Zauberer- und Muggelkinder haben eins gemeinsam: Sie mögen keinen Spinat. Fragt man nach dem Grund, bekommt man zur Antwort: „Schmeckt nicht!“, „Sieht ekelig aus!“. Aber diese Zeiten sind nun vorbei, wenn man der Hexe Miya T. glauben darf. Sie hatte von einer Muggelmutter erfahren, wie deren Kinder Spinat lieben lernten. Sie hatte die Vorliebe der Kinder für die Comicfigur Popeye ausgenutzt. Popeye ist ein Seemann, der gegen Piraten und andere böse Gesellen kämpft. Immer, wenn er in Raufereien verwickelt wurde, hatte er vorher eine Dose Spinat gegessen. Dadurch bekam er enorme Kräfte und ging als Sieger aus der Prügelei hervor. Die Kinder bewundern ihn, weil er so stark ist. Die Muggelmutter hatte ihnen erklärt, dass sie auch so stark werden können, wenn sie ebenfalls Spinat essen. Nach anfänglicher Skepsis hatten die Kinder den Spinat probiert und stellten fest, dass sie sich viel besser behaupten konnten. Sicherlich war hier viel Einbildung im Spiel, aber der Zweck heiligte die Mittel.
Miya T. war begeistert und wollte nun den Zaubererkindern den Spinat ebenfalls näher bringen. Nach reiflicher Überlegung hatte sie eine Lösung gefunden. Ihr war nämlich aufgefallen, dass die Kinder Bertie Botts Bohnen lieben. Warum also nicht diese Süßigkeit mit Spinatgeschmack anbieten? Da ihr die Idee gefiel, nahm sie sogleich Kontakt mit den Besitzern des Süßigkeitenladens in der Winkelgasse auf. Die hörten sich ihre Ausführungen geduldig an, bis einer hinter sich ins Regal griff und ihr schmunzelnd eine Tüte Bertie Botts Bohnen gab. Erstaunt und leicht enttäuscht stellte Miya T. fest, dass es die Geschmacksrichtung Spinat schon gab und sich offensichtlich großer Beliebtheit bei den Schülern erfreute. Während ihrer Anwesenheit im Geschäft wurden gleich mehrere Tüten mit diesen Bonbons verkauft.
Miya T. gab nicht auf. Sie war der Meinung, dass es Spinat nicht nur als süße Variante geben sollte, sondern auch als gesundes Gemüse. Das war allerdings nicht so einfach, weil das dunkle Grün sehr abstoßend wirkt und auch die Zaubererkinder deshalb den Spinat als Gemüse ablehnen. Sie kam auf die Idee, die Farbe des Spinats zu verändern, was sich allerdings als schwierig herausstellte. Welche Farbe sollte es sein? Was mögen die Kinder? Jeder hat ja einen anderen Geschmack.
Da sie allein nicht weiter kam, kontaktierte sie den Lehrer für Kräuterkunde in Hogwarts und unterbreitete ihm ihre Idee. Auch er fand es schade, dass dieses schöne und gesunde Gemüse auf so wenig Gegenliebe stößt. Er erklärte der Hexe, dass diese Abneigung nicht von ungefähr kommt. Gerade grünes Gemüse wird unansehnlich, wenn es länger liegt und die Struktur sich verändert. Es fällt in sich zusammen und mit der Zeit bildet sich eine schleimige Substanz. Wer eine solche Masse schon einmal gesehen hat, ekelt sich instinktiv davor und lehnt alles Grüne ab.
Gemeinsam überlegten sie, wie man die Pflanze in anderen Farben anbieten und damit attraktiver machen könnte.
Der Professor für Kräuterkunde schlug nach Rücksprache mit dem Schulleiter vor, in seinem Unterricht entsprechende Experimente durchzuführen und die Schüler und Schülerinnen in die Entwicklung mit einzubinden. So würde man ihr Interesse für den Spinat wecken und sie könnten ihre Kenntnisse in der Pflanzenzucht anwenden und erweitern. Außerdem war es hilfreich, hier und da mit einem entsprechenden Zauberspruch nachzuhelfen.
Einige Wochen später stellte sich der erste Erfolg ein. In der Küche von Hogwarts wurden vier verschiedenfarbige Spinatsorten verarbeitet und den Schülern angeboten. Alle waren begeistert und so wurde das Gemüse immer beliebter.
Auf einer Tagung für Zauberermütter stellte Miya T. in Absprache mit der Zaubererschule diese Neuzüchtung vor und bekam nur positive Rückmeldungen. Die neuen Sorten schmeckten aromatisch und hatten ihren Ekeleffekt verloren. Der Siegeszug des Spinats war nicht mehr aufzuhalten. Was vor Monaten noch verpönt war, mauserte sich nun zum Lieblingsgemüse der Zaubererkinder.