So leuchtete pünktlich um Mitternacht das Schloss in den Schulfarben und eröffnete damit eine spektakuläre Illumination. Es waren alle Hausfarben vertreten, sie woben sich ineinander und bildeten schließlich einen leuchtenden Baum am Himmel; damit griff die Direktorin die Worte ihrer Begrüßungsrede auf „[...] so sollen alle Schülerinnen und Schüler wie die Wurzeln eines Baumes in einen gemeinsamen Stamm übergehen und in der Vielzahl seiner Äste die magische Welt zum Blühen bringen.“ Es darf wohl als Rede des Jahres bezeichnet werden, was Minerva McGonagall da sagte. Jedem Anwesenden wurde klar, dass sie damit ihre tiefsten Wünsche ausgesprochen hatte.
Ihrer Führung ist es zu verdanken, dass die Schulhäuser an Bedeutung verloren haben. Mittlerweile gehören hausübergreifende Lerngruppen zum Alltagsbild der Schule und demnächst soll es sogar möglich sein, dass Schüler auch in den Quidditch-Mannschaften anderer Häuser mitspielen können. Grund hierfür ist ein Antrag des Hauslehrers von Ravenclaw, dessen Hüter sich zu einem Austauschjahr in Frankreich aufhält. Den perfekten Ersatz fand der Kapitän allerdings im Hause Hufflepuff. Weder Prof. Sprout (Hauslehrerin Hufflepuff) noch ihr Mannschaftskapitän haben gegen diese hausexterne Verpflichtung etwas einzuwenden.
So war es auch nicht verwunderlich, dass beim diesjährigen Schulfest auch die ehemaligen Schüler bunt gemischt an den Tischen der Großen Halle saßen. Harry Potter (29), Bezwinger Lord Voldemorts, wurde sogar am Tisch der Slytherins gesehen. Dem Tagespropheten gegenüber äußerte er seine Freude, dass seine Kinder bald ebenfalls diese ehrwürdige Schule besuchen werden.
Zur Feier des Tages hatten sich die Schüler einiges einfallen lassen, um ihre Gäste zu begeistern: Es gab ein See-Quidditch-Turnier, bei dem mit verkleinerten Mannschaften über dem See gespielt wurde, der Lehrer für Magische Geschöpfe bot Führungen durch den Verbotenen Wald an und für die angehenden Schüler wurde eine Rallye über das Schlossgelände organisiert, bei der man an verschiedenen Stationen bereits in einige Unterrichtsfächer reinschnuppern konnte. Besonderer Beliebtheit erfreute sich der Schnupperunterricht in Zaubertränke, bei dem die Wirkweise verschiedener Zusatzstoffe an Mäusen getestet wurde, die jeder mit nach Hause nehmen durfte. Stolz präsentierten die jungen Magier ihren Eltern blaue, gelbe und sogar bunt geringelte Mäuse.
Bei Sonnenuntergang klang das Fest, das so spektakulär begonnen hatte, mit leisen Tönen aus. Alle Schüler, Lehrer und Gäste begaben sich zum See. Dort dankte Prof. McGonagall allen, die das Fest möglich gemacht hatten, und betonte, dass es vor allem die seien, die in der Schlacht um Hogwarts gekämpft haben und zum Teil nicht mehr unter uns weilten. Sie bat alle, in stillem Andenken eine schwimmende Kerze auf den ruhig daliegenden See zu setzen. In diese Stille hinein ertönten sanft die Klänge eines von Prof. Flitwick eigens für diesen Anlass komponierten Stückes mit dem Titel „Lied des Phönix“. Das Kerzenlicht glitzerte auf dem See, als der Krake sich langsam aus der Tiefe erhob und sich zu drehen begann, so dass die vielen hundert Lichter auf der Wasseroberfläche langsam in Bewegung gerieten. Dieses seltene Schauspiel wird vielen Magiern noch lange als Symbol, sowohl des Gedenkens an die Vergangenheit, als auch der Hoffnung auf eine Zukunft, in der alle magischen und nicht-magischen Wesen im Einklang zusammenleben, in Erinnerung bleiben.