Adventskalender

1. Dezember

Weihnachten für Alle

„RUMMMS!“ Mit einem lauten Knall fiel die Tür ins Schloss. Kurz darauf stürmte Christin mit hochrotem Kopf in die Küche, wo ihre Mutter das Mittagessen vorbereitete. Sie warf ihre Jacke und die Schultasche in die Ecke, was ihr einen strengen Blick einbrachte. „Du bist sehr spät dran. Wo warst du so lange?“, fragte die Mutter streng. „Ich war mit Bettina in der Winkelgasse. Du glaubst ja gar nicht, was passiert ist,“ rief Christin außer Atem. Sie wühlte in ihrer Tasche und zog einen ziemlich zerknitterten Zettel heraus, den sie ihrer Mutter hinhielt. „Hier, lies mal“, meinte sie.
Die Mutter nahm den Zettel in die Hand und las die Mitteilung.

Liebe Zauberer und Hexen

Seit vielen Jahren erfreut sich unser Weihnachtsmarkt großer Beliebtheit.
Heute wollen wir euch eine Neuerung vorstellen:
Erstmalig können nicht nur Kaufleute, sondern auch Privatpersonen
einen Stand auf dem Weihnachtsmarkt führen.
Wer teilnehmen möchte, melde sich bei Madam Malkins.
Sie wird euch einen Platz zuweisen.

Wir freuen uns auf eine rege Teilnahme und wünschen allen viel Freude.

Die Kaufleute der Winkelgasse

„Wow“, entfuhr es ihr, „das ist ja eine tolle Idee.“ „Jaaaaa“, rief Christin, „Bettina und ich wollen auch einen Stand auf dem Weihnachtsmarkt haben. Wir haben schon mit Madam Malkin gesprochen und die hat es erlaubt.“ Die Mutter schaute sie nachdenklich an. „Was wollt ihr denn da verkaufen? Es sollte ja etwas sein, was nicht alle haben. Außerdem habe ich gar nichts da, was man verkaufen könnte.“ Stolz erwiderte Christin: „Bettina und ich haben schon eine Idee. Ich habe doch so viele Plüschtiere und Bettina will ihre aussortierten Kleider, Hosen und Pullover anbieten. Die Sachen sind wie neu und so tun wir noch etwas für die Umwelt. Es ist doch schade, wenn das weggeworfen wird. Madam Malkin war auch gleich begeistert. Jetzt musst du das nur noch erlauben.“

Die Mutter freute sich über den Eifer ihrer Tochter und gab die Erlaubnis gern. So machte sich Christin an die Arbeit und suchte die Plüschtiere aus, von denen sie sich trennen wollte. Sie entschied sich für Knuddelmuffs, Einhörner und Niffler in verschiedenen Farben und Größen. Im Geiste sah sie schon, wie sie Kinderaugen zum Leuchten brachten und packte die Tiere entschlossen in eine passende Kiste.

Als auch Bettina ihre Bekleidung ausgewählt hatte, machten sich die beiden auf den Weg in die Winkelgasse. Der Weihnachtsmarkt sollte schon ab Nachmittag stattfinden und deshalb war noch einiges vorzubereiten. Christins Mutter half ihnen, die Tische aufzustellen und mit weihnachtlichen Decken zu versehen. Am Rand legte sie einige Tannenzweige und stellte kleine Eulen darauf. Die Kinder waren begeistert und verteilten ihre Sachen übersichtlich auf die Tische.

Als die ersten Plüschtiere auf dem Tisch lagen, kam ein kleiner Junge vorbei und schaute sich die Auswahl an. Ein Minimuff hatte es ihm besonders angetan und er konnte seinen Blick nicht von ihm abwenden. Christin bemerkte ihn und fragte, ob er den Minimuff haben wolle. Traurig schüttelte der Junge den Kopf. „Ich habe kein Geld“, sagte er leise, „und meine Mama kann das nicht kaufen.“ Christin tat der Junge sehr leid und spontan nahm sie den begehrten Minimuff und drückte ihn dem Jungen in die Hand. „Hier“, sagte sie gerührt, „ich wünsche dir viel Freude damit.“ Ungläubig nahm der Kleine das Plüschtier in die Hand und drückte es fest an sich. Beglückt zog er von dannen. Christin schaute ihm hinterher und auf einmal schoss ihr ein Gedanke durch den Kopf.

„Bettina, Mama, ich habe eine Idee“, rief sie und erzählte den beiden von der Begegnung mit dem kleinen Jungen. „Es gibt bestimmt viele Menschen, die sich nicht viel kaufen können. Aber Weihnachten ist doch für alle da. Was haltet ihr davon, wenn wir die Sachen nicht verkaufen, sondern gegen eine Spende abgeben. Dann kann jeder so viel geben, wie er mag und kann. Das Geld spenden wir dann für das Kinderheim, damit auch diese Kinder Weihnachten feiern können.“ Gesagt, getan und so besorgten sie noch eine große Spardose, die sie gut sichtbar auf den Tisch stellten.

Das Wetter war gut und die Besucher drängten sich durch die Gasse, um die angebotenen Waren anzuschauen. Vieles wechselte den Besitzer und auch Christin und Bettina konnten ihre Sachen weitergeben. Da sie keine festen Preise hatten, spendeten die Leute mit großer Freude für den guten Zweck und die Spardose füllte sich immer weiter.

Nach einigen anstrengenden, aber auch schönen Stunden waren ihre Tische leer und sie gingen müde, aber glücklich nach Hause.

Als Christin abends im Bett lag, ließ sie den Tag noch einmal Revue passieren. Es war eine wunderbare Erfahrung und sie war sehr stolz. Mit einem Lächeln schlief sie ein und träumte sicher von ihrem ersten Stand auf dem Weihnachtsmarkt in der Winkelgasse.

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