Rücksichtslose Proteste erschüttern Gringotts

London – Seit dem gestrigen Morgen werden ununterbrochen nicht ministeriell bewilligte Demonstrationen vor der Zaubererbank Gringotts abgehalten. Mitglieder der Initiative „Stoppt das Andenken an Severus Snape“, kurz SASS, hatten landesweit dazu aufgefordert gegen die Herausgabe der ersten Severus-Snape-Gedenkmünzen zu protestieren.

Offiziell arbeitet Gringotts seit Ende letzten Jahres an einer Reihe von Gedenkmünzen. Berühmte Zauberer, wie Albus Dumbledore und Harry Potter, waren von Anfang an im Gespräch. Doch schon nach kurzer Zeit entschied sich das neunköpfige Auswahlkomitee für Severus Snape, einen der umstrittensten Schulleiter der Hogwarts-Schule. Gerüchten zufolge soll eine Empfehlung Harry Potters für seinen ehemaligen Lehrer den Ausschlag gegeben haben. Der Startschuss für die Prägung der ersten Edition erfolgte schon wenige Tage nach der Entscheidung, die, laut offiziellem Pressebericht, einstimmig ausgegangen sein soll.



Der offizielle Verkaufsstart der neuen Münzen sollte ursprünglich Mitte dieses Monats starten. Laut Pressesprecher seien bis zum heutigen Tag mehr als 2000 Anfragen auf Vorbestellung der neuen Geldstücke eingegangen. Unter Sammlern sei die erste Edition schon so begehrt, dass einige bereit wären bis zu 150 Galleonen pro Set zu bezahlen. Der offizielle Preis soll pro Set bei einer Galleone und drei Sickeln liegen. Einzelne Münzen werden vorerst nicht in der Bank erhältlich sein.

Aufgrund seiner fragwürdigen Lebensweise werden Ehrungen und die Pflege des Andenkens Snapes immer öfter infrage gestellt. In den letzten Jahren wurden vermehrt Initiativen gegründet, die sich mit der Vergangenheit von bekannten Todessern beschäftigen. Im Zuge ihrer Eigenermittlungen schlagen solche Vereinigungen auch immer öfter über die Stränge. Wohnungseinbrüche werden begangen, Verwandten wird nachgestellt und sogar Posteulen werden regelmäßig abgefangen. Innerhalb der letzten zwölf Monate sollen im Londoner Zaubereiministerium mehr als 160 Anzeigen gegen solche Initiativen eingegangen sein.

Die Mitglieder von SASS werfen Gringotts vor, einem Kriminellen den „Heldenstempel“, den er keineswegs verdiene, aufdrücken zu wollen, um mit „ein paar Metallstücken Geld zu scheffeln“. Man nehme es sich heraus die schon teilweise verheilten Wunden, die durch Snapes Verbrechen entstanden sind, für ein „wenig Bares“ erneut aufzureißen. Denn fest steht: Severus Snape war viele Jahre ein überzeugter Todesser, der auch vor Körperverletzung und Mord nicht Halt gemacht haben soll.
Angelika P, die ebenfalls zu den Demonstranten gehört, berichtet uns, wie ihr Elternhaus dem Erdboden gleichgemacht wurde. Auch Severus Snape soll zu der Gruppe derjenigen Todesser, die ihre Familie zerstörten, gehört haben. „Sie kamen in der Nacht einfach in unser Haus und zerstörten einfach alles. Dann nahmen sie meinen Vater mit. Wir wissen bis heute nicht, was sie mit ihm gemacht haben. Snape war auch dabei, ich träume noch heute von seinem gefühlskalten, alles und jeden hassenden Blick.“

Experten sprechen hier seit Jahren von einem zweischneidigen Schwert. Die Vorstellung von Todessern, die letztlich doch auf die Seite des Guten wechselten und zum Sieg über Lord Voldemort beitrugen, ist für deren frühere Opfer meist kein Trost. Die Verarbeitung von Schmerz und Trauer beschäftigen viele Betroffene das ganze Leben lang. Ein Umdenken sei, laut Experten, für viele einfach nicht möglich. Doch vielleicht könnte es manch einem auch ein Trost sein, dass aus einem Fehlgeleiteten am Ende doch ein guter Mensch werden kann.