Weihnachten, die Zeit der Besinnlichkeit, Vorfreude und Wunder. Und wundern durften sich die Muggel diesmal wirklich. Zumindest auf ihren Weihnachtsmärkten, denn die waren letztes Jahr eher chaotisch als besinnlich.
Da verschwanden Schals und Socken von den Ständen, Weihnachtsmarktbesucher stolperten über zusammengebundene Schnürbänder und wunderten sich, dass die Tüte gebrannter Mandeln bereits nach dem zweiten Griff leer war. Was die Muggel zunächst als eigene Vergesslichkeit und Ungeschicktheit abtaten, konnten sie sobald nicht mehr ignorieren. Denn selbst der hartnäckigste Muggel kann den leuchtend blauen Wichtel, der ihm förmlich ins Gesicht sprang und die Mütze tief über die Augen zog, nicht mehr durch den übermäßigen Genuss von Glühwein wegrationalisieren.
Diese Wichtel hatten sicherlich nichts mit den Vorstellungen der Muggel von den niedlichen kleinen Helfern des Weihnachtsmannes zu tun. Statt Geschenke zu verteilen, kamen diese eher abhanden und in den Taschen waren mehr Kohlen als Zuckerstangen zu finden. Wir Zauberer wissen da eindeutig besser Bescheid und sind nicht in den romantischen Vorstellungen unserer Kindheit gefangen. Für uns sind Wichtel keine neckischen Helfershelfer, die mit einem Kichern geschickt hinter Tannenzweigen verschwinden, sondern bösartige Unruhestifter, deren Stimmen in Massen fast einer Todesfee Konkurrenz machen könnten.
Dutzende der heimtückischen Wesen trieben die letzten Tage auf dem Weihnachtsmarkt in Ladock ihr Unwesen, bis sie endlich von Mitarbeitern der Tierwesenbehörde eingefangen werden konnten. Trotzdem gab es bis dahin noch genug Zwischenfälle, da die kleinen Wesen bekanntlich ziemlich flink sind und nicht nur einmal den zuständigen Beamten entwischen konnten. Und auch die Mitarbeiter der Vergissmich-Zentrale hatten allerhand zu tun, worauf unser Reporter relativ brüsk hingewiesen wurde: „Eine Katastrophe ist das, diese Unruhestifter auf einen vollen Weihnachtsmarkt loszulassen. Selbst den Muggeln fällt es auf, wenn ihr Freund von einer Lichterkette umwickelt auf das nächste Hausdach schwebt. Und jetzt lassen Sie mich gefälligst meine Arbeit machen, bevor der Muggel hier noch auf blöde Ideen kommt!“ Insgesamt mussten hier mehr als 200 Erinnerungen modifiziert oder gelöscht werden. Ernsthaft verletzt wurde glücklicherweise niemand.
Doch wie konnte diese Schar Wichtel überhaupt unter die Muggel gelangen? Zweifellos hat sie der Lärm zu den Besuchern hingelockt, doch warum befanden sie sich in solcher Nähe zu einem Muggeldorf? Und Ladock war sicherlich nicht der einzige Weihnachtsmarkt in der Umgebung, der von einer regelrechten Wichtelplage heimgesucht wurde. Überall in den umliegenden Dörfern gab es Meldungen von Zwischenfällen mit Wichteln. Zum Glück für die magische Gemeinschaft jedoch keine weiteren in diesem Ausmaß.
Gerüchten aus einer internen Quelle des Ministeriums zu Folge könnten auch unseriöse Tierwesenhändler verantwortlich sein, die in der Nähe operieren und denn die Wichtel aufgrund mangelhafter Sicherheitsmaßnahmen abhanden gekommen waren. Dies konnte jedoch nicht bestätigt werden. Tatsächlich handelte es sich hier um einen unglücklich geratenen Streich einiger Zauberer, die die allzu andachtsvolle Stimmung der Festtage auflockern wollten. Sicherlich hätte diese Bande doch noch ein wenig länger die Schulbank drücken sollen, um den Unterschied zwischen den Märchen der Muggel und den tatsächlichen Tierwesen besser zu verinnerlichen.
Wir hoffen, dass dieser grobe Verstoß nicht noch weitere Unruhe bei den Muggeln stiftet und alle den Rest der Feiertage friedlich genießen können.