Allgemeines zum Buch Erdsee und dem Autor Ursula K. LeGuin Das hier stellvertretend vorgestellte Buch „Der Magier der Erdsee“ ist der erste Teil der Fantasy-Quintologie „Erdsee“, bestehend aus „Der Magier der Erdsee“ (1968/1979), „Die Gräber von Atuan“ (1971/1979), „Das ferne Ufer“ (1972/1979) und den Nachzüglerromanen „Tehanu“ (1990/1992) und „Rückkehr nach Erdsee“ (2001/2004) sowie der Kurzgeschichtensammlung „Das Vermächtnis von Erdsee“ (2001/2005). Die ersten vier Bände wurden als Sammelband bei Piper für 12,95 € wieder aufgelegt. Die Autorin Ursula K. LeGuin, 1929 in Berkley geboren, schreibt seit 1962. Sie galt in den 70er Jahren als eine der wichtigsten Schriftsteller der Phantastischen Literatur (sie bewegt sich in der fließenden Grenze zwischen Science Fiction und Fantasy) und wurde mit Preisen überhäuft (darunter fünf Hugo Awards und vier Nebula Awards, einen für den vierten Band des Erdsee-Zyklus). Allgemein tendieren ihre Bücher dazu, die Leserschaft zu spalten. So auch dieser Zyklus (man muss nur die Kundenrezensionen bei Amazon durchsehen). Bei LeGuin ist häufig das Innere des Protagonisten und die Gründe seines Handelns die eigentliche Geschichte, was viele Leser vielleicht als langweilig ansehen können. In der Tat erwartet einen mit „Der Magier der Erdsee“ kein Sword-and-Sorcery-Roman sondern eher ein stilles, fast schon philosophisches Buch. Dieser etwas düstere Fantasy-Roman ist als Jugendbuch konzipiert, wird aber auch von Erwachsenen verschlungen, so dass er von 10-100 Jahren zu empfehlen ist. Inhaltsbeschreibung zum Buch Erdsee von Ursula K. LeGuin Auf der Insel Gont lebt ein kleiner Junge, den alle Sperber nennen. Schon früh entdeckt er die Macht der Zauberei in sich und kann sein Dorf durch einen Nebelzauber vor dem Angriff plündernder Horden retten. Dadurch wird der Magier Orgion auf ihn aufmerksam und nimmt ihn als Lehrling auf. Allerdings ist seine Hauptlektion zunächst Geduld, was den jungen Sperber doch sehr langweilt. So ist Sperber, um seine Macht einem Mädchen zu beweisen, gern bereit, auf eigene Faust in den Büchern seines Lehrers zu stöbern. Dabei entdeckt er eine Beschwörungsformel für Tote. Obwohl er den Sinn der Worte nicht versteht, wird durch seine Macht etwas auf der anderen Seite auf ihn aufmerksam. Sein Lehrer erkennt das Potential, das in Sperber steckt und lässt ihn auf die Insel Rok zur großen Zauberschule der Erdsee. Dort erlernt er die Hintergründe der Magie, dass alles und jedes einen wahren Namen hat und dass Wissen dieses Namens auch Wissen über sein wahres Sein bedeutet. Sperber, oder mit wahrem Namen Ged, ist so wissbegierig, dass er in kurzer Zeit selbst Studenten höherer Klassen überholt. Jedoch verleitet ihn sein Stolz wieder zu einer Demonstration seiner Macht. Er versucht eine Beschwörung, bei der er jenes Wesen aus dem Totenreich freisetzt. Dabei kommt er gerade noch mit dem Leben davon, wagt es aber nicht mehr, Magie zu beschwören, denn das Wesen verfolgt ihn und wird durch seine Macht angezogen. Um sich zu verbergen, nimmt Sperber eine Stelle als Dorfzauberer auf einer kleinen Fischerinsel an. Mit der Zeit sieht er allerdings ein, dass ein Versteckspiel mit seinem grauenhaften Verfolger auf Dauer keinen Sinn hat. Da allerdings einige Drachen, Überbleibsel aus Urzeiten, die noch in der wahren Sprache reden, die Insel bedrohen, zieht er diesen zunächst entgegen, um seine Verpflichtung den Bewohnen gegenüber zu erfüllen. Nachdem er den Drachenfürsten besiegt hat, indem er seinen Namen erraten hat, begibt er sich auf eine lange Flucht vor dem Schatten durch viele Länder der Erdsee. Dennoch entkommt er ihm einmal nur durch viel Glück, denn das Wesen kennt seinen wahren Namen und besitzt somit alle Macht über Sperber, während dieser nicht einmal weiß, was für ein Wesen ihn verfolgt. Nun besinnt er sich auf sein Wissen und auf das, was er an der Zauberschule gelernt hat. Er besinnt sich auf sein Geschick, die wahren Namen herauszufinden, und beschließt, seinerseits das Wesen zu verfolgen, um hinter sein Geheimnis zu kommen ... Die Meinung von Markus (Slytherin) zu Erdsee von Ursula K. LeGuin Dieses Buch wird zu Recht als Meilenstein der Fantasy-Literatur bezeichnet und von manchen auf eine Stufe mit Tolkiens „Herr der Ringe“ gestellt. Ich möchte mich dieser Meinung nicht anschließen, da ich beide für nicht vergleichbar halte. Zu verschieden sind Absicht, Herangehensweise und Methode der Autoren. Mich persönlich hat Erdsee nachhaltiger berührt, da es dem Leser meines Erachtens mehr Mitdenkfreiheit, insbesondere bei den späteren Büchern, gibt. In der Tat merkt man den mittlerweile fünf bzw. sechs Bänden ihre unterschiedlichen Entstehungszeiten zum Teil deutlich an. Während die ersten drei Bände für ein jugendliches, abenteuerlustigeres Publikum gedacht sind und noch recht geradlinig ihre Geschichte entwickeln, entfaltet LeGuin in den späteren Werken mehr die innere Perspektive der Protagonisten und verwebt Erdsee und deren Mythologie und Philosophie zu einem in sich schlüssigen, sehr menschlichen Gesamtkunstwerk. Ein kleiner, störender Wermutstropfen dieses Buches ist die Übersetzung. Leider wurde die wunderschöne, verschnörkelte Wortwahl in der Übersetzung auf alt getrimmt und wirkt eher staubig und trocken. Trotz dieses Mangels möchte ich LeGuins „Erdsee“ jedem empfehlen, der bei Fantasy nicht nur an Schwertkämpfe und Zauberstabschwingen denkt.[zurück zu Fantasy - Hexen und Zauberer] |