Was macht eigentlich Professor Silvanus Kesselbrand?

Der Tagesprophet hat seinen Reporter Winfried Weston nach Hogsmeade geschickt, um dort Professor Silvanus Kesselbrand zu besuchen. Über Jahrzehnte hat er als Lehrer in Hogwarts Schüler in Pflege magischer Geschöpfe unterrichtet, bis er sich vor zehn Jahren zur Ruhe setzte. Auf eine Krücke gestützt öffnet er dem Reporter die Tür und führt diesen ins Wohnzimmer.

WESTON: Professor Kesselbrand, lang ist es her, dass ich Ihr Schüler war. Wollten Sie schon immer Lehrer werden?
KESSELBRAND: Nein, tatsächlich habe ich erst eine Ausbildung als Wildhüter gemacht und dann auch eine ganze Weile auf einer Hippogreifenfarm gearbeitet. Als ich dann bei einem Unfall meinen rechten Fuß eingebüßt hatte, wollte man mich dort nicht weiter beschäftigen. So bin ich dann nach Hogwarts gekommen.
WESTON: Ist Ihnen die Umstellung schwer gefallen?
KESSELBRAND: Am Anfang war es schon eine große Umstellung. Immerhin gibt es in Hogwarts nur eine kleine Auswahl an magischen Wesen, die sich für den Unterricht eignen. Oftmals musste ich auf Tierwesen zugreifen, die mir von magischen Zoos oder Händlern zur Verfügung gestellt wurden, um auch mal exotische Wesen im Unterricht anbieten zu können. Manche von ihnen waren selbst mir nicht ganz geläufig, was auch zu dem einen oder anderen Zwischenfall führte.
WESTON: Weil es gerade dazu passt: Es heißt, Sie haben während Ihrer Lehrtätigkeit einen Rekord aufgestellt. Was hat es damit auf sich?
KESSELBRAND: Dass es ein Rekord war, habe ich erst nach meiner Lehrzeit erfahren. Es kam immer mal wieder zu kleineren Problemen, die dazu führten, dass ich vom Schulleiter verwarnt wurde und eine erneute Probezeit absolvieren musste. In meiner ganzen Zeit als Lehrer gab es zweiundsechzig offizielle Verwarnungen.
WESTON: Wie kam es dazu?
KESSELBRAND: Die spektakulärste Verwarnung war sicher die Aufführung der Schauspiel-AG, die ich in jenem Jahr geleitet hatte. Wir haben das Stück „Der Brunnen des wahren Glücks“ aufgeführt. Statt des Wurms habe ich eine verzauberte Aschwinderin eingesetzt, die zu einem Brand in der Großen Halle führte. Ebenso besonders in Erinnerung bleibt der Zwischenfall mit einem Erumpent. Ein Drittklässler hat sich nachts in das Gehege geschlichen und wollte dem Tier als Mutprobe einige Haare herausreißen. Als ich dazu kam, konnte ich den Jungen noch retten, aber die Explosion hat mir mein Bein weggefetzt und ich habe die meiste Zeit der Probezeit im Krankenflügel verbracht.
WESTON: Jetzt sind Sie seit zehn Jahren nicht mehr als Lehrer tätig, wie sieht Ihr Leben jetzt aus?
KESSELBRAND: Ich reise viel durch die Welt und lerne noch immer neue Tierwesen kennen. Zuletzt war ich in einem Drachenreservat in Rumänien. Faszinierende Tiere, diese Drachen. Auch wenn ich schon wieder ein paar meiner Holzprothesen, die mir Professor Dumbledore zum Ruhestand geschenkt hat, verloren habe. Bis zur Schlacht von Hogwarts habe ich Flubberwürmer gezüchtet. Es waren die einzigen Tierwesen, die meine Haushälterin in diesem Haus duldete.
WESTON: Was ist aus Ihrer Zucht geworden?
KESSELBRAND: Ich habe mich in jener Nacht auf den Dachboden gesetzt und die vorbei fliegenden Todesser mit meinen Würmern beworfen.
WESTON: Das war sicher… äh… sehr effektiv.
KESSELBRAND: Es war das einzige, was ich in meinem Zustand beitragen konnte. Ich hänge zu sehr an Hogwarts und eine solch beängstigende Nacht hatte ich zuvor noch nie erlebt. Irgendetwas musste ich doch tun. Was hätte ich für einen Drachen gegeben… Sie glauben mir nicht?

Professor Kesselbrand führt den Reporter auf den Dachboden. Unzählige Holzkisten mit etwas Stroh stehen kreuz und quer rund um einen Stuhl, der direkt an einer kleinen Dachluke steht. Von Flubberwürmern ist hier nichts mehr zu sehen, aber das Schloss ragt weit über die Dächer von Hogsmeade. Es war sicherlich eine besondere Nacht. Damit war das Interview beendet.

Bild von: Somnia