Neues aus der Drachenforschung

Sind Drachen traurig, weil sie keine Kerze ausblasen können?

Eine in magischen Kreisen und Zeitschriften-Publikationen öfter aufgeworfene Fragestellung, mit der sich allerdings wohl in erster Linie diejenigen Zauberer beschäftigen mögen, die ‚Drachen zu sehr lieben‘. Dennoch soll die Auseinandersetzung mit dem Thema nicht gescheut und eine wissenschaftliche Betrachtung vorgenommen werden.

Im Zentrum der Analyse steht nicht vorrangig die psychische Befindlichkeit dieser possierlichen kleinen Feuerspucker. Nein. Es geht vielmehr um die physikalische Analyse der Annahme, dass bezeichnete Wesen nicht in der Lage seien, eine Kerze auszublasen, welche der Hypothese von der emotionalen Belastung dieser Wesen zugrunde liegt.

Durch welche Fakten ist diese Annahme der Unfähigkeit gestützt? Wohl allein durch die Beobachtung, dass ein Drache beim Respirations-, d.h. Ausatmungs-Vorgang eine Flamme absondert und parallel die landläufige Erfahrung, dass eine Flamme, z.B. eines Streichholzes oder eines Feuerzeugs einen Kerzendocht entzündet, das Verlöschen hingegen in der Regel allein durch vom Menschen ausgestoßene Atemluft (pusten) oder mechanische Einwirkung erreicht wird.

Nun wird dabei aber übersehen, dass der respiratorische Feuerstoß eines ausatmenden Drachen weniger einer Streichholzflamme als eher der Flamme eines in der Muggelwelt wohlbekannten Schneidbrenners gleicht. Trifft dieser Feuerstoß nun auf die brennende Kerze, liegt eher die Annahme nahe, dass diese mit einer Art Stichflamme aufleuchtet und dann komplett geschmolzen, also verloschen ist. Ausgeblasen im exakten Sinn. Eine anspruchsvollere Varietät einer Gelingensannahme ist, dem Drachen ein gewisses Maß an Intelligenz und Gelehrsamkeit unterstellend, dass dieser in der Lage wäre, mit ein wenig pädagogisch geschicktem Training, seinen ausgeatmeten Feuerstoß zielgenau in einer angemessenen Höhe über die brennende Kerze hinweg zu lenken, so dass diese nicht getroffen, sondern nur von dem den Feuerstoß umgebenden sauerstoffarmen Luftsog gestreift wird, so dass in der Folge die Kerzenflamme erlischt, bei Erhaltung der Kerze selbst.

An dieser Stelle mag nun die eingangs beschriebene Hypothese der Unfähigkeit eines Drachen, eine Kerze zum Erlöschen zu bringen, als widerlegt gelten. Gleichzeitig erweist sich damit die zitierte Fragestellung als hinfällig und die implizite Sorge um den Gemütszustand und die psychische Gesundheit von Drachen in diesem Punkt als unbegründet.

Zu untersuchen wäre in der Konsequenz in einem neuen Ansatz eher die Frage, 'Kann ein Drache eine Kerze entzünden?'