Altron, Slytherin zu daedalus diggel - -
  Eulenpost Flamel saß in seinem Studierzimmer, unzählige Bücher lagen unordentlich auf dem Tisch verteilt, doch er schenkte ihnen keine Aufmerksamkeit. Er war vielmehr in sein, inzwischen vollgekritzeltes, Notizbuch vertieft und überprüfte zum hundertsten Mal die bisherigen Schritte seines Projekts. Bisher war alles so gelaufen, wie er es sich vorgestellt hatte. Jahrelang hatte er Holz mit verschiedenen Essenzen ausgekocht, interessante Beobachtungen an Steinen durchgeführt und Erde mit Rauch versetzt. Seit Tagen durchzog seine Forscherklause ein seltsames Pfeifen, die Luft waberte wie ein unsichtbarer Schleier, die verdampfenden, zischenden Essenzen dufteten blumig und vernebelte den Verstand. Sofern nichts mehr schief ging konnte er, seiner Theorie zufolge, jeden Tag mit einer neuen einzigartigen Erkenntnis rechnen. Er wusste, dass es nicht mehr lange dauern konnte. Die gelbe Essenz musste weiter optimiert werden, die rote befand sich derzeit in einer explosiven Phase, was ihm nicht gefiel und er sie daher in einem besonders seltenen Gefäß aufbewahren musste. Eine weitere Essenz drohte vollständig zu verdampfen, bevor er sie am kommenden Vollmond auf die Steine tröpfeln konnte. Entschlossen griff er nach einem dicken Buch und blätterte darin, bis er Paracelsus Bericht über die mysteriöse gelbe Essenz fand. Er überflog die Zeilen, die er inzwischen nahezu auswendig kannte und griff nach seiner Schreibfeder. In dem Moment betrat Perenelle, seine Frau, mit einer Tasse Tee den Raum. Sie stellte sie schweigend neben ihm ab und warf einen Blick auf die kryptischen Zeichen im Notizbuch. Flamel legte die Feder nieder und sah lächelnd zu ihr auf. "Danke, was täte ich ohne dich", flüsterte er heiser und nahm einen Schluck. "Du würdest vor lauter Forschungsdrang während der Arbeit verhungern und verdursten", antwortete sie. "Hast du bemerkt dass es seit Tagen regnet? Ich bin das englische Wetter langsam leid. Alles ist so trist. Hätten wir nicht in Frankreich bleiben können?" Flamel schüttelte unschuldig den Kopf: "Du weißt genau, warum wir hier sind und ich genieße die absolute Ruhe, die wir in Frankreich nie hatten, aber meine Forschung an den Elementen ist fast abgeschlossen und wenn alles gut geht, können wir schon nächste Woche in den Urlaub fahren." Perenelle lächelte. Sie hoffte, dass er dieses Mal Recht behielt, denn er hatte sie in den letzten Jahren immer wieder vertröstet. Noch ehe sie antworten konnte, erschütterte ein gewaltiges Beben das Haus. Nicolas und Perenelle flüchteten sich unter den massiven Tisch, ehe das Bücherregal umfiel und sie unter unzähligen Büchern vergraben wurden. Eine Weile schaukelte das Haus hin und her. "Bei Merlins Barte, was zum...", fing Flamel an, während er sich zwischen den Büchern einen Weg bahnte und unter dem Tisch hervorkroch. Er half noch seiner Frau durch das Wirrwarr an Büchern, aber dann hastete er sofort in seine Forscherklause. Auch hier war ein Regal umgestürzt und hatte einen Scherbenhaufen hinterlassen. Das explosionsresistente Glas hatte die rote Essenz wirksam geschützt, aber das Gefäß der gelben Essenz war zerborsten und der Inhalt hatte sich auf dem Boden verteilt. Die bearbeiteten Steine brannten sich bei Berührung mit der gelben Essenz in den Fußboden und brachten die alten Holzdielen zum schwelen. "Tock, Tock, Tock ..." Ein weiteres viel schwächeres Beben begleitet mit unablässigen Klopfgeräuschen folgte. Flamel stürzte sich panisch auf den Behälter der roten Essenz und hielt ihn fest. Der Tisch rutschte zur Seite und ein weiteres Gefäß mit einer anderen Essenz zerbarst. Grün-wabernde Dämpfe breiteten sich sekundenschnell aus und Flamel verlor das Bewusstsein. "Nicolas?", fragte Perenelle besorgt und streichelte über sein Gesicht. "Was... Wo bin ich?", flüsterte er benommen. "Im Garten", antwortete Perenelle geduldig. Flamel setzte sich mühsam auf. Ihm war noch schwindelig und sein Schädel brummte, wie nach einer durchzechten Nacht. Er sah immer noch verwirrt seine Frau an. "Was ist passiert?" "Es ist ein Brief für dich gekommen. Die Eule hat sich zum Ausliefern auf unser Dach gesetzt und damit das ganze Haus zum Wanken gebracht. Wir können von Glück reden, dass es noch hängt." "Ich habe was? Warum?", fragte Flamel, "Niemand weiß, wo wir leben." "Doch, das Ministerium weiß es und von dort kommt auch der Brief." Perenelle hielt ihm eine versiegelte Pergamentrolle entgegen, aber Flamel ignorierte sie und starrte auf das winzige zweigeschossige Haus in der Baumkrone. Von außen hatte das Haus keinen Schaden genommen. Für jeden, der nicht wusste, dass dort ein Haus im Baum hing, war es zwischen dem Blattwerk leicht zu übersehen. "Willst du ihn nicht öffnen?", fragte Perenelle, "Sicher ist es wichtig." Flamel schüttelte gedankenverloren den Kopf. "Nichts ist wichtig genug, um das zu rechtfertigen, was die Eule angerichtet hat", antwortete er wehmütig und stand auf. "Du willst da doch nicht jetzt schon wieder rein." "Ich muss sehen, ob noch etwas von meiner Arbeit zu retten ist." Rasch schritt er auf den Baumstamm hinzu. Mit einer Handbewegung öffnete er einen Geheimgang im Stamm und trat ein. Kaum hatte sich der Eingang hinter ihm geschlossen, öffnete sich eine Tür vor ihm hinter der sich der Flur des Winzhauses befand. Ein bestialischer Gestank stach ihm in die Nase. Sich Mund und Nase mit einem Ärmel zuhaltend, führte er einen Luftreinigungszauber aus. Die Forscherklause war verwüstet. Die Steine hatten ihre Farbe verloren, zwei Essenzen waren unwiederbringlich verschüttet und lediglich die rote Essenz hatte in ihrem besonderen Behältnis das Beben überlebt. Mit einem Schlenker des Zauberstabs ließ er die Überreste der verschütteten Essenzen und unzählige Glasscherben verschwinden. Mit ein paar weiteren Zaubern war die Forscherklause aufgeräumt und alles, was noch brauchbar erschien, wieder an seinem Platz. Danach wiederholte er dasselbe in seinem Studierzimmer und setzte sich niedergeschlagen an seinen Schreibtisch. Bis auf sein Notizbuch hatte er alle Bücher und Schriften vom Tisch an ihre Plätze in die Regalen zurückgestellt. Sie waren nun nicht mehr von Bedeutung. Zögerlich schlug er die erste leere Seite auf und griff zur Schreibfeder: Devonshire, 15.09.1477 Forschung ergebnislos abgebrochen. Er klappte resigniert das Buch zu, atmete ein paar Mal tief durch und begab sich zu seiner Frau, die dabei war, die übrigen Räume aufzuräumen. "Was hältst du davon, heute schon in den Urlaub zu fahren?", fragte er und umarmte sie. "Und was ist mit dem Brief?" Flamel zuckte mit den Schultern: "Lass ihn in der Küche liegen." Perenelle lächelte zufrieden: "Frankreich?" Flamel nickte. Flamels letzter Gang durch das Haus, führte ihn in seine Forscherklause. Die Arbeit würde ihm fehlen, doch ganz von vorne anfangen wollte er damit nicht. Kurzerhand steckte er die rote Essenz, sowie die vermeintlich wertlosen Steine, ein. Vielleicht ließ sich ja doch noch etwas retten. Er seufzte und kehrte zu seiner Frau zurück, die bereits mit zwei gepackten Koffern im Flur stand. "Können wir?", fragte sie erwartungsvoll. "Ja." Damit verließen sie das Haus für einen langen Urlaub in Frankreich. Erst Jahre später kehrten die Flamels wieder zurück, um den Brief zu öffnen. Er nutzte das Haus seit dem nur noch als Wohnhaus. Alchemistische Experimente hat er nie wieder dort durchgeführt.