Abenteuer Navi - -
Der Regen prasselte gegen die Scheiben. Draußen wütete der Sturm, während EULE und ich im Warmen in der Großen Halle saßen. Im Kamin knisterte das Feuer und machte alles so gemütlich. Ich brütete über meiner Hausaufgabe, die einfach nicht von der Feder wollte, und EULE las ein wohl lustiges Buch, weil sie immer wieder mal kicherte. „Hallo, ihr Zwei“, sagte plötzlich eine Stimme hinter mir und ich sah erschrocken auf. Dort standen Ehlana und Alena, die uns anlächelten. „Hallo“, antwortete EULE und lud die beiden zum Sitzen ein. „Wann macht ihr denn euer nächstes Abenteuer in die Muggelwelt?“, fragte Alena neugierig. „Na, Ende Oktober! So wie letztes Jahr“, sagte ich und Ehlana und Alena fingen an zu tuscheln. „Wir würden gerne mitfahren“, sagten sie schließlich. EULE und ich freuten uns riesig. Das würde bestimmt toll, wenn die beiden dabei wären. An diesem Abend redeten wir noch lange und planten unser nächstes Abenteuer bis ins kleinste Detail. Die nächsten Wochen zogen sich wie Muggelkaugummi und es kam uns ewig vor. Doch endlich war der große Tag gekommen. EULE und ich stärkten uns mit einem guten Frühstück, denn keiner konnte sagen, wann wir das nächste Mal etwas zu essen bekommen würden. Nach unserer Erfahrung bei den letzten Touren konnte das dauern. Bevor wir losfuhren, schauten wir in unsere Portemonnaies und stellten fest, dass wir nur Galleonen dabei hatten. Mit dem Auto, das ich mir mal wieder geliehen hatte, fuhren wir zur nächsten Bank und tauschten die Galleonen in Muggelgeld um. Der Muggelchauffeur hatte mir ein Navigationsgerät – das ist ein Wegezaubergerät für Muggel – geliehen. Die Muggel nannten das Gerät allerdings nur kurz Navi. Der Muggelchauffeur hatte es mir auch erklärt und so war das Eingeben der Adresse von Ehlana und Alena kein Problem. Fröhlich starteten wir von der Bank aus, als plötzlich eine Stimme sagte: „In zweihundert Meter rechts abbiegen.“ Ich erschrak und die Farbe wich aus meinem Gesicht. Vor lauter Schreck trat ich mit voller Wucht auf die Bremse und kam mitten auf der Fahrbahn zum Stehen. Zum Glück waren keine anderen Autos auf der Straße, sodass ein Unfall vermieden werden konnte. Ich sah zu EULE und auch sie war kreidebleich. Wir schauten uns um, woher diese Stimme wohl kam. Doch es war Stille und wir konnten nichts finden, was hätte sprechen können. Nachdem wir uns ein wenig erholt hatten, fuhren wir weiter. Wieder sagte eine Stimme: „In hundert Meter rechts abbiegen.“ „AHHH, ES LEBT“, schrie EULE. Ich hatte mit meinem zweiten Schreck genug zu tun gehabt, und als EULE noch schrie, trat ich wieder auf die Bremse. „Was lebt?“, fragte ich ängstlich und schaute mich um. EULE zeigte kreidebleich auf das Navigationsgerät. „Da …da …da …“, stammelte sie. „Wie, das lebt?“, fragte ich noch einmal sicherheitshalber nach. „DAS DING DA SPRICHT“, schrie EULE mir entsetzt entgegen. Plötzlich hupte es hinter uns und ich musste auf die Seite fahren, bevor ich mich wieder EULE zuwenden konnte. „Quatsch“, antwortete ich, „das kann doch gar nicht sprechen. Es soll uns doch nur den Weg anzeigen“, sagte ich bestimmt und versuchte, sie ein wenig zu beruhigen. Innerlich zitterte ich allerdings. Was, wenn EULE recht hatte und das Navigationsgerät wirklich sprechen konnte? EULE war nicht davon abzubringen und wollte keinen Meter mehr weiterfahren. Ihr war das nicht geheuer. Ich konnte sie ja verstehen, schließlich war mir diese Fahrt auch unheimlich, aber wir konnten doch Ehlana und Alena nicht enttäuschen. Das war schließlich das ausschlaggebende Argument und wir fuhren wieder ein Stück weiter. Doch diese unbekannte Stimme ließ uns nicht in Ruhe. Dieses Mal waren es noch fünfzig Meter bis zum Rechtsabbiegen und ich stimmte EULE ängstlich zu. Das Ding lebte. Ich bog rechts ab, da es auf dem Navigationsgerät auch angezeigt wurde und fuhr auf den nächsten Parkplatz. Ich machte das Auto aus und wir untersuchten ausgiebig das Navigationsgerät. Aber wir konnten keinen Grund finden, warum das sprach. Schließlich, weil unsere Angst so groß war, testeten wir es mit unseren Zauberstäben auf einen Schwarz-Magischen Zauber. Aber auch dies war erfolglos. „Wer bist du?“, fragte ich ängstlich nach. Es kam keine Antwort. Also fragte ich noch mal energischer nach: „WER BIST DU?“ Es kam wieder keine Reaktion. Da nichts half, mussten wir entweder das Gerät wieder ausschalten oder aber uns damit abfinden, dass es sprechen konnte. Wir entschieden uns für Letzteres, denn wir waren schon spät dran und wollten nun endlich zu Ehlana und Alena. Wir zuckten zwar immer noch zusammen, wenn das Navi sprach, aber so ganz langsam gewöhnten wir uns daran und so war die Fahrt bis zum Ruhrgebiet auch gar kein Problem. Plötzlich sagte das Navi: „Ausfahrt vor Ihnen.“ Wir sahen noch nichts. Kein Wunder, es waren ja auch noch zwei Kilometer bis zur nächsten Ausfahrt. Die Kilometerzahl schrumpfte und beicirca 600 Meter sollten wir die Ausfahrt nutzen. Doch die Ausfahrt, die wir sahen, war nur noch 100 Meter weit weg. War sie es nun oder nicht? Wir beschlossen, dass es zu nah war und wollten die nächste Ausfahrt nehmen. Plötzlich kam vom Navi nichts mehr. Es rechnete eine neue Route aus, da wir an der Ausfahrt vorbei gefahren waren. Dies war daran zu erkennen, dass es im unteren Bereich des Bildschirms angezeigt wurde. Aber 600 Meter? Bitte? Das konnte doch nicht sein. Wir fuhren nach Ansage weiter und waren plötzlich in Essen-Kray, aber wir wollten doch nach Gelsenkirchen. Das Navi sagte uns, dass wir uns rechts halten sollten und danach scharf links. Es waren drei Fahrspuren da. Zwei für geradeaus, eine zum Rechtsabbiegen. Wir mussten uns schnell entscheiden und nahmen die Rechtsabbiegerspur. Aber scharf links? Nee, das ging nicht, da war eine Verkehrsinsel, auf der Muggel standen, die konnten wir doch nicht überfahren. Also sind wir wieder auf der Autobahn gelandet und prompt kam eine neue Berechnung des Navis. Wir versuchten mit Zaubersprüchen und Flüchen, das Navi auf die richtige Spur zu bringen, doch es klappte leider nicht. Mittlerweile war es uns auch egal, ob Auroren auftauchten, denn so konnte es nicht weitergehen. Wir irrten noch ein wenig in Essen und Bochum herum, bis wir endlich in Gelsenkirchen ankamen und Alena und Ehlana abholen konnten. Wir waren zum Glück nur fünf Minuten zu spät. Sehr glücklich schlossen wir die Zwei in die Arme und starteten nach Essen, wo wir unsere jährlichen Weihnachtseinkäufe und Preisvergleiche tätigen wollten. Natürlich hatten wir sie ausgiebig vorgewarnt, dass das Ding an der Frontscheibe sprechen konnte. Ich hatte von einer guten Bekannten einen tollen Tipp für das Parken des Autos bekommen. Also den Straßennamen ins Navi eingegeben und los. Doch plötzlich meldete sich das Navi: „Wenn möglich, bitte wenden.“ „Ach ja? Und wenn nicht? Was dann?“, fragten wir das Navi, doch es schwieg beharrlich. Uns war auch ohne diese Ansage klar, dass wir wenden mussten, da Alena und Ehlana in einer Sackgasse wohnten und weil wir nicht das Auto der Weasleys besaßen, sondern nur ein normales Muggelgefährt, mussten wir entweder mehrmals vor- und zurücksetzen oder rückwärts die Straße wieder verlassen. Wir stellten fest: Ein Navi weiß auch nicht alles! Der erste Weg war auch hier kein Problem. Wir freuten uns schon, dass unsere Zauber endlich gewirkt hatten und es scheinbar funktionierte. Doch plötzlich führte es uns wieder in die Irre. Die Zauber hatten wohl ihre Wirkung verloren. So landeten wir auf der Gegenfahrbahn und wären beinahe zu Geisterfahrern geworden, landeten plötzlich vor einem Parkhaus und mussten umdrehen, weil dort noch eine Baustelle war, die es uns nicht ermöglichte, einfach im Kreis zu fahren. Da allerdings noch jemand das Parkhaus verlassen wollte, mussten wir erst Platz machen, um dann festzustellen, dass wir laut Schild hier gar nicht fahren durften. Aber Apparieren mit Auto wäre zu auffällig gewesen, also lieber die Straße in der falschen Richtung entlang fahren. So fuhren wir auch dreimal den gleichen Kringel, bis wir die richtige Straße erwischten. Nachdem wir endlich mit großer Mühe die Straße fanden, parkte ich entnervt auf dem nächsten freien Parkplatz. Es war mir egal, dass wir nicht auf dem Parkplatz standen, der uns empfohlen worden war. Lieber fünf Meter mehr laufen, als noch länger in diesem Auto zu sitzen. Wir überlegten uns nun, in welcher Richtung wohl die Innenstadt lag. Nach eingehender Beratung entschlossen wir uns für die linke Seite. Wir liefen los und quatschten dabei. So merkten wir nicht, wie weit wir liefen. Plötzlich merkte Alena an: „Äh, wir sind bald bei unserer Oma.“ Wir schauten uns erstaunt an. „Öhm – ja – da wollen wir aber nicht hin“, sagten Ehlana und EULE gleichzeitig. Wir machten auf dem Absatz kehrt und liefen den ganzen Weg wieder zurück. Auch ohne Navi konnten wir uns verlaufen. Ein Schild „Limbecker Platz“ wies uns schließlich die richtige Richtung. Frohen Mutes sahen wir nach einer guten halben Stunde die Innenstadt. Wir mussten nur noch über die Ampel. Ein Blick nach rechts allerdings zeigte uns, dass wir ganz umsonst den ganzen Weg gelaufen waren, denn wir hätten nur rechts herunterlaufen müssen und wir wären in fünf Minuten in der Stadt gewesen. Der Rückweg war nun gesichert. Zumindest hofften wir das, denn bei unserer Schusseligkeit war das nicht so sicher. In der Stadt kamen wir gut voran und erledigten alle unsere Besorgungen. Wir schauten sicherheitshalber noch mal auf den Wunschzettel der Kinder. Pokémonkarten standen darauf. „Weiß einer, was Pokémonkarten sind oder hat sie einer gesehen?“, fragte ich. Alle schüttelten den Kopf. Dies hieß wohl nein. Also nochmals durch den Laden, den wir zum Glück noch nicht verlassen hatten, und suchen. An einem Pfeiler fanden wir die Karten in einer Glasvitrine. Wir sahen uns an. Welche sollten es denn sein? Ein Starterset, das war klar, aber da standen ja gefühlte 10.000 verschiedene Karten. Von oben nach unten und von unten nach oben begutachteten wir diese Karten, doch auf keiner Packung stand Starterset. EULE kam auf die Idee, einen Muggelverkäufer um Hilfe zu bitten, aber so sehr wir auch suchten, wir fanden keinen. Ganz verzweifelt wollte sie schon jugendliche Muggel ansprechen, aber wir hatten ja zwei dabei, die leider auch keine Ahnung hatten, das wäre nur peinlich geworden. Die Kinder konnte man schlecht fragen, da die Geschenke ja das Christkind bringt. Wir schauten uns ratlos an und beschlossen, es im nächsten Laden zu versuchen, mit der leisen Hoffnung einen Muggelverkäufer zu finden, der mehr Ahnung hatte als wir. Und was soll ich sagen? Das Glück war uns hold. Nicht nur, dass wir die Vitrine mit den Karten direkt fanden, NEIN, daneben stand auch noch ein Muggelverkäufer. Dieser holte schnell den Schlüssel zur Vitrine und beriet uns sehr freundlich. Stolz trug ich „unsere“ Pokémonkarten zur Kasse. Nach endlosen Stunden und keinen weiteren besonderen Vorkommnissen fuhren wir (viel zu früh) nach Bochum. Dort wollten wir den Ruhrgebietsstammtisch unsicher machen. Doch wie man sich denken kann, war dies keine einfache Fahrt. Auch neue Flüche und Zaubersprüche brachten das Navi nicht auf den richtigen Weg, so wurde vor jeder Abbiegung lieber nochmals ein Rat abgehalten und abgestimmt, welche Abzweigung wir nehmen sollten. Damit klappte es ganz gut und wir konnten die Zaubersprüche und Flüche wieder von dem Navi nehmen. Zielsicher kamen wir am Treffpunkt an. Hier brauchten wir ebenfalls wieder einen Parkplatz. Da ein anderes Auto vor mir fuhr, nahm ich den gleichen Weg. Plötzlich fuhren wir aber aus dem Parkhaus – ein Haus, in dem die Autos abgestellt werden - wieder hinaus. Unsicheres Umschauen von uns allen bestätigte dies nur und auch die neue Berechnung des Navis zeigte an: Wir waren mal wieder falsch gefahren. So fuhren wir einen wunderschönen Kringel, dies waren wir ja schon gewohnt, und kamen von der anderen Seite in die Straße hinein. Dieses Mal fand ich auch die richtige Spur und wir fuhren auf einen Frauenparkplatz. Wir waren ja vier Frauen im Auto, wenn wir nicht die Berechtigung dafür hatten, wer dann? Wir banden unsere Häuserschals um und gingen zum Treffpunkt. EULE war zum ersten Mal beim Stammtisch dabei und entsprechend nervös. Wie würden die anderen Hogwartsschüler auf sie reagieren? Schließlich gehörte sie ja zum „älteren Semester“. Aber ich habe sie beruhigt, denn bei uns ist jeder willkommen. Und so kam es dann auch. Wir mussten feststellen, dass wir gar nicht so früh da waren, wie angenommen und brauchten auch nicht lange warten, bis Idefix, Isis und Eileen ankamen. Durch unsere Schals waren wir nicht zu übersehen. Oder doch? Nach einer herzlichen Begrüßung und Vorstellung sah ich jemanden an uns vorbei laufen. „Das war doch Male“, dachte ich bei mir und ging auf sie zu. Auch hier fiel die Begrüßung sehr herzlich aus. Jerome sah uns und sprang auf uns zu. Wir freuten uns, dass auch er zu uns gefunden hatte. Nach und nach trudelten alle ein. Alle? Nein, denn serpiens, jettie und Bellatrix fehlten noch. Jerome ging ihnen entgegen und so fanden sie uns schließlich auch. Wir waren komplett und liefen los. Alena, Ehlana, EULE und ich waren so ziemlich am Ende der „Hogwarts-Karawane“. Plötzlich stutzte ich. Moment!! Da hatte sich doch einer zu uns geschlichen. Wir sahen uns diesen „Jemand“ genauer an. Stiefel, Rock und lange Haare, das konnte nur Rabbi sein. Am Café angekommen, setzten wir uns alle an den großen langen Tisch, der für uns reserviert war. Getränke und Essen wurden bestellt. Wir erzählten von unserem Abenteuer und Male war mit einem Mal sehr traurig. „Ihr habt ohne mich die Spielzeugabteilungen der Muggel unsicher gemacht?“, fragte sie schniefend. Ich nahm sie in die Arme und sagte: „Wir fahren nächstes Jahr bestimmt noch Mal, dann kommst du mit!“ Das tröstete sie ein wenig und mit jedem weiteren Wort wurde ihre Laune wieder besser. Die Zeit verging wie im Flug. Wir hatten das Gefühl, wir hätten gerade erst aufgegessen und schon mussten wir wieder gehen. Wir verabschiedeten uns bei allen herzlich und Alena, Ehlana, EULE und ich gingen traurig zum Auto. Gerne wären wir alle noch länger geblieben. Das Navi brauchten wir nur für eine kurze Strecke, und da wir nun schon durch unsere vielen Irrfahrten erprobt waren, konnte es uns nicht mehr an der Nase herumführen. So lieferten wir Alena und Ehlana pünktlich zu Hause ab und fuhren nach Hause. Unterwegs meldete sich EULEs Magen lautstark und da auch ich wieder Hunger hatte, fuhren wir noch zum gelben Muggelimbiss. Dort ließen wir den Tag Revue passieren und es war schon weit nach Mitternacht, als wir schlussendlich Zuhause waren. Fazit: Traue keinem Muggel-Navi