Interessante Studien werden zurzeit im St.-Mungos Hospital betrieben. Verantwortlich dafür ist die Heilerin Franja Crickson, welche bereits seit Jahren dort arbeitet und mit ihrer neuesten Theorie für Furore sorgt.
Sie hatte es schon immer fasziniert, wie die Muggel versuchen, den kleinen Dingen auf den Grund zu gehen und sich daher eingehend mit deren Methoden vertraut gemacht. Bereits seit Jahren ist sie der Auffassung, dass die Studie und Anwendung von Muggel-Medizin auch für Zauberer von Vorteil sein könnte. Sicherlich gäbe es Krankheiten, vor allem magische, die nicht das Geringste mit irgendwelchen Theorien der Muggel zu tun haben. Doch auch andere Möglichkeiten müsse man ihrer Meinung nach in Betracht ziehen.
Nach dem Verständnis der Muggel, dass sämtliche äußere Erscheinungen eines Kindes von den Erbanlagen der Eltern beeinflusst werden, welche durch die sogenannten Chromosomen, die jeweils doppelt vorliegen, weitergeben werden. Da jeweils ein Chromosom vom väterliche und eines vom mütterlichen Elternteil stammt, können auch unterschiedliche Merkmale weitergegeben werden. Welches Merkmal nun ausgeprägt wird, hängt davon ab, ob es rezessiv oder dominant ist. Dominante Gene werden auch ausgeprägt, wenn sie nur auf einem der Chromosomen vorliegen. Für die Ausprägung eines rezessiven Gens, muss dieses auf beiden Chromosomen vorliegen.
Doch kann die Fähigkeit zur Magie wirklich durch unser Erbgut bestimmt werden?
„Wir haben dieses Phänomen bereits beispielsweise bei den Metamorphmagi gesehen: Diese Eigenschaften treten nicht zufällig auf, sondern werden speziell von den Eltern an die Kinder weitervererbt. Warum also sollte es nicht auch allgemein möglich sein, die Magie weiterzuvererben?“, liefert Heilerin Crickson das Argument für ihrer Theorie. Das Vorliegen rezessiver Gene könnte womöglich ebenfalls das Auftreten von Hexen und Zauberern aus ganz und gar Muggel-Familien erklären. „Das magische Gen wurde möglicherweise auch über Generationen von Muggeln in einer Linie der Familie weitervererbt. Da jedoch immer das Gegenstück dazu fehlte, hatte es bislang keine Auswirkungen. Treffen jetzt zwei Eltern mit diesem rezessiv vererbten Gen aufeinander besteht zumindest theoretisch zu 25% die Wahrscheinlichkeit, dass ein Kind von beiden Eltern das magische Gen erhält und so zur Hexe oder zum Zauberer wird, auch wenn beide Elternteile es nicht sind. Dabei muss es sich jedoch nicht mal um ein einzelnes Gen handeln, sondern kann durchaus auch durch eine bestimmte Kombination verschiedener Gene ausgelöst werden.“
Justus Hunter von der Vereinigung benachteiligter Zauberwesen sieht diese Forschung vor allem als Chance für weniger begabte Mitglieder der magischen Gemeinschaft. „Besonders Squibs aus konservativen Familien werden häufig benachteiligt. In manchen reinblütigen Familien sogar regelrecht in ihrer Existenz verleugnet oder gleich komplett ausgeschlossen.“ Er hofft nun, sollte die Fähigkeit zur Nutzung der Magie wirklich von einem Gen abhängen, dass sich dieses mittels spezieller Therapien und Medikationen, möglicherweise auch durch neuentwickelte Zauber, aktivieren ließe.
Gleichzeitig werden Stimmen laut, welche die Gemeinschaft der Zauberer gefährdet sehen. Die Tradition der Zauberei, des ganz und gar Magischen, würde durch diese Untersuchungen gefährdet und selbst die Idee der Anwendung von Muggel-Forschung sei blasphemisch. Viele dieser Gegner begründen sich wohl auf der Ungewissheit, wie zukünftige Ergebnisse unser Verhältnis zu den Muggeln beeinflussen könnte. Sollte es tatsächlich ein solches Gen geben, müssten wir den Muggeln dann die Chance geben, selbst entscheiden zu können, ob sie dieses aktivieren wollen?
„Es wird immer welche geben, die sich gegen den Fortschritt wehren“, seufzte Crickson. „Aber ist es nicht auch spannend, möglicherweise einen weiteren Teil von uns selbst zu entdecken und zu verstehen? Es sind noch unglaublich viele Fragen offen und wir haben gerade erst an der Oberfläche dieses Themas gekratzt.“
Es bleibt abzuwarten, ob die doch eher unkonventionelle Forschung die Zauberwelt revolutionieren könnte und ob es sich dabei wirklich um einen Fortschritt handelt oder alles doch nur heiße Luft ist. Natürlich kann es Nebenwirkungen geben, wie immer, wenn neue Zauber ausprobiert werden, gerade bei solch einem komplexen System. Und bis es zu einer möglichen Anwendung kommen könnte, wird es noch Jahre dauern. Wie auch immer, wir sind bereits gespannt auf künftige Ergebnisse.