Zu Beginn des aktuellen Schuljahres in Hogwarts hat die Schulleitung eine besondere Projektwoche organisiert.
Der Schwerpunkt lag auf der jüngeren, britischen Zaubereigeschichte mit besonderem Augenmerk auf die zweite Machtergreifung von Du-weißt-schon-wem. Obwohl sein endgültiger Sturz bald zwanzig Jahre her ist - es werden laut Ministeriumskreisen bereits erste Vorbereitungen für die Jubiläumsfeierlichkeiten getroffen - gibt es noch viel zu wenig Aufklärung über die damaligen Umstände.
„Es ist bedenklich, dass die Geschehnisse von damals bis heute nicht in den Lehrplänen aller Zauberschulen fest integriert wurden. Während detailreich über Grindelwalds Machenschaften gesprochen und Dessen-Namen-nicht-genannt-werden-darf erster Aufstieg beschrieben wird, gibt es kaum Unterrichtszeit, um die jüngste Vergangenheit aufzuarbeiten", erklärte Prof. Vektor, Arithmantik-Lehrerin, die eigens für die Projektwoche Stunden in ihrem Fach gekürzt hat.
Im Rahmen verschiedener geförderter Unterrichtsstunden, insbesondere in den Fächern Geschichte der Zauberei und Verteidigung gegen die dunklen Künste wurden auch Gastredner geladen. Darunter war niemand geringerer als der weltberühmte „Junge, der überlebt hat", der Bezwinger Voldemorts, Harry Potter.
„Es ist immer weise, wenn die Schüler Informationen aus erster Hand erhalten. Deswegen war es mir eine Freude, ihn als Gast zu haben", bemerkte Gastgeber Prof. Nathan, der sich in der hintersten Reihe neben die Schüler setzte und seinen Gast die Unterrichtseinheit komplett alleine gestalten ließ.
Natürlich hätten auch viele andere Zauberer und Hexen gerne einmal die ganze Wahrheit über Potters Erlebnisse gehört. Doch der zurückgezogen lebende Auror hat den Schülern anscheinend nicht halb so viel über seine abenteuerliche Jugend erzählt, wie viele hoffen würden.
„Ich war vor der Stunde sehr aufgeregt, immerhin ist er weltbekannt und hat uns in der Schule besucht. Die Gastredner zuvor haben fast normale Unterrichtsstunden gehalten, auch wenn wir viele Fragen stellen duften. Bei ihm war es gleich ganz anders, es war als ob er uns in seine Gedanken hineingezogen hat. Nicht wie bei einem Denkarium, aber auf einmal hat sich jeder so gefühlt, als ob er selbst in seiner Situation gewesen sei", beschrieb Susan Stafford ihre Begegnung mit Potter.
Er selbst gab in seinem letzten Interview an den Tagespropheten bekannt, dass es ihn nachdenklich stimmt, wenn er immer wieder hört, wie begeistert die Zauberwelt immer noch von seinen Heldentaten hören möchte. Dabei würden viele vergessen, aus welchen Notsituationen heraus sie entstanden seien.
„Selbstverständlich hatte ich eine schöne Zeit in meiner Schullaufbahn und auch bei meinem jetzigen Besuch in Hogwarts habe ich mich an viele großartige Abende mit Freunden erinnert. Aber es war nicht so, dass ich ein lockeres Schülerleben hatte und hin und wieder kam ein Bösewicht, den ich mit etwas Anstrengung überwinden musste und dann war wieder alles toll", so Potter, „denn immerhin herrschte ein Kriegszustand. Menschen verschwanden spurlos, Freunde und Familienmitglieder fielen vor den eigenen Augen tot um. Nur wusste ein großer Teil der Bevölkerung lange Zeit nichts davon. Das klingt jetzt unglaublich und abstrus, wenn man es so hört. Deswegen ist diese Projektwoche so wichtig gewesen - Duelle sind kein Kinderspiel und wenn wir nicht endlich besser aufeinander achten und Warnsignale erkennen kann sich die Geschichte jederzeit wiederholen."
Damit diese Hinweise frühzeitig bemerkt werden können, gab es neben einem Museumsbesuch im Grimmauldplatz Nr. 12, wo vieles über weniger bekannte Kämpfer gegen Voldemort ausgestellt ist, auch einen Ausflug ins Zaubereiministerium. Dort konnten die Schüler unter der Führung leitender Angestellter die Geschichte erneut nachvollziehen und konnten in einer Simulation selbst angeben wann sie wie handeln würden. Dieser interaktive Ansatz machte allen beteiligten Spaß, so dass im Ministerium derzeit geplant ist ähnliche Veranstaltungen zumindest jährlich anzubieten. Damit sollen alle interessierten Zauberer und Hexen die Möglichkeit haben sich zum Beispiel wie in den Schuhen des ehemaligen Ministers Fudge zu fühlen.