Nach Abwesenheit vom FC bin ich erst jetzt auf diesen Thread an diesem Ort gestoßen. Vieles hab ich nachgelesen, Vieles aufgrund der Menge der Wörter übersprungen. Hab aber doch genug gelesen, um mich zu wundern, mit welcher Vehemenz JKR von einer Reihe der hier Diskutierenden angegangen wird. M. E. Wäre es sinnvoll, die beiden Stränge "gesellschaftlicher Umgang mit Personen mit abweichenden Gendermerkmalen " und "Meinungsfreiheit" auseinander zu halten. Ersterer sprengt den Rahmen dieses Threads und gehört, wie schon weiter oben jmd. schrieb, in den "Politik- und Philosophie-Tempel". *finde*
Also der 2. Strang. Darf JKR im freiheitlich demokratischen Westen das Recht auf freie Meinungsäußerung für sich in Anspruch nehmen? Eigentlich eine rhetorische Frage. Auf jeden Fall, ganz klar ja. Natürlich hat diese wie jede Freiheit auch Grenzen. Ob sie diese evtl. überschritten hat, darüber lässt sich streiten. Aber ich gebe zu bedenken, dass persönliche Meinung - für wissenschaftliche gelten klar andere Maßstäbe - immer subjektiv geprägt, also mehr oder weniger intensiv von der eigenen Biographie beeinflußt ist. Dasselbe gilt bei einer Autorin, wie JKR, natürlich auch für ihre Werke. Deshalb verstehe ich auch einige hier nicht, die meinen, man müsse Autorin und Werk trennen oder sie lieben das Werk, aber verwerfen die Autorin. Das geht nicht. Die Seele des Werks ist die Seele der Autorin, um es mal so pathetisch auszudrücken. Hat jemand hier die anderen Werke von JKR gelesen? Etwa die Cormoran-Strike-Krimis? Der 6. Band ist vor ein paar Tagen erschienen. Ich lese ihn gerade. Inzwischen ist mir klar geworden, wieso sie die unter Pseudonym schreibt. In den Bånden steckt noch wesentlich mehr von ihr drin als noch in HP. Ich glaube, sie hielte es schlicht nicht aus, die menschlichen Befindlichkeiten und seelischen Abgrűnde, die sie in ihrer bekannt genialen Art beschreibt / analysiert, mit ihrem eigenen Ich und Namen zu vertreten. Das Pseudonym verschafft ihr Distanz.
Zurück auf Anfang:
Mit JKRS Einlassungen zum Gender-Thema mag man einverstanden sein oder auch nicht, sie sind in jedem Fall diskutabel, können aber kein Auslöser von Hetze, Anfeindungen und shitstorms sein.
Genau diese eigene Erfahrung verarbeitet sie übrigens in "Das tiefschwarze Herz".