Vergangene Woche gelang es dem Zaubereiministerium, einen besonders kniffligen Fall von Magiemissbrauch aufzudecken. Die Abteilung für Magische Strafverfolgung konnte den schottischen Zauberer Eves Petteroy dingfest machen, der mit Hilfe von Magie ahnungslose Muggel bestahl. Petteroy steht nun vor Gericht.
Wie lange der Zauberer schon seinem dunklen Geschäft nachging, ist unklar. Seine Masche war genial und setzte ein hohes Maß an zauberkünstlerischem Geschick voraus. Weil er keinerlei Aufsehen damit erregte, blieb Petteroy sehr lange unentdeckt. Erst letzte Woche fiel er einer Mitarbeiterin des Portschlüssel-Büros auf, durch einen bemerkenswert außergewöhnlichen Zufall.
Das Ziel des Betrügers war das Geld der Muggel. Da er nicht mit einer Hexe, sondern mit einer Muggel-Frau verheiratet ist, war das Wechseln des Geldes in Zaubermünzen für ihn kein Problem. Um an die Geldbeutel der Muggel zu gelangen, bediente er sich des folgenden Tricks: Er erstellte checkkarten-große Visitenkarten und bedruckte sie mit bunten Farben und dem OM-Zeichen („OM" ist eine einfache Zauberspruch-Rune aus Indien, die europäische Muggel mit einer Religion verwechseln und die in bestimmten Kreisen sehr populär ist). Mit diesen Karten und einem passenden Muggel-Outfit stellte Petteroy sich in die Fußgängerzonen der verschiedensten britischen Städte und verteilte sie als „segenspendende Glücksbringer", mit dem Hinweis, dass „das Geld nie ausgehe, wenn man das Kärtchen in die Börse steckte". Allerdings hatten diese Karten es in sich, denn Petteroy versah sie mit einem Portschlüsselzauber der besonderen Art. Zu der ihnen angegebenen Zeit reisten sie in das Gartenhaus seiner Frau in West Linton (Nähe Edinburgh). Dabei nahm die Karte allerdings nicht den Menschen mit, der sie bei sich trug, sondern nur das Portemonnaie oder die Handtasche, in dem sie steckte. Da die Zeiten meist morgens zwischen drei und fünf Uhr lagen, bekam niemand das Verschwinden seines Eigentums unmittelbar mit. Den Angaben erster Bestohlener zufolge dachten alle, sie hätten ihr Portemonnaie verlegt oder verloren. Des Öfteren gab es offenbar auch Streit zwischen den Bestohlenen und ihren Angehörigen oder Freunden, da diese verdächtigt wurden, die vermissten Gegenstände versteckt oder entwendet zu haben.
Entdeckt wurde Petteroy von Mrs Bayano, die im Portschlüssel-Büro des Ministeriums arbeitet. Sie befand sich vergangenen Samstag nachts um 4 Uhr in einer Liverpooler Seitenstraße, auf dem Heimweg von einer langen Feier bei Freunden. Dort fand sie eine verlorene Geldbörse, die, als sie sie aufheben wollte, auf einmal verschwand. Verwundert über die ungewöhnliche Kombination von Ort und Zeit ging Bayano der Sache nach. Dabei kam heraum, dass es sich tatsächlich um einen nicht genehmigten Portschlüssel gehandelt hatte. Die Verfolgung des Zaubers führte direkt aufs Grundstück des Ehepaars Petteroy. Dass der Fund allerdings ein solches Ausmaß annehmen würde, war für alle Beteiligten eine große Überraschung.
Derzeit sind mehrere Mitarbeiter der Büros gegen Missbrauch von Magie und Muggelartefakten damit beschäftigt, die etwa 1500 Portemonnaies, die bei Petteroy gefunden wurden, nach Hinweisen auf ihre rechtmäßigen Besitzer zu durchsuchen und sie, falls möglich, zurück zu geben. Dies erfolgt in Zusammenarbeit mit einem Polizeibüro der Muggel. Über den Umgang mit Mrs Petteroy herrscht noch Uneinigkeit, da sie zwar keine magischen Fähigkeiten besitzt, aber offenbar bestens über die Tätigkeiten ihres Mannes unterrichtet war.
Zeitgleich sind einige Zauberkunst-Experten damit beschäftigt, den Zauber zu entschlüsseln, den Petteroy für seine Diebstähle benutzte. Soweit bekannt war es nämlich noch niemandem vorher gelungen, derart gezielte Portschlüssel zu erstellen. Ihr Entdecker schweigt sich bislang allerdings darüber aus, wie er zu diesem Wissen gelangt ist, ebenso wie er sämtliche anderen Aussagen verweigert.
„Vielleicht sind wir diesem Herrn am Ende dankbar für eine wundervolle Entdeckung", begeisterte sich Professor Filius Flitwick, Zauberkunstlehrer von Hogwarts, dem Tagespropheten gegenüber. Wir sind gespannt und berichten natürlich, falls es dazu Neuigkeiten geben sollte!