Obscurus-Verlag in der Kritik
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Unbekannter Autor -
23. Juni 2010 um 00:00 -
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Doch in letzter Zeit häufen sich Klagen von Autoren über schlechte Korrekturen und Redigierungen ihrer Bücher. Rechtschreibfehler und fehlerhafter Satz wären beim Druck der Bücher aufgetreten, obwohl Manuskripte fehlerfrei und mit präzisen Angaben zum Satz versehen, an den Verlag geschickt worden wären.
Auch Feuilletonisten und Literaturkritiker bemängeln das Verlagsprogramm der letzten Zeit. Mr Scriba erzählte dem Tagespropheten, dass zunehmend literarisch fragwürdige Bücher und selbst solche, die im Ruche des Plagiats stünden, neuerdings im Obscurus-Verlag veröffentlicht würden. Mr Scriba forderte die verantwortlichen Leiter der Programmressorts auf, ihre derzeitige Buchstrategie zu überdenken und mehr auf Qualität als auf Quantität und unselige Geldscheffelei zu setzen.
Auf diese Vorwürfe angesprochen, ließ der Obscurus-Verlag eine Mitteilung ausgeben, in der er alle Vorwürfe für unzutreffend erklärte und auf die erfolgreiche Neuausrichtung hinwies:
„Mit dieser Strategie ist es dem Obscurus-Verlag gelungen, neue Leserschichten zu erschließen. Bücher wie „Atelotus Toadkill“ sind trotz ungnädiger Verrisse mancher Kritiker, die wir namentlich nicht nennen wollen, überaus erfolgreich und halten sich seit Wochen auf der Bestsellerliste der Hexenwoche. Wir sehen daher keinerlei Grund für eine Änderung unserer Verlagsausrichtung.“
Mr Scriba, dem wir diese Mitteilung vorlegten, konnte darüber nur lachen. Er machte darauf aufmerksam, dass „Atelotus Toadkill" in großen Teilen Auszüge aus einem weniger bekannten Buch bringe, das in einem anderen Verlag erschienen sei. Auch weitere Bücher des Obscurus-Verlags seien nicht der Phantasie des genannten Autors entsprungen, sondern zum Teil komplette Aneignungen urheberrechtlich nicht geschützter Werke fremder Autoren.
Mr Scriba: „Die neue Politik des Obscurus-Verlags besteht vor allem darin, frei verfügbare Texte zu nehmen, mit einem neuen Autor zu versehen, dem dann nur ein geringes Entgelt gezahlt wird und diese Texte groß zu vermarkten. Oftmals besteht ein umgekehrter Zusammenhang zwischen Qualität eines Buches und dem dafür getriebenen Vermarktungsaufwand. Doch gerade auch die negative Kritik der Feuilletonisten macht sich für den Verlag bezahlt. Denn nun möchten sich alle Feuilleton-Leser ein eigenes Bild von dem Buch machen und kaufen es. Das Sinnvollste wäre, man würde solche Bücher komplett ignorieren und gar nicht besprechen.“
Der Tagesprophet wird sich in Zukunft den Rat von Mr Scriba zu Herzen nehmen und nur noch solche Bücher besprechen, von deren Kauf und Lektüre der jeweilige Kritiker zumindest nicht abrät.