 |  |  |
 |
Wachen! Wachen! von Terry Pratchett |
|
|
Vorgestellt von: Kaba (Slytherin)
|
Terry Pratchett ist einer der erfolgreichsten Britischen Autoren (vor J.K.Rowling der erfolgreichste) der Gegenwart. So hieß es 1998, dass jedes 100ste in England verkaufte Buch aus Pratchetts Feder stammt (eine gewaltige Zahl, wenn man bedenkt, wieviel Bücher jedes Jahr neu herausgegeben werden.). Er belegt regelmäßig die ersten Plätze der Bestsellerlisten, nicht selten mit mehreren Büchern gleichzeitig. Seine Bücher wurden in über 25 Sprachen übersetzt und er hat eine weltweite Fangemeinde (man siehe zB auch die vielen Fanpages im Internet.)
Terry Pratchett ist 1948 geboren und begann schon früh zu schreiben. Er veröffentlichte mit 15 Jahren seine erste Geschichte. Danach war er unter Anderem Redakteur bei einer Lokalzeitung, produzierte eine Cartoonserie, arbeitete als Pressesprecher für Kernkraftwerke („Welches Leck? - Oh, das Leck"), bevor der Erfolg der Scheibenwelt-Serie ihm ein Leben als Vollzeit-Autor ermöglichte.
Die Scheibenwelt ist ein flacher Planet - „wie eine geologische Pizza, jedoch ohne Sardellen" - welche auf dem Rücken von vier riesigen Elefanten ruht, welche wiederum auf der Sternschildkröte Groß-A`Tuin stehen. Diese etwas andere Welt dient Pratchett als Hintergrund für seine etwas andere Weltsicht. Seine Geschichten sind nicht nur Fantasy oder Satire, sondern auch (oder vor allem) benutzt Pratchett sie als Mittel, um uns die Sicht auf die Belange unserer Zeit zu eröffnen. So sind seine Bücher vollgestopft mit kleinen Weisheiten kleiner Leute, die einen etwas merkwürdigen Blick für die Realität haben. In sofern stimmt, was die Mail on Sunday schrieb: „Er ist Moralist, Philosoph und Humanist…". Aber vor allem ist er ein pointensicherer Humorist mit einem unglaublichen Einfallsreichtum. Ab einem Alter von ca. 14 Jahren wird man sicherlich sehr viel Freude an seinen Büchern haben.
Mittlerweile sind rund 35 Scheibenwelt-Romane erschienen, die sich grob in vier Gruppen aufteilen lassen.
Zum Einen die Zauberer-Romane um den unfähigen Zauberer Rincewind, dessen größtes Talent im weglaufen vor selbst verursachten Schwierigkeiten besteht.
(Die Farben der Magie ist der erste Roman der Rincewind-Reihe und somit als Einstieg in diese zu empfehlen, wenn er auch meiner Meinung nach nicht der beste der Reihe ist).
Dann die Bücher über die Hexen, namentlich Oma ‚Esme´ Wetterwachs, erste unter gleichen, einer Hexe mit einem Stolz wie Stahlbeton, mit allen Eigenschaften einer klassischen ‚bösen´ Hexe ausgestattet, bewirkt sie doch Gutes auf die gleiche Weise wie „eine kalte Dusche oder flottes Laufen."
Die Tod-Reihe handelt von Tod, der eine Schwäche für die Menschheit (und auch für Currygerichte) hat (Gevatter Tod 1987 / 1990)
Und neben eher unabhängigen Werken (Pyramiden, Voll im Bilde, Einfach Göttlich) gibt es als vierte Gruppe die Wachen-Romane aus der ich als Einstiegsroman das erste Buch der Reihe vorstellen möchte.
Wachen! Wachen! (Guards! Guards! 1989 / 1991) ist eine Parodie auf die Kriminalgeschichten, wie sie zB von Raymond Chandler geschrieben wurden. In Ankh-Morpork, der grossen Scheibenwelt-Metropole, von der es heißt, nicht alle Strassen würden zu ihr führen, sondern von ihr fort, hat die Nachtwache unter Hauptmann Mumm nicht viel zu tun, ausser durch die Strassen zu ziehen und alles ist gut zu rufen. Denn der Patrizier der Stadt hat folgende Auffassung: Da Kriminalität nicht auszurotten ist, sollte sie wenigstens organisiert sein. So gibt es zB die Diebesgilde die viel besser als die Wache das Verbrechen kontrollieren kann: wehe dem Dieb, der ohne Lizens stiehlt oder sein ihm zustehendes Verbrechensniveau überzieht.
Die Wache musste sich doppelt anstrengen, um das Ausmaß der Kriminalität auch nur ein wenig zu senken;
die Gilde erreichte das gleiche Ziel, indem sie einen arbeitsfreien Tag einlegte.
In dieser Zeit beginnt eine Verschwörung gegen den Patrizier mit dem Ziel, wieder einen König nach Ankh-Morpork zu holen. Der Plan ist so einfach wie genial: Man beschwöre einen Drachen welcher droht, die Stadt zu verwüsten. Wie jeder weiss, erscheint in der allerhöchsten Not ein Retter in schimmernder Rüstung und glänzendem Schwert, der die Stadt rettet und sich als letzter Erbe des Thrones herausstellt. Und wenn nicht, so hilft man etwas nach, indem man einen etwas einfältigen möchtegern-Helden gegen den Drachen reiten lässt und diesen im geeigneten Moment wieder hinfort beschwört.
Leider sind Drachen etwas eigen und haben es nicht so gern, hin und her geschickt zu werden. So findet auch dieser, auf Rache sinnend, einen Weg zurück nach Ankh-Morpork. Und auch wenn die Verschwörung nicht ganz gelungen ist, so doch in dem Punkt, dass die Stadt einen neuen König erhält, denn schon nach kurzer Zeit hat sich die Bevölkerung an den Drachen als Herrscher gewöhnt. Immerhin hat ein feuerspeiender Drache gewisse Vorteile bei der Innenstadtsanierung oder in der Aussenpolitik. Allerdings gefällt nicht allen die Entwicklung, insbesondere die Diät des Drachen stösst manchen Bewohnern auf, vor allem jenen mit jungen Töchtern. Denn so ein Drache verspeißt nun mal gerne jungfräuliche Mädchen. Als erste geopfert werden soll die Hochwohlgeborene Lady Käsedick, Züchterin, Pflegerin und Kennerin von Sumpfdrachen, kleinen Verwanden der Draco nobilis, die gern als Haustier genommen werden. Doch Hauptmann Mumm geht dies gewaltig gegen des Strich, dass in seiner Stadt plötzlich Menschenopfer stattfinden sollen…
Ob und wie die Stadt vor dem Drachen geretet wird, sei nicht verraten. Nur dass die Ehre der Rettung keinem Helden gebührt sei noch angemerkt.
Ich habe vor 5 Jahren meinen ersten Pratchett-Roman gelesen und seit dem ca. 30 der 35 erchienenen Bücher gelesen. Mit jedem neuen Buch hatte ich mehr Spaß an dieser `Scheibenwelt´, denn mit jedem neuen Buch ergab sich eine neue Verbindung zwischen den einzelnen Teilen der Welt. So ist die ganze Scheibenwelt-Reihe wie ein riesiges Puzzle das niemals ganz fertig zu werden scheint, aber mit jedem einzelnen Teil ein bisschen interessanter anzuschauen ist.
In den meisten Büchern nimmt Pratchett ein einzelnes Thema auf, das er mal ein bisschen versteckt und mal ganz offen auf die Schippe nimmt. So kann man sich zB bei Rincewind köstlich über eine Parodie von McCaffreys Drachenreiter amüsieren oder mit den Hexen von Lancre über Shakespeare. Besonders mag ich, wenn die Handlung kurz unterbrochen wird (vor allem in den späteren Romanen) zu einem aberwitzigen Exkurs über Gott und die Welt. Der Roman Wachen! Wachen! ist ein guter Einstiegsroman für die Scheibenwelt-Serien. Die Figuren werden gut vorgestellt und man bekommt einen guten ersten Eindruck über die skurile Weltdarstellung.[zurück zu Fantasy - Fremde Welten]