Der Fuchsbau

Irgendwo im Süden Englands liegt das kleine Muggeldorf Ottery St. Catchpole. Ein Dorf wie viele andere, ein paar Häuser, ein Pub, zwei, drei Läden und ringsherum eine sanfte Hügellandschaft mit saftigen Wiesen, Äckern und ab und zu ein paar Bäume, die sich alle Mühe geben, durch enges Zusammenrücken den Anschein eines Wäldchens zu erwecken.

Ein typisches britisches Dörfchen, liebevoll, verschlafen, und – berühmt in der magischen Welt.

So berühmt, daß Ottery St. Catchpole in Bathilda Bagshots Lehrbuch „Geschichte der Zauberei“ erwähnt wird. Denn dieses kleine Dorf wurde Heimat einer ganzen Reihe von Zaubererfamilien, die sich 1689 nach Verabschiedung des Internationalen Abkommens zur Geheimhaltung der Magie hier niederließen, um mitten unter den Muggeln unerkannt als Zauberer zu leben.

Eine dieser Familien, die heute in der Nähe des Dörfchens wohnen, sind die Weasleys. Sie sind in der magischen Welt sehr angesehen, auch wenn sie weder reich sind noch über großen Einfluß verfügen. Dafür gehören Arthur Weasley, seine Frau Molly und ihre sieben Kinder immerhin zu den ältesten reinblütigen Zaubererfamilien Britanniens.

Der Fuchsbau, so nennen die Weasleys ihr Zuhause, ist wohl ein früheres landwirtschaftliches Gebäude der Muggel oder ein ehemaliger Stall, der von den darin lebenden Zaubererfamilien nach und nach umgebaut und ihren Bedürfnissen angepaßt wurde.

Magie ist wirklich vonnöten, um so ein Haus entgegen allen Gesetzen der Statik vor dem Einsturz zu bewahren, denn ein Muggelhaus wäre bestimmt längst zusammengefallen, so krumm und windschief sieht es aus.

Die Bewohner hatten im Laufe der Zeit einfach ein Stockwerk auf das andere getürmt und angebaut, was ihnen gerade in den Sinn kam. Fünf wacklige Etagen sind es, die sich aneinanderklammern und obendrein noch ein rotes Ziegeldach mit vier oder fünf krummen Kaminen darauf. Neben dem Haus steht im Garten ein ebenso baufälliger Schuppen, Arthur Weasleys Hobbyraum. Hier hat er seine kostbaren Sammlungen an Motorteilen, Steckern, Glühbirnen, ekelektischen Geräten, Trödel und Muggel-Krims-Krams aller Art aufgehäuft.

Ach, welch ein Glück für ordnungsliebende Muggel wie die Dursleys, daß das Anwesen der Weasleys von einer hohen Hecke umgeben ist, die die Sicht versperrt auf den großen, herrlich verwilderten Garten, der sich rings um das Haus erstreckt und mit seinem wild wuchernden Gras, Unkraut, seltenen Blumen und knorrigen Bäume vielen nichtmenschlichen Bewohnern Platz bietet: Hühner, etliche Gartengnome und Frösche, die lautstark den großen Gartenteich bevölkern.

Geht man ganz durch den Garten hindurch, kommt man hinter dem Haus zu einem kleinen Hügel mit einer ehemaligen kleinen Pferdekoppel. Hier, hinter dichten Bäumen den Blicken der Muggel verborgen, haben die Weasleys ausreichend Platz, um einem ihrer liebsten Hobbys zu frönen - dem Quidditch.

Spätestens wenn man sich den Weg durch den Garten mit seinen wuchernden Blumenbeeten, gackernden Hühnern und herumliegenden Gummistiefeln gebahnt hat und im Erdgeschoß die Wohnküche der Weasleys betritt, weiß man, daß man sich in einem Zaubererhaus befindet.

Der alte hölzerne Eßtisch und die abgenutzte Küchenanrichte mögen ja noch muggelstämmig sein, aber ein sprechender Spiegel, Geschirr, das sich selber abwäscht und eine Uhr, die alles mögliche, nur nicht die Zeit anzeigt, sind schon ziemlich magisch. Der große Kamin bietet Reisemöglichkeiten via Flohnetzwerk und auf dem Sims befindet sich erbauliche Literatur des großen Gilderoy Lockhart zu allen Fragen der Welt.

Hinter der Küche führt ein schmaler Gang zu einer abgetretenen Holztreppe, die sich krumm und schief zu den Schlafzimmern in den oberen Stockwerke hinaufwindet. Das von Percy liegt im zweiten Stock, darüber wohnt Ginny. Den vierten bewohnen Fred und George und im fünften Stock schläft Ron.

Rot wie Rons Haare ist auch sein Mansardenzimmer. Die Wände zutapeziert mit zahllosen Bildern knallrot gekleideter Spieler der Chudley Cannons, sogar die Bettdecke leuchtet in den Farben von Rons Lieblingsquidditchmannschaft. Ansonsten das gleiche Chaos wie in jedem anderen Jungenzimmer auch: wahllos verstreute Comics, unters Bett geschobene Schulbücher und auf dem Fenstersims ein Aquarium mit abgestandenem Froschlaich.

Wenn man etwas laut lärmen hört, ist es nicht etwa die altersschwache Eule Errol, sondern ein leibhaftiger Ghul, der direkt über Rons Zimmer unter dem First ein eigenes Dachkämmerchen bewohnt und dafür sorgt, das es im Haus der Weasleys nicht zu still wird.

Quellen

  • Harry Potter und die Kammer des Schreckens, Kapitel 3 (Der Fuchsbau), Kapitel 4 (Bei Flourish & Blotts)
  • Harry Potter und die Heiligtümer des Todes, Kapitel 16 (Godric's Hollow)