Alles begann im Sommer 2004 an einem entlegenen Stück der Steilküste in Wales, nicht weit von Pringloes. Pringloes ist ein verschlafenes Nest, das zur Hälfte aus Ferienwohnungen und Appartements besteht und von grünen Wiesen und wunderschöner Landschaft umgeben ist. Die dort heimische Bevölkerung sind hauptsächlich Hexen und Zauberer. In diesem idyllischen Örtchen verbrachte Stefan von Langenfels einige Wochen seiner Semesterferien. Er studierte seit einem halben Jahr Musik und sehnte sich nach etwas Ruhe und Erholung, um in diesen einsamen Wochen mit einer längeren Arbeit für die Münchner Universität vorankommen zu können. Während eines Spaziergangs an der Küste – es nieselte leicht und ein forscher Wind pfiff über die Steine hinweg – bemerkte er auf einmal einen Menschen in der Brandung, der viel zu nah an den Felsen von den Wellen hin- und hergeworfen wurde und verzweifelt versuchte, aus deren Reichweite und an Land zu kommen. Stefan, Rettungsschwimmer und auch sonst ein guter Sportler, überblickte die Situation rasch, bemerkte eine winzige geschützte Bucht, gute hundert Meter weiter und stürzte sich ohne noch länger zu überlegen ins eiskalte Wasser.
Nach gelungener Rettung nahm Stefan seinen Schützling mit in sein kleines Zimmerchen, damit sie beide trockene Kleidung anziehen und sich aufwärmen konnten. Er erfuhr, dass die Jugendliche mit den langen braunen Haaren, die er aus dem Meer gefischt hatte, während der Sommerferien bei ihren Eltern im Nachbarort wohnte, 16 Jahre alt war und Ayleen Springly hieß. Man verstand sich, entdeckte die gemeinsame Liebe zur Musik und verabredete sich für den nächsten Abend.
Diese Geschichte ist nicht nur der phantastische Beginn einer Liebegeschichte, sondern auch die Geburtsstunde einer Musikgruppe, von der einige von Euch sicher schon gehört haben: die Idee zur inzwischen bekannten a-Capella-Gruppe „Amaryllis“ nahm ihren Anfang in eben jenen Sommerferien in einem der vielen Fremdenzimmer von Pringloes.
Warum ich Euch das alles erzähle hat folgenden Grund: Ayleen war nicht irgendein 16jähriges Mädchen, Ayleen war Schülerin von Hogwarts, der Schule für Hexerei und Zauberei. Nachdem sie und zwei weitere Mitglieder von „Amaryllis“ ihr siebtes und damit letztes Schuljahr beendet hatten, wurde die Sache offiziell und die Gruppe fand sich endgültig: Stefan von Langenfels und Lukas Roth, deutsche Musikstudenten und Muggel, Ayleen Springly, Yasmina Raya (eine Spanierin) und Alan Milney, alle drei aus Ravenclaw und ebenso musikbegeistert wie die Nicht-Magier. „Amaryllis“ ist damit ein Unikat, denn bisher gab es keine bekannte, gemischte Zauberer-Muggle-Band.
Eine weitere Seltenheit stellt die Art ihrer Musik dar: die fünf benutzen keinerlei Instrumente, sie singen a-Capella und stellen alle Musikinstrumente und Geräusche vocal nach (wie viel Zauberei hier im Spiel ist lassen wir mal außen vor =). Bald gewannen die fröhlichen und begabten Jugendlichen die Herzen ihres sowohl magischen, als auch nichtmagischen Publikums und im Januar 2006 gelang ihnen der große Durchbruch in England, auf einem Festival in Liverpool. Seitdem ist die Gruppe auf Tournee und "singt und swingt" vor einer ganzen Menge von Fans – von der Jugend bis zur Großelterngeneration ist alles vertreten und begeistert. Das Programm von „Amaryllis“ erstreckt sich von den klassischen Liebesliedern über Freundschaft und Magie bis hin zu Kritik an Gesellschaft und Staat und bietet so nicht nur musikalisch sondern auch thematisch eine Bandbreite, in der für jeden etwas dabei ist. [Uralte, grauhaarige Muggel-Großmütter, die mit ihrem Gehstock den Takt auf den Boden klopfen sind also genauso häufig vertreten, wie kreischende und begeisterte 13jährige Hexen, die unbedingt ein Autogramm von den Jungs wollen oder Väter in der Midlife-Crisis, die sich in ihre Jugend zurücksehen und ihren Frauen versichern: „So war ich auch mal!“
„Amaryllis“ – woher stammt diese blumige Benennung einer Gruppe von fünf Sängerinnen und Sängern?
Eine gute Frage, auf die es viele Antworten gibt, mehr oder weniger glaubhafte, realistische und phantastische. Der Autorin dieses Artikels ist von offizieller Seite folgende Erklärung gegeben worden: das Geschlecht der von Langenfelser hat in seinem Familienwappen, die Blüte einer Amaryllis (und wohl auch eine gewisse magische Vergangenheit; Anm.d.Verfasserin). Stefan trug an jenem schicksalhaften Tag in Wales zufällig einen kleinen Anhänger um den Hals, auf dem sein Familienwappen eingraviert ist. Dieser Anhänger schützte ihn vermutlich vor der Zauberkraft der missgünstigen Nixe, die aus Eifersucht auf Ayleens Schönheit die Jugendliche zu sich in die Tiefen der See hatte holen wollen, und so konnte er das Mädchen vor dem sicheren Untergang retten und an Land bringen. Dadurch wurde das alte Schutzemblem des Langenfelser Adels zum Symbol des Schicksals und der Zusammengehörigkeit, erst des jungen Paares und dann der ganzen Musikgruppe. Ob das nun der wahre Grund für die Namensgebung ist oder nicht, eins ist sicher – „Amaryllis“ ist eine ganz besondere Musikgruppe!
In den nächsten Monaten werden die Jugendlichen (inzwischen alle zwischen 18 und 21 Jahre alt) eine Tournee einmal quer durch Großbritannien machen, anschließend wollen sie ihren Aktionsradius auf Deutschland ausweiten; die Ravenclaws sind schon fleißig dabei, ihre Sprachkenntnisse auszubauen, damit sie sich auch verständigen können, wenn sie die größten deutschen Städte abklappern und mit ihren Klängen erfreuen. Außerdem geht das Gerücht um, dass es eventuell einen Auftritt in Hogwarts geben wird, nachdem „Amaryllis“ auf die Insel zurückgekehrt ist. Diese Berichte sind jedoch noch in keinster Weise bestätigt und schon bald wird es noch viele andere Möglichkeiten geben „Amaryllis“ life zu erleben. Wer das nicht erwarten kann, kann einkaufen gehen, die CDs der bisher zwei Alben und drei Singles sind sowohl in Muggelläden als auch in der Winkelgasse zu finden – wobei die Versionen aus der Winkelgasse ein paar Extras zu bieten haben.
Das letzt Wort möchte ich „Amaryllis“ selbst überlassen und mit einigen Zeilen vom aktuellen Album „Dreams and Hopes“ abschließen:
I let an angel go with you,
invisible, unknown,
and my good wishes show you, too,
the way, for that your born.
noire_la_louve