Eberkopf renoviert

Das Haus steht, im Vergleich zu anderen bekannten Einrichtungen des Orts, in einer Seitenstraße und fällt wahrscheinlich vor allem durch die ungepflegte Fassade auf. Zumindest war es bisher der Fall, dass sich laut Umfrage des Tagespropheten nur die wenigsten Londoner Gäste in das Lokal wagten. Als Gründe wurden das heruntergekommene Haus, der bestialische Ziegengestank und von jenen, die doch einen Blick hinein warfen, der unglaublich unhygienische Zustand der Wirtsstube genannt. Trotzdem erfreute sich der Besitzer, der den meisten nur als „Aberforth“ bekannt ist, einiger Stammkunden, die die Atmosphäre des Lokals zu schätzen wussten und es aufgrund seiner Abgeschiedenheit aufsuchten.
„In den drei Besen tritt man sich ständig gegenseitig auf die Füße, es ist ein ewiges Gedränge zu jeder Uhrzeit und um sich unterhalten zu können, muss man mindestens zehn weitere Stimmen überschreien. Im Eberkopf ist das ganz anders, jeder hat seine ruhige Ecke und die Bedienung steht den drei Besen in nichts nach“, berichtete ein Einheimischer, der seit zwanzig Jahren Stammkunde in dem unscheinbaren Lokal ist.

Doch seit diesem Wochenende erstrahlt der „Eberkopf“ in neuem Glanz. Das Haus hat einen frischen Anstrich und ein neues Dach bekommen, Tür und Fensterrahmen leuchten in grünem Lack und das zuvor quietschende, verrostete Schild, wurde durch eine neue Illustration des namensgebenden Eberkopfs ersetzt. Es wurde bereits vermutet, dass es einen neuen Besitzer gäbe, doch sobald man eintritt, sieht man wie immer Aberforth hinter der – ebenfalls renovierten – Bar lehnen. Genauso wie die Fassade wurde der gesamte Schankraum erneuert. Die getäfelten Wände sowie neue Tische und Sitzgarnituren aus massivem Holz laden zum Verweilen ein, der Steinboden des Lokals ist wieder einwandfrei sichtbar und neue, dunkelgrüne Vorhänge zieren die Fenster.
Der Grund für die Erneuerung waren jedoch weder die wiederholte Bitte des Bürgermeisters, das heruntergekommene Haus endlich ausbessern zu lassen, noch das Naserümpfen so mancher Passanten.
„Es war Zeit für einen richtigen Frühjahrsputz und ganz Hogsmeade hat geholfen, das gesamte Haus in Schuss zu bringen“, erzählt der Besitzer und macht damit erneut auf die vorbildliche Gemeinschaftsarbeit des Orts aufmerksam, die man bereits bei erfolgreichen Aktionen wie dem „Eispalast“ bemerkt hat.
Allerdings weist Aberforth auf Anfrage sofort darauf hin, dass keine Neuorientierung des Wirtshauses geplant ist. „Ich bin wie immer für meine Kunden da, es hat sich im Grunde nichts geändert. Manch einem mag das Haus so besser gefallen und vielleicht kommen jetzt auch mehr Gäste … Aber ich hatte vorher keine Probleme und hol mir mit der Renovierung hoffentlich keine herein.“

Die sofortige Umfrage am ersten Betriebstag nach der Renovierung ergab, dass den meisten Stammkunden die Neuerungen vollkommen gleichgültig sind.
Manche hatten Bedenken, dass sich der „Eberkopf“ nun doch dem Druck der Masse gebeugt habe und bloß eine weitere Kopie anderer Wirtshäuser ist. Doch nach dem ersten Butterbier wird freudig festgestellt, dass sich die „urige Lokalität“ im Grunde nicht geändert hat.
Es werden auch einige neue Gäste angelockt, die das Wirtshaus von nun an als „gute Alternative zu den drei Besen“ sehen und dem Besitzer zu diesem bedeutenden Schritt herzlich gratulieren wollen.

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