Allgemeines zum Buch Picknick am Wegesrand und dem Autor Arkadi und Boris Strugazki Arkadi und Boris Strugazki sind die wahrscheinlich bekanntesten und bedeutendsten russischen Autoren im Bereich Science Fiction (bzw. Phantastik). Arkadi Strugazki (1925 in Batumi, Georgien geboren, 1991 in Moskau gestorben) studierte Anglistik und Japanologie, sein Bruder Boris (1933 in Leningrad geboren) studierte Astronomie. Seit den fünfziger Jahren schrieben sie bis zu Arkadis Tod 1991 stets gemeinsam eine Vielzahl von zum Teil preisgekrönten Romanen und Erzählungen. Allerdings waren sie wegen der in ihren Büchern enthaltenen Gesellschaftskritik in der UdSSR nicht unumstritten und einige ihrer Bücher sogar verboten. Auch wenn ihre Werke hauptsächlich Mittel der Science Fiction verwenden, lassen die beiden Autoren geschickt Elemente des russischen Märchens einfließen, so dass ihre Bücher allgemeiner der Phantastik zuzuordnen sind. Einige Geschichten der Strugazkis wurden auch verfilmt, wie zum Beispiel in Deutsch-Russischer Koproduktion „Es ist nicht leicht ein Gott zu sein“. Auch das hier vorgestellte Buch war Vorlage zu dem sehr empfehlenswerten Film „Stalker“ des Regisseurs Tarkowski, zu dem die Strugazkis auch mehrere Drehbuchvarianten schrieben. Eine davon wurde als Kurzgeschichte unter dem Titel „Die Wunschmaschine“ veröffentlicht. „Picknick am Wegesrand“ von 1971 ist der international erfolgreichste Roman der Strugazkis, was neben Tarkowskis Verfilmung auch daran liegt, dass die Autoren hier eine ausgesprochen originelle Idee zum Thema „Besucher aus dem Weltraum“ vorlegen und mit einem sehr facettenreichen Charakter, dem Schatzsucher Schuchart, aufwarten. Dieses Buch ist ein sehr guter Einstieg in die Welten der Strugazkis. Wie in vielen ihrer Romane geht es den Autoren in erster Linie um die Personen in ihrer Umgebung und Gesellschaft. Die Geschichte wird aus der Perspektive des Schatzsuchers Schuchart erzählt, womit der Leser die ihn umgebende Welt von innen heraus kennenlernt, ohne dass ein allwissender Erzähler sie interpretiert. Das Buch kann Lesern ab 12 Jahren empfohlen werden, jedem ab 16 sei es jedoch ausdrücklich ans Herz gelegt. Inhaltsbeschreibung zum Buch Picknick am Wegesrand von Arkadi und Boris Strugazki Vor einigen Jahren landeten außerirdische Besucher auf der Erde und verschwanden ungesehen wieder. Ihre einzige Hinterlassenschaft sind die Zonen genannte Landeplätze, in denen merkwürdige, unerklärliche und zum Teil gefährliche Artefakte und Begebenheiten nicht nur Wissenschaftler und Militärs auf den Plan rufen. Schmuggler und Schatzsucher versuchen, dort ihr Glück zu machen und den Gefahren, sowohl der Zone selbst als auch den UN-Streitkräften, die diese Zonen abriegeln, zu trotzen. Roderik Schuchart, Angestellter im neugegründeten Institut für außerirdische Kulturen, ist einer von ihnen. Mit nächtlichen Besuchen in der Zone finanziert er seine häufigen Kneipenbesuche und bietet seiner Frau und seiner kleinen Tochter, die, wie viele Kinder in der Nähe der Zone, genetisch geschädigt ist, ein einigermaßen gutes Auskommen. Als bei einem offiziellen Besuch in der Zone sein Freund und Vorgesetzte, der russische Wissenschaftler Kirill, ums Leben kommt, gibt Schuchart sich dafür die Schuld. Er kündigt am Institut und lebt fortan hauptsächlich vom Schmuggel. Bei einem seiner Raubzüge verunglückt sein Kompagnon in der Zone und verrät Schuchart als Gegenleistung für seine Rettung den Weg zur sogenannten goldenen Kugel, die hinter tödlichen Fallen irgendwo in der Zone verborgen sei und jeden Wunsch erfüllen soll. Zunächst tut Schuchart dies als Hirngespinst ab und schmuggelt nach Bestellung weiter. Eines Tages wird er bei der Übergabe seiner Waren geschnappt und für mehrere Jahre eingesperrt. Inzwischen zeigt sich mehr und mehr, dass der Versuch, mit wissenschaftlichen Mitteln die Absichten der Außerirdischen aus ihren Hinterlassenschaften zu ergründen, kaum zum Erfolg führen wird. Man findet sich langsam damit ab, dass der Besuch gar nicht den Menschen gegolten hat, sondern vielleicht nur eine kurze Rast der Fremden, bei dem sie einfach ihren Müll liegengelassen haben. Wie Menschen bei einem Picknick am Wegesrand vielleicht ihre Zigaretten neben einen Ameisenhaufen werfen und die Batterien ihrer MP3-Player wechseln, während etwas Benzin aus dem Auto tropft. Zurück aus dem Gefängnis entsinnt sich Schuchart der goldenen Kugel. Er entschließt sich, sie zu finden, um seiner mittlerweile stark veränderten Tochter zu helfen. Um den vielen Fallen auf dem Weg zu entgehen, nimmt er den Sohn seines damaligen Auftraggebers mit, wobei er den Tod des Jungen mit einplant. Als Schuchart schließlich am Ziel angelangt, erkennt er seine Unfähigkeit, die innersten Wünsche zu artikulieren und scheitert an seinem Gewissen. Die Meinung von Markus (Slytherin) zu Picknick am Wegesrand von Arkadi und Boris Strugazki Das Buch gehört zu meinen erklärten Lieblingsbüchern der Strugazkis und damit zu einem meiner Lieblingsbücher überhaupt. Die Autoren haben einen erfrischend neuen und durchaus realistischen Kontakt mit Außerirdischen als Ausgangspunkt ihrer Geschichte gefunden. Anstatt der sonstigen Ideen einer Invasion durch feindliche Wesen wie in Krieg der Welten oder den Besuchen hilfreicher Hochkulturen bei „Contact“ oder „Star Trek“, sind die Außerirdischen bei „Picknick am Wegesrand“ längst verschwunden und die Menschen stehen mit staunenden Augen vor einem Haufen unerklärlicher Hinterlassenschaften. Vor diesem Hintergrund erzählen die Strugazkis eine erstaunlich dichte und vielschichtige Geschichte. Zunächst werden die Zone und die Artefakte mit ihren Geheimnissen und Gefahren stimmungsvoll beschrieben. Auch die Gesellschaft der an der Zone gelegenen Stadt Harmont wird kritisch, erschreckend präzise und realistisch in ihrem Umgang mit und ihrem Wandel durch die Zone dargestellt. Der Charakter des Schatzsuchers Schuchart, anfänglich einfach, geradlinig, optimistisch und unangepasst, verändert sich im Laufe der acht Jahre, die der Roman umfasst, langsam und nachvollziehbar zu einem verzweifelten, an der gesellschaftlichen Kälte zerbrochenen Menschen, dessen letzte Hoffnung in der märchenhaften Wunschmaschine in der Zone liegt. Da die Geschichte aus seinem Blickwinkel erzählt wird, ändert sich mit seiner Stimmungslage auch der Erzählstil vom spannenden Abenteuerroman zum phantastischen Märchen. Angenehm ist auch, dass man wie die Charaktere nichts über die Besucher und ihre Absichten erfährt und der Leser auch am offenen Ende nicht aufhören kann, sich mit diesem „Gedankenexperiment zur experimentellen Geschichtsforschung“ (nach Stanislav Lem) auseinanderzusetzen.[zurück zu Science Fiction] |