verraten. Aber ihr müsst leise sein. Einer der Muggel hat mir mit den Polizisten oder so gedroht“. „Setz dich doch erst einmal. Willst du ein Butterbier?“ Silvia schüttelte den Kopf und sagte: „Nein, ich glaube ich sollte gleich wieder gehen.“ Sie drückte die Hand meiner Mutter und ging wieder zur Tür hinaus. Nun ergriff ich das Wort: „Ja, ich glaube wir sollten alle wieder gehen“. Ich sah mich um. Die Meisten nickten zustimmend und so trat ich als Erster aus der Tür. Noch einmal wurde ich durch den Strudel gewirbelt. Mir war nun wieder klar geworden, wie sehr wir aufpassen mussten, um nicht von den Muggeln entdeckt zu werden. Ich schlenderte die Straße entlang und dachte an das Spiel, wobei mich ein Glücksgefühl durchdrang. Ich machte einen Hüpfer und drehte mich in der Luft. Man hörte ein leises „Plopp“ und ich war verschwunden.