Schulbücher in Gefahr

Madam Pince ist in großer Sorge um die altehrwürdige Bibliothek in Hogwarts.
„In letzter Zeit kam es zu wirklich ungeheuerlichen Missetaten gegenüber den wertvollsten Geschöpfen der Menschheit, meinen geliebten Büchern“, meinte sie ganz fassungslos.
Was hat es mit dieser Aussage nur auf sich, fragen Sie sich, liebe Leser, jetzt bestimmt. Es ist in letzter Zeit vermehrt zu nicht fachgerechten Benutzungen von Büchern durch die Schüler gekommen. Offensichtlich begann das unsachgemäße Verhalten im Unterricht für Geschichte der Zauberei. Wie Sie, liebe Leser, bestimmt noch aus Ihrer eigenen Schulzeit wissen, ist der Unterricht für die Wachheit der Schüler alles andere als förderlich. Auch wenn Professor Binns sich seit gefühlten 900 Jahren wirklich bemüht, den Schülern ein umfassendes Wissen in seinem Spezialgebiet zu vermitteln, dabei auch jedes kleinste Detail erwähnt, die Schüler wissen dies offensichtlich all die Jahre nicht zu schätzen.
Nun kam es wohl durch einen Austauschschüler aus Japan zu einer neuen Methode der Wachheitsbemühungen der Schüler. Osaka Kurazono stammt aus Aso, welches sich auf der südlichsten Hauptinsel Japans befindet. Japan hat eine lange Tradition der Papierfaltkunst. Origami erfordert reichlich Geduld und Kreativität. Aus einem Stück Papier entstehen wirklich erstaunliche Kunstwerke. Zu jeder japanischen Hochzeit soll die Verwandtschaft 1000 Kraniche falten, weil das wohl Glück bringt. Lange Rede, kurzer Sinn, ein Ableger dieser Technik ist das Bücherfalten, das so genannte Orimoto, benannt nach einem erfolgreichen Muggelkünstler. Dabei werden durch Faltungen von Buchseiten interessante Muster hergestellt.

Bild von: Lavandil


„Ich saß immer neben Osaka und es war mir am Anfang ein Rätsel, wie er bei Professor Binns Unterricht überhaupt länger, als 5 Minuten wach bleiben konnte“, erklärte uns Matilda Green auf Nachfrage. „Ich wunderte mich am meisten über seine begeisterte Nutzung des Schulbuches Geschichte der Zauberei. Ständig zog Osaka es zurate, so dachte ich jedenfalls, bis mir eines Tages auffiel, dass das Buch viel dicker als meins wirkte. Erstaunt sah ich, dass sich aus den Seiten ein Kunstwerk herauskristallisierte.“ Dieses Erstaunen verwandelte sich wohl schnell in Begeisterung, denn es dauerte nicht lange, bis auch andere Schüler begannen, ihre Bücher statt zum Lernen lieber zum Falten zu verwenden.
So schön es ist, dass sich die Schüler nun kreativ betätigen, zum Falten sind die Schulbücher eigentlich nicht gedacht. „Seit ich Orimoto in Geschichte der Zauberei zelebriere, fällt es mir viel leichter, im Unterricht wach zu bleiben“, erzählte uns eine Drittklässlerin begeistert. „Was kann daran also verkehrt sein?“
Nun, dies ist eine berechtigte Frage, aber zum Leidwesen von Madam Pince wurden nach und nach auch andere Bücher für die kleinen Kunstwerke genutzt. „So eine Blasphemie, einmal bekam ich einen ganzen Stapel zerknitterter Bücher zurück! Tagelang war ich mit dem Glätten der kostbaren Seiten beschäftigt“, beschwerte sich die strenge Bibliothekarin. „Vor allem die Ausleihbücher von Osaka Kurazono bereiteten mir reichlich Kopfzerbrechen, als er sie mir lächelnd an seinem letzten Tag in Hogwarts wie ein Geschenk überreichte.“
Erzählungen einiger seiner Mitschüler zufolge, sollen verschiedene Formen an den Seitenrändern entstanden sein. Herzen und dreieckige Muster hatte er wohl besonders gemocht.
Um solche Auswüchse in Zukunft zu vermeiden, sollte man sich in nächster Zeit wohl mal darum Gedanken machen, ob Austauschschüler unserer Sprache mächtig sein sollten und ob bestimmt Unterrichte nicht etwas spannender gestaltet werden könnten.